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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput II.

Was