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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen Banco-Agenten.
würde es dem Handel oder dem gemeinen Wesen nachtheilig seyn/ und
dieses umb vier Ursachen willen.

Davon die erste ist/ weiln ein solcher Agent der Banco, welcher
eine Wissenschafft von allem/ was in den Geschäfften der Negocianten
und Wechsler vorgehet/ hat/ und der z. E. weiß/ daß Paris einer Mil-
lion nach Engeland braucht/ nur alle Wechsel-Brieffe/ so die Negoci-
ant
en und Wechsler nach Engeland remittiren wolten/ einhandeln dürff-
te; Wann er nun alle Brieffe beysammen hätte/ wären diejenigen/ so
derselben bedürfftig/ solche von ihm zu nehmen genöthigt/ und könte er
sich einen so hohen Auffwechsel/ als ihm beliebte/ bezahlen lassen; Hin-
gegen aber/ wann dieser Agent des Banco den Wechsel-Handel vor
sein eigen Conto nicht treibet/ und allein einen Unter-Händler abgiebt/
würde auff die Wechsel-Brieffe/ so unter den Händen vieler Wechsler
und Negocianten seyn/ nicht so sehr gehalten werden/ und sich dieselbi-
ge zu einem viel geringern Auffwechsel bequemen müssen.

Zum andern würde der Handel der Wechsel-Brieffe eintzig und al-
lein bey den Agenten des Banco stehen/ wann sie nun alle Brieffe von
denen/ so dieselben haben/ eingehandelt/ so stünde es alsdann bey den
Mäcklern/ dieselbe zu geben/ wem sie wolten. So sie nun aus wun-
derlicher Einbildung oder Boßheit dergleichen Brieffe einem Negocian-
t
en/ der derselben/ umb solche nach Engeland/ Holland/ Jtalien/ oder
an einen andern Ort/ durch die erste Post zu remittiren/ daselbsten
seine Schuld damit zu zahlen/ oder committirte Waaren dafür einzu-
kauffen vonnöthen hätte/ nicht geben wolten/ könten sie diesen Negoci-
ant
en umb seinen Credit bringen/ und vielleicht seinen Ruin verursachen.

Drittens wann die Agenten der Banco den Handel der Wech-
sel-Brieffe treiben möchten/ so würde es den Wechsler/ der keine andere
Profession, als den Banco- und Wechsel-Handel hat/ verderben/ dann
alle Geschäffte giengen durch die Hände der Agenten des Banco, und
sie würden ausgeschlossen. Dieses aber wäre wieder des gemeinen We-
sens Interesse, weiln ein jeder leichtlich sein Geld auff blosse Handschriff-
ten ihnen geben würde/ in Betrachtung/ daß sie ihme mehr Interesse,
als die Wechsler und Negocianten zahlen würden/ und durch diese An-
lockung hätten sie alles Geld in ihren Händen/ mit dem sie/ wie es ih-
nen beliebte/ disponiren könten. Wann nun unvorsichtige und Ge-
winnsüchtige Leute sich befänden/ die alle in Banco vorfallende Geschäffte

an

Von denen Banco-Agenten.
wuͤrde es dem Handel oder dem gemeinen Weſen nachtheilig ſeyn/ und
dieſes umb vier Urſachen willen.

Davon die erſte iſt/ weiln ein ſolcher Agent der Banco, welcher
eine Wiſſenſchafft von allem/ was in den Geſchaͤfften der Negocianten
und Wechsler vorgehet/ hat/ und der z. E. weiß/ daß Paris einer Mil-
lion nach Engeland braucht/ nur alle Wechſel-Brieffe/ ſo die Negoci-
ant
en und Wechsler nach Engeland remittiren wolten/ einhandeln duͤrff-
te; Wann er nun alle Brieffe beyſammen haͤtte/ waͤren diejenigen/ ſo
derſelben beduͤrfftig/ ſolche von ihm zu nehmen genoͤthigt/ und koͤnte er
ſich einen ſo hohen Auffwechſel/ als ihm beliebte/ bezahlen laſſen; Hin-
gegen aber/ wann dieſer Agent des Banco den Wechſel-Handel vor
ſein eigen Conto nicht treibet/ und allein einen Unter-Haͤndler abgiebt/
wuͤrde auff die Wechſel-Brieffe/ ſo unter den Haͤnden vieler Wechsler
und Negocianten ſeyn/ nicht ſo ſehr gehalten werden/ und ſich dieſelbi-
ge zu einem viel geringern Auffwechſel bequemen muͤſſen.

Zum andern wuͤrde der Handel der Wechſel-Brieffe eintzig und al-
lein bey den Agenten des Banco ſtehen/ wann ſie nun alle Brieffe von
denen/ ſo dieſelben haben/ eingehandelt/ ſo ſtuͤnde es alsdann bey den
Maͤcklern/ dieſelbe zu geben/ wem ſie wolten. So ſie nun aus wun-
derlicher Einbildung oder Boßheit dergleichen Brieffe einem Negocian-
t
en/ der derſelben/ umb ſolche nach Engeland/ Holland/ Jtalien/ oder
an einen andern Ort/ durch die erſte Poſt zu remittiren/ daſelbſten
ſeine Schuld damit zu zahlen/ oder committirte Waaren dafuͤr einzu-
kauffen vonnoͤthen haͤtte/ nicht geben wolten/ koͤnten ſie dieſen Negoci-
ant
en umb ſeinen Credit bringen/ und vielleicht ſeinen Ruin verurſachen.

