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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Münd- und schrifftliche Complimenten,
NB. Mehrerley dergleichen Formularia als obige
anzuführen/ finden wir gantz unnöhtig/ weil gemei-
niglich solche mit vielen Schwachheiten müssen an-
gefüllet werden; heutiges Tages auch mehrentheils
aus der Mode gekommen/ weil bey Spirituellen
Personen mehr auf ein modestes als allzusehr affe-
ctionir
tes Liebes-Schreiben gesehen wird/ welche
ohne dem aus der Kauffleute ihrer Feder nicht ver-
muhtet werden/ und von ihren Handels-Stylo ein
grosses differiren; zudem werden so viel hundert
Liebes-Partheyen geschlossen/ bey welchen die In-
teressen
ten keine solche hoch-stylisirte Unterhand-
lungs-Briefe nöhtig haben; wem aber noch die
Händ darnach jucket/ der findet solche in den häuf-
fig herausgegebenen Brief-Büchern in grosser
Menge. Wir gehen weiter/ und stellen hiernechst
vor einige Formularia.
XIII. Von Hochzeit-Briefen/ und zwar
erstlich Benachrichtigungs-Schrei-
ben/ daß man sich ehelich verlobet.
Mein Herr!

DEmselben kan nicht unberichtet lassen/ daß der
Höchste nach seinen allweisen Raht mich in die
Alliance und wohlbekannte Familiam des Herrn N.
N.
geführet/ indem mir vor wenig Tagen dessen eini-
ge liebste Tochter zu einer Gespons und künfftigen
Ehegemahl bis auf Priesterliche Copulation (welche
den 6. bevorstehenden Monats Maji geschehen soll)
zugesaget worden. Wann ich nun meinen wehrten
Herrn und Freund dieser unserer Trauung und
Hochzeitlichen Ehren-Tag mit einem andächtigen

Gebet
Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten,
NB. Mehrerley dergleichen Formularia als obige
anzufuͤhren/ finden wir gantz unnoͤhtig/ weil gemei-
niglich ſolche mit vielen Schwachheiten muͤſſen an-
gefuͤllet werden; heutiges Tages auch mehrentheils
aus der Mode gekommen/ weil bey Spirituellen
Perſonen mehr auf ein modeſtes als allzuſehr affe-
ctionir
tes Liebes-Schreiben geſehen wird/ welche
ohne dem aus der Kauffleute ihrer Feder nicht ver-
muhtet werden/ und von ihren Handels-Stylo ein
groſſes differiren; zudem werden ſo viel hundert
Liebes-Partheyen geſchloſſen/ bey welchen die In-
tereſſen
ten keine ſolche hoch-ſtyliſirte Unterhand-
lungs-Briefe noͤhtig haben; wem aber noch die
Haͤnd darnach jucket/ der findet ſolche in den haͤuf-
fig herausgegebenen Brief-Buͤchern in groſſer
Menge. Wir gehen weiter/ und ſtellen hiernechſt
vor einige Formularia.
XIII. Von Hochzeit-Bꝛiefen/ und zwar
erſtlich Benachrichtigungs-Schrei-
ben/ daß man ſich ehelich verlobet.
Mein Herr!

DEmſelben kan nicht unberichtet laſſen/ daß der
Hoͤchſte nach ſeinen allweiſen Raht mich in die
Alliance und wohlbekannte Familiam des Herrn N.
N.
gefuͤhret/ indem mir vor wenig Tagen deſſen eini-
ge liebſte Tochter zu einer Geſpons und kuͤnfftigen
Ehegemahl bis auf Prieſterliche Copulation (welche
den 6. bevorſtehenden Monats Maji geſchehen ſoll)
zugeſaget worden. Wann ich nun meinen wehrten
Herrn und Freund dieſer unſerer Trauung und
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Gebet
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[1018/1034] Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten, NB. Mehrerley dergleichen Formularia als obige anzufuͤhren/ finden wir gantz unnoͤhtig/ weil gemei- niglich ſolche mit vielen Schwachheiten muͤſſen an- gefuͤllet werden; heutiges Tages auch mehrentheils aus der Mode gekommen/ weil bey Spirituellen Perſonen mehr auf ein modeſtes als allzuſehr affe- ctionirtes Liebes-Schreiben geſehen wird/ welche ohne dem aus der Kauffleute ihrer Feder nicht ver- muhtet werden/ und von ihren Handels-Stylo ein groſſes differiren; zudem werden ſo viel hundert Liebes-Partheyen geſchloſſen/ bey welchen die In- tereſſenten keine ſolche hoch-ſtyliſirte Unterhand- lungs-Briefe noͤhtig haben; wem aber noch die Haͤnd darnach jucket/ der findet ſolche in den haͤuf- fig herausgegebenen Brief-Buͤchern in groſſer Menge. Wir gehen weiter/ und ſtellen hiernechſt vor einige Formularia. XIII. Von Hochzeit-Bꝛiefen/ und zwar erſtlich Benachrichtigungs-Schrei- ben/ daß man ſich ehelich verlobet. Mein Herr! DEmſelben kan nicht unberichtet laſſen/ daß der Hoͤchſte nach ſeinen allweiſen Raht mich in die Alliance und wohlbekannte Familiam des Herrn N. N. gefuͤhret/ indem mir vor wenig Tagen deſſen eini- ge liebſte Tochter zu einer Geſpons und kuͤnfftigen Ehegemahl bis auf Prieſterliche Copulation (welche den 6. bevorſtehenden Monats Maji geſchehen ſoll) zugeſaget worden. Wann ich nun meinen wehrten Herrn und Freund dieſer unſerer Trauung und Hochzeitlichen Ehren-Tag mit einem andaͤchtigen Gebet

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 1018. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/1034>, abgerufen am 29.03.2024.