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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Fünffte Buch.
Was hast du/ vater doch Neptunus fürgenommen/
Daß du läßt über uns ein solches wetter kommen?
Nach diesem lässet er die segel ziehen ein/
Vnd mahnet/ daß man sol zu rudern ämbsig seyn.
Er lencket nach dem wind die segel in die krümme/
Damit er/ wie sichs füg/ entgeh des meeres grimme;
Vnd sprach: O tapffrer fürst Enea wenn mir dis
Auch selbst der Jupiter gelobte für gewiß
Würd ich doch keinen trost noch zuversicht gewinnen/
Das wir bey solchem stand des wetters solten können
In Welschland kommen hin: Die wind erheben sich
Vom finsterm abendland und brausen grimmiglich;
Sie streiten über-zwerch/ der himmel wird verhüllet/
Und wird die gantze lufft mit dicker dunst erfüllet;
Wie sehr wir uns bemühn/ ists doch umbsonst gethan/
Es nützet nicht/ daß wir die ruder schlagen an/
Dieweil nun das gelück spielt meister und regieret/
So last uns folgen nur/ wohins uns rufft und führet;
Laßt kehren umb das schiff; Auch läßt sichs/ wie ich kan
Vermuthen/ bald am port des bruders kommen an/
Des Eryx/ zu dem wir uns aller treu vorsehen;
Ingleichem können wir nach dem gestade gehen
Des lands Sicilien; Wenn anders ich nicht bin/
Was das gestirn betrifft/ verirrt in meinem sinn.
Da sagt Eneas drauff: Ich hab es längst gesehen
Daß solcher massen uns die wind entgegen stehen/
Und daß du dich umbsonst dargegen mühst und stemmst/
In dem du nur den lauff mit vollem segel hemmst
Bey
Das Fuͤnffte Buch.
Was haſt du/ vater doch Neptunus fuͤrgenommen/
Daß du laͤßt uͤber uns ein ſolches wetter kommen?
Nach dieſem laͤſſet er die ſegel ziehen ein/
Vnd mahnet/ daß man ſol zu rudern aͤmbſig ſeyn.
Er lencket nach dem wind die ſegel in die kruͤmme/
Damit er/ wie ſichs fuͤg/ entgeh des meeres grimme;
Vnd ſprach: O tapffrer fuͤrſt Enea wenn mir dis
Auch ſelbſt der Jupiter gelobte fuͤr gewiß
Wuͤrd ich doch keinen troſt noch zuverſicht gewinnen/
Das wir bey ſolchem ſtand des wetters ſolten koͤnnen
In Welſchland kommen hin: Die wind erheben ſich
Vom finſterm abendland und brauſen grimmiglich;
Sie ſtreiten uͤber-zwerch/ der himmel wird verhuͤllet/
Und wird die gantze lufft mit dicker dunſt erfuͤllet;
Wie ſehr wir uns bemuͤhn/ iſts doch umbſonſt gethan/
Es nuͤtzet nicht/ daß wir die ruder ſchlagen an/
Dieweil nun das geluͤck ſpielt meiſter und regieret/
So laſt uns folgen nur/ wohins uns rufft und fuͤhret;
Laßt kehren umb das ſchiff; Auch laͤßt ſichs/ wie ich kan
Vermuthen/ bald am port des bruders kommen an/
Des Eryx/ zu dem wir uns aller treu vorſehen;
Ingleichem koͤnnen wir nach dem geſtade gehen
Des lands Sicilien; Wenn anders ich nicht bin/
Was das geſtirn betrifft/ verirrt in meinem ſinn.
Da ſagt Eneas drauff: Ich hab es laͤngſt geſehen
Daß ſolcher maſſen uns die wind entgegen ſtehen/
Und daß du dich umbſonſt dargegen muͤhſt und ſtemmſt/
In dem du nur den lauff mit vollem ſegel hemmſt
Bey
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[204/0226] Das Fuͤnffte Buch. Was haſt du/ vater doch Neptunus fuͤrgenommen/ Daß du laͤßt uͤber uns ein ſolches wetter kommen? Nach dieſem laͤſſet er die ſegel ziehen ein/ Vnd mahnet/ daß man ſol zu rudern aͤmbſig ſeyn. Er lencket nach dem wind die ſegel in die kruͤmme/ Damit er/ wie ſichs fuͤg/ entgeh des meeres grimme; Vnd ſprach: O tapffrer fuͤrſt Enea wenn mir dis Auch ſelbſt der Jupiter gelobte fuͤr gewiß Wuͤrd ich doch keinen troſt noch zuverſicht gewinnen/ Das wir bey ſolchem ſtand des wetters ſolten koͤnnen In Welſchland kommen hin: Die wind erheben ſich Vom finſterm abendland und brauſen grimmiglich; Sie ſtreiten uͤber-zwerch/ der himmel wird verhuͤllet/ Und wird die gantze lufft mit dicker dunſt erfuͤllet; Wie ſehr wir uns bemuͤhn/ iſts doch umbſonſt gethan/ Es nuͤtzet nicht/ daß wir die ruder ſchlagen an/ Dieweil nun das geluͤck ſpielt meiſter und regieret/ So laſt uns folgen nur/ wohins uns rufft und fuͤhret; Laßt kehren umb das ſchiff; Auch laͤßt ſichs/ wie ich kan Vermuthen/ bald am port des bruders kommen an/ Des Eryx/ zu dem wir uns aller treu vorſehen; Ingleichem koͤnnen wir nach dem geſtade gehen Des lands Sicilien; Wenn anders ich nicht bin/ Was das geſtirn betrifft/ verirrt in meinem ſinn. Da ſagt Eneas drauff: Ich hab es laͤngſt geſehen Daß ſolcher maſſen uns die wind entgegen ſtehen/ Und daß du dich umbſonſt dargegen muͤhſt und ſtemmſt/ In dem du nur den lauff mit vollem ſegel hemmſt Bey

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/226>, abgerufen am 24.04.2024.