Drittens wann die Agenten der Banco den Handel der Wech-
ſel-Brieffe treiben moͤchten/ ſo wuͤrde es den Wechsler/ der keine andere
Profesſion, als den Banco- und Wechſel-Handel hat/ verderben/ dann
alle Geſchaͤffte giengen durch die Haͤnde der Agenten des Banco, und
ſie wuͤrden ausgeſchloſſen. Dieſes aber waͤre wieder des gemeinen We-
ſens Intereſſe, weiln ein jeder leichtlich ſein Geld auff bloſſe Handſchriff-
ten ihnen geben wuͤrde/ in Betrachtung/ daß ſie ihme mehr Intereſſe,
als die Wechsler und Negocianten zahlen wuͤrden/ und durch dieſe An-
lockung haͤtten ſie alles Geld in ihren Haͤnden/ mit dem ſie/ wie es ih-
nen beliebte/ diſponiren koͤnten. Wann nun unvorſichtige und Ge-
winnſuͤchtige Leute ſich befaͤnden/ die alle in Banco vorfallende Geſchaͤffte

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[351/0371] Von denen Banco-Agenten. wuͤrde es dem Handel oder dem gemeinen Weſen nachtheilig ſeyn/ und dieſes umb vier Urſachen willen. Davon die erſte iſt/ weiln ein ſolcher Agent der Banco, welcher eine Wiſſenſchafft von allem/ was in den Geſchaͤfften der Negocianten und Wechsler vorgehet/ hat/ und der z. E. weiß/ daß Paris einer Mil- lion nach Engeland braucht/ nur alle Wechſel-Brieffe/ ſo die Negoci- anten und Wechsler nach Engeland remittiren wolten/ einhandeln duͤrff- te; Wann er nun alle Brieffe beyſammen haͤtte/ waͤren diejenigen/ ſo derſelben beduͤrfftig/ ſolche von ihm zu nehmen genoͤthigt/ und koͤnte er ſich einen ſo hohen Auffwechſel/ als ihm beliebte/ bezahlen laſſen; Hin- gegen aber/ wann dieſer Agent des Banco den Wechſel-Handel vor ſein eigen Conto nicht treibet/ und allein einen Unter-Haͤndler abgiebt/ wuͤrde auff die Wechſel-Brieffe/ ſo unter den Haͤnden vieler Wechsler und Negocianten ſeyn/ nicht ſo ſehr gehalten werden/ und ſich dieſelbi- ge zu einem viel geringern Auffwechſel bequemen muͤſſen. Zum andern wuͤrde der Handel der Wechſel-Brieffe eintzig und al- lein bey den Agenten des Banco ſtehen/ wann ſie nun alle Brieffe von denen/ ſo dieſelben haben/ eingehandelt/ ſo ſtuͤnde es alsdann bey den Maͤcklern/ dieſelbe zu geben/ wem ſie wolten. So ſie nun aus wun- derlicher Einbildung oder Boßheit dergleichen Brieffe einem Negocian- ten/ der derſelben/ umb ſolche nach Engeland/ Holland/ Jtalien/ oder an einen andern Ort/ durch die erſte Poſt zu remittiren/ daſelbſten ſeine Schuld damit zu zahlen/ oder committirte Waaren dafuͤr einzu- kauffen vonnoͤthen haͤtte/ nicht geben wolten/ koͤnten ſie dieſen Negoci- anten umb ſeinen Credit bringen/ und vielleicht ſeinen Ruin verurſachen. Drittens wann die Agenten der Banco den Handel der Wech- ſel-Brieffe treiben moͤchten/ ſo wuͤrde es den Wechsler/ der keine andere Profesſion, als den Banco- und Wechſel-Handel hat/ verderben/ dann alle Geſchaͤffte giengen durch die Haͤnde der Agenten des Banco, und ſie wuͤrden ausgeſchloſſen. Dieſes aber waͤre wieder des gemeinen We- ſens Intereſſe, weiln ein jeder leichtlich ſein Geld auff bloſſe Handſchriff- ten ihnen geben wuͤrde/ in Betrachtung/ daß ſie ihme mehr Intereſſe, als die Wechsler und Negocianten zahlen wuͤrden/ und durch dieſe An- lockung haͤtten ſie alles Geld in ihren Haͤnden/ mit dem ſie/ wie es ih- nen beliebte/ diſponiren koͤnten. Wann nun unvorſichtige und Ge- winnſuͤchtige Leute ſich befaͤnden/ die alle in Banco vorfallende Geſchaͤffte an

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/371>, abgerufen am 23.04.2024.