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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Von der Praestantz und Vortreflichkeit
Verkäuffer; Christus selbst hätte solche aus dem Tem-
pel vertrieben; man würde bey grossen Handels-
Städten/ da man in Betrug/ Geitz/ Wucher/ Schin-
den/ Schaben/ und in aller Ungerechtigkeit lebet/ das
Kind JEsum nicht finden als welches sich nur im
Tempel aufhielte. Lutherus hätte im andern Teut-
schen Jenischen Theil fol. 481. vom Kauff-Handel
und Kauffleuten sehr hart geredet; und Jacobus im 4.
Cap. vom 13. bis 15. v. als eine Vermessenheit angezo-
gen/ wann man sagen wolte: Heute oder morgen wollen
wir gehen in diese oder jene Stadt/ und wollen ein
Jahr da liegen/ und handthieren oder gewinnen. So
suche auch ein Handelsmann/ wie durchgehends die
Erfahrung bezeuget/ bey seiner profession nicht Got-
tes Ehre und des Nechsten Nutzen/ sondern bloß allein
seinen eigenen Vortheil/ Profit und Aufnehmen/ ohne
welchen die Kauffleute mit niemand grosse Freund-
schafft oder Gemeinschafft hielten.

Allein diesen Einreden will ich/ zu Stillung und
Beruhigung des Herrn Gemühts/ seinen mit den
Worten und angeführten Gründen eines grossen
Theologi(*) unserer Kirchen/ gar leichtlich begegnen;
Es redet nemlich Syrach in obangezogenen Spruch
nicht von dem/ was allezeit durchgehends und unver-
meydlich geschiehet/ sondern von dem/ was wegen der
vielfältigen Gelegenheit leichtlich geschehen kan/ und
zwar nicht so sehr bey einer Real-Handlung/ und die
ins Groß geschieht/ da wol etliche Tonnen Goldes/
ohne einigen Eydschwur/ verkehret werden/ als bey
kleinen und geringen Hand-Kauff/ da freylich öffters/

um
(*) Beati D. Pfeifferi in Dedicatione seiner Evange-
lischen Erqvickstunden
/ ad Honorif. corpus Mer-
catorium Lipsiensium.

Von der Præſtantz und Vortreflichkeit
Verkaͤuffer; Chriſtus ſelbſt haͤtte ſolche aus dem Tem-
pel vertrieben; man wuͤrde bey groſſen Handels-
Staͤdten/ da man in Betrug/ Geitz/ Wucher/ Schin-
den/ Schaben/ und in aller Ungerechtigkeit lebet/ das
Kind JEſum nicht finden als welches ſich nur im
Tempel aufhielte. Lutherus haͤtte im andern Teut-
ſchen Jeniſchen Theil fol. 481. vom Kauff-Handel
und Kauffleuten ſehr hart geredet; und Jacobus im 4.
Cap. vom 13. bis 15. v. als eine Vermeſſenheit angezo-
gen/ wann man ſagen wolte: Heute oder moꝛgen wollen
wir gehen in dieſe oder jene Stadt/ und wollen ein
Jahr da liegen/ und handthieren oder gewinnen. So
ſuche auch ein Handelsmann/ wie durchgehends die
Erfahrung bezeuget/ bey ſeiner profeſſion nicht Got-
tes Ehre und des Nechſten Nutzen/ ſondern bloß allein
ſeinen eigenen Vortheil/ Profit und Aufnehmen/ ohne
welchen die Kauffleute mit niemand groſſe Freund-
ſchafft oder Gemeinſchafft hielten.

Allein dieſen Einreden will ich/ zu Stillung und
Beruhigung des Herrn Gemuͤhts/ ſeinen mit den
Worten und angefuͤhrten Gruͤnden eines groſſen
Theologi(*) unſerer Kirchen/ gar leichtlich begegnen;
Es redet nemlich Syrach in obangezogenen Spruch
nicht von dem/ was allezeit durchgehends und unver-
meydlich geſchiehet/ ſondern von dem/ was wegen der
vielfaͤltigen Gelegenheit leichtlich geſchehen kan/ und
zwar nicht ſo ſehr bey einer Real-Handlung/ und die
ins Groß geſchieht/ da wol etliche Tonnen Goldes/
ohne einigen Eydſchwur/ verkehret werden/ als bey
kleinen und geringen Hand-Kauff/ da freylich oͤffters/

um
(*) Beati D. Pfeifferi in Dedicatione ſeiner Evange-
liſchen Erqvickſtunden
/ ad Honorif. corpus Mer-
catorium Lipſienſium.
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[644/0660] Von der Præſtantz und Vortreflichkeit Verkaͤuffer; Chriſtus ſelbſt haͤtte ſolche aus dem Tem- pel vertrieben; man wuͤrde bey groſſen Handels- Staͤdten/ da man in Betrug/ Geitz/ Wucher/ Schin- den/ Schaben/ und in aller Ungerechtigkeit lebet/ das Kind JEſum nicht finden als welches ſich nur im Tempel aufhielte. Lutherus haͤtte im andern Teut- ſchen Jeniſchen Theil fol. 481. vom Kauff-Handel und Kauffleuten ſehr hart geredet; und Jacobus im 4. Cap. vom 13. bis 15. v. als eine Vermeſſenheit angezo- gen/ wann man ſagen wolte: Heute oder moꝛgen wollen wir gehen in dieſe oder jene Stadt/ und wollen ein Jahr da liegen/ und handthieren oder gewinnen. So ſuche auch ein Handelsmann/ wie durchgehends die Erfahrung bezeuget/ bey ſeiner profeſſion nicht Got- tes Ehre und des Nechſten Nutzen/ ſondern bloß allein ſeinen eigenen Vortheil/ Profit und Aufnehmen/ ohne welchen die Kauffleute mit niemand groſſe Freund- ſchafft oder Gemeinſchafft hielten. Allein dieſen Einreden will ich/ zu Stillung und Beruhigung des Herrn Gemuͤhts/ ſeinen mit den Worten und angefuͤhrten Gruͤnden eines groſſen Theologi (*) unſerer Kirchen/ gar leichtlich begegnen; Es redet nemlich Syrach in obangezogenen Spruch nicht von dem/ was allezeit durchgehends und unver- meydlich geſchiehet/ ſondern von dem/ was wegen der vielfaͤltigen Gelegenheit leichtlich geſchehen kan/ und zwar nicht ſo ſehr bey einer Real-Handlung/ und die ins Groß geſchieht/ da wol etliche Tonnen Goldes/ ohne einigen Eydſchwur/ verkehret werden/ als bey kleinen und geringen Hand-Kauff/ da freylich oͤffters/ um (*) Beati D. Pfeifferi in Dedicatione ſeiner Evange- liſchen Erqvickſtunden/ ad Honorif. corpus Mer- catorium Lipſienſium.

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/660>, abgerufen am 25.04.2024.