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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Bitt-Klag-Trost-Verweiß-Handels-
Geld mit den Boten zurück erfolget/ in sich halten;
Sonst drücken uns die einzucassirende Wechsel nicht
hart/ und find die vor etlichen Jahren beym Anfang sei-
ner Handlung gemachte Geld-Säcke noch ungebrau-
chet und unbeschmutzet/ dahingegen die noch von alten
Schulden (dann neue machen wir nicht/ aus Man-
gel des Credits,) herrührende Wechsel uns täglich
incommodiren/ und gnugsame Mühe (Dilation
darüber zu suchen/ vor etliche auch auf gewisse Termi-
ne
zu accordiren) verursachen; Jn unsern Win-
ckel findet man nicht vor 100. Rthlr. Waaren/ wie-
wol die mit Papier umwundene Höltzer/ als wenn es
lauter Seidene und Wollene Stoffen wären/ eine
grosse Parade machen. Was auch noch/ ob wohl sehr
wenig/ contant verkaufft wird/ das consumiret die
kärgliche Haushaltung/ in welcher/ bey so gestalten
Sachen/ wie leicht zu erachten/ wenig delicate Biß-
gen/ ja kaum des Leibes Unterhalt vorfällt/ also/ daß
ich offt mit hungrigen Magen würde müssen schlaffen
gehen/ wann mich nicht meiner wehrten Vormünder
Gütigkeit/ durch Ubersendung eines kleinen Sack-
Pfennings unterhielte. Und weil dieser elende Zu-
stand unseres Hauses/ meinen Herrn dahin gebracht/
daß keine Magd/ weil sie ihres Lohns nicht mächtig
werden kan/ mehr bey ihm dienen will/ als fallen alle
dero Verrichtungen/ als Wassertragen/ Holtzhauen
und dergleichen/ auf mich/ dahingegen das Con-
toir
wegen Mangel von Affairen acht Tage verschlos-
sen bleibet. Weil nun meine hochgeneigte Herren
Vormünder hieraus selbst leicht erachten können/
daß so ich meine Jugend-Jahre nicht unnützlich zu-
bringen/ und die verlohrne Zeit dermahleins beklagen
soll/ diesem Unwesen müsse Wandel geschaffet werden-

als

Bitt-Klag-Troſt-Verweiß-Handels-
Geld mit den Boten zuruͤck erfolget/ in ſich halten;
Sonſt druͤcken uns die einzucaſſirende Wechſel nicht
hart/ und find die vor etlichen Jahren beym Anfang ſei-
ner Handlung gemachte Geld-Saͤcke noch ungebrau-
chet und unbeſchmutzet/ dahingegen die noch von alten
Schulden (dann neue machen wir nicht/ aus Man-
gel des Credits,) herruͤhrende Wechſel uns taͤglich
incommodiren/ und gnugſame Muͤhe (Dilation
daruͤber zu ſuchen/ vor etliche auch auf gewiſſe Termi-
ne
zu accordiren) verurſachen; Jn unſern Win-
ckel findet man nicht vor 100. Rthlr. Waaren/ wie-
wol die mit Papier umwundene Hoͤltzer/ als wenn es
lauter Seidene und Wollene Stoffen waͤren/ eine
groſſe Parade machen. Was auch noch/ ob wohl ſehr
wenig/ contant verkaufft wird/ das conſumiret die
kaͤrgliche Haushaltung/ in welcher/ bey ſo geſtalten
Sachen/ wie leicht zu erachten/ wenig delicate Biß-
gen/ ja kaum des Leibes Unterhalt vorfaͤllt/ alſo/ daß
ich offt mit hungrigen Magen wuͤrde muͤſſen ſchlaffen
gehen/ wann mich nicht meiner wehrten Vormuͤnder
Guͤtigkeit/ durch Uberſendung eines kleinen Sack-
Pfennings unterhielte. Und weil dieſer elende Zu-
ſtand unſeres Hauſes/ meinen Herrn dahin gebracht/
daß keine Magd/ weil ſie ihres Lohns nicht maͤchtig
werden kan/ mehr bey ihm dienen will/ als fallen alle
dero Verrichtungen/ als Waſſertragen/ Holtzhauen
und dergleichen/ auf mich/ dahingegen das Con-
toir
wegen Mangel von Affairen acht Tage verſchloſ-
ſen bleibet. Weil nun meine hochgeneigte Herren
Vormuͤnder hieraus ſelbſt leicht erachten koͤnnen/
daß ſo ich meine Jugend-Jahre nicht unnuͤtzlich zu-
bringen/ und die verlohrne Zeit dermahleins beklagen
ſoll/ dieſem Unweſen muͤſſe Wandel geſchaffet werden-

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[772/0788] Bitt-Klag-Troſt-Verweiß-Handels- Geld mit den Boten zuruͤck erfolget/ in ſich halten; Sonſt druͤcken uns die einzucaſſirende Wechſel nicht hart/ und find die vor etlichen Jahren beym Anfang ſei- ner Handlung gemachte Geld-Saͤcke noch ungebrau- chet und unbeſchmutzet/ dahingegen die noch von alten Schulden (dann neue machen wir nicht/ aus Man- gel des Credits,) herruͤhrende Wechſel uns taͤglich incommodiren/ und gnugſame Muͤhe (Dilation daruͤber zu ſuchen/ vor etliche auch auf gewiſſe Termi- ne zu accordiren) verurſachen; Jn unſern Win- ckel findet man nicht vor 100. Rthlr. Waaren/ wie- wol die mit Papier umwundene Hoͤltzer/ als wenn es lauter Seidene und Wollene Stoffen waͤren/ eine groſſe Parade machen. Was auch noch/ ob wohl ſehr wenig/ contant verkaufft wird/ das conſumiret die kaͤrgliche Haushaltung/ in welcher/ bey ſo geſtalten Sachen/ wie leicht zu erachten/ wenig delicate Biß- gen/ ja kaum des Leibes Unterhalt vorfaͤllt/ alſo/ daß ich offt mit hungrigen Magen wuͤrde muͤſſen ſchlaffen gehen/ wann mich nicht meiner wehrten Vormuͤnder Guͤtigkeit/ durch Uberſendung eines kleinen Sack- Pfennings unterhielte. Und weil dieſer elende Zu- ſtand unſeres Hauſes/ meinen Herrn dahin gebracht/ daß keine Magd/ weil ſie ihres Lohns nicht maͤchtig werden kan/ mehr bey ihm dienen will/ als fallen alle dero Verrichtungen/ als Waſſertragen/ Holtzhauen und dergleichen/ auf mich/ dahingegen das Con- toir wegen Mangel von Affairen acht Tage verſchloſ- ſen bleibet. Weil nun meine hochgeneigte Herren Vormuͤnder hieraus ſelbſt leicht erachten koͤnnen/ daß ſo ich meine Jugend-Jahre nicht unnuͤtzlich zu- bringen/ und die verlohrne Zeit dermahleins beklagen ſoll/ dieſem Unweſen muͤſſe Wandel geſchaffet werden- als

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 772. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/788>, abgerufen am 28.03.2024.