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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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der Zwölff Bücher Virgilins.
Das Dritte Buch.

ENeas fähret fort/ und erzählet/ wie er nach
der zerstörung mit seinen geferthen sich
habe auff das meer begeben/ ungewiß/
wohin ihn das verhängnüß der Götter führen
möchte/ da gedencket er erstlich des ungetrewen
wirths/ des königes in Thracien Polymestorts/
dem der Trojanische könig Priamus den jüng-
sten printz Polydorum mit einem grossen schatz
vor der belägerung zugeschicket/ denselben zu er-
zichen; Er Polymestor aber habe aus verfluch-
tem geitz das printzlein ermordet und den schatz
zu sich genommen/ darnach berichtet er/ wie er
viel Insulen in Jönischem Meer durchsegelt
und herumb geirret habe/ an welchem orte gros-
se und abscheuliche raubvögel/ die Harpyien ge-
nandt/ sich befunden/ welche/ als sie am gestade
gegessen/ mit grossem ungestümm auff sie herge-
fahren/ das essen bemackelt und geraubet haben/
auch ihnen propheceyet/ sie würden nicht eher/
als bis sie die eusserste hungersnoht triebe/ die
teller (die sie vom brodte macheten) auff zuessen/
in Italien gelangen: weiter erwehnet er/ wie
durch die gemeine sage ihm sey zu ohren gekom-
men/ daß Hectors gemahlin Andromache des

fein-
U u
der Zwoͤlff Buͤcher Virgilins.
Das Dritte Buch.

ENeas faͤhret fort/ und erzaͤhlet/ wie er nach
der zerſtoͤrung mit ſeinen geferthen ſich
habe auff das meer begeben/ ungewiß/
wohin ihn das verhaͤngnuͤß der Goͤtter fuͤhren
moͤchte/ da gedencket er erſtlich des ungetrewen
wirths/ des koͤniges in Thracien Polymeſtorts/
dem der Trojaniſche koͤnig Priamus den juͤng-
ſten printz Polydorum mit einem groſſen ſchatz
vor der belaͤgerung zugeſchicket/ denſelben zu er-
zichen; Er Polymeſtor aber habe aus verfluch-
tem geitz das printzlein ermordet und den ſchatz
zu ſich genommen/ darnach berichtet er/ wie er
viel Inſulen in Joͤniſchem Meer durchſegelt
und herumb geirret habe/ an welchem orte groſ-
ſe und abſcheuliche raubvoͤgel/ die Harpyien ge-
nandt/ ſich befunden/ welche/ als ſie am geſtade
gegeſſen/ mit groſſem ungeſtuͤmm auff ſie herge-
fahren/ das eſſen bemackelt und geraubet haben/
auch ihnen propheceyet/ ſie wuͤrden nicht eher/
als bis ſie die euſſerſte hungersnoht triebe/ die
teller (die ſie vom brodte macheten) auff zueſſen/
in Italien gelangen: weiter erwehnet er/ wie
durch die gemeine ſage ihm ſey zu ohren gekom-
men/ daß Hectors gemahlin Andromache des

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[[673]/0695] der Zwoͤlff Buͤcher Virgilins. Das Dritte Buch. ENeas faͤhret fort/ und erzaͤhlet/ wie er nach der zerſtoͤrung mit ſeinen geferthen ſich habe auff das meer begeben/ ungewiß/ wohin ihn das verhaͤngnuͤß der Goͤtter fuͤhren moͤchte/ da gedencket er erſtlich des ungetrewen wirths/ des koͤniges in Thracien Polymeſtorts/ dem der Trojaniſche koͤnig Priamus den juͤng- ſten printz Polydorum mit einem groſſen ſchatz vor der belaͤgerung zugeſchicket/ denſelben zu er- zichen; Er Polymeſtor aber habe aus verfluch- tem geitz das printzlein ermordet und den ſchatz zu ſich genommen/ darnach berichtet er/ wie er viel Inſulen in Joͤniſchem Meer durchſegelt und herumb geirret habe/ an welchem orte groſ- ſe und abſcheuliche raubvoͤgel/ die Harpyien ge- nandt/ ſich befunden/ welche/ als ſie am geſtade gegeſſen/ mit groſſem ungeſtuͤmm auff ſie herge- fahren/ das eſſen bemackelt und geraubet haben/ auch ihnen propheceyet/ ſie wuͤrden nicht eher/ als bis ſie die euſſerſte hungersnoht triebe/ die teller (die ſie vom brodte macheten) auff zueſſen/ in Italien gelangen: weiter erwehnet er/ wie durch die gemeine ſage ihm ſey zu ohren gekom- men/ daß Hectors gemahlin Andromache des fein- U u

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. [673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/695>, abgerufen am 18.04.2024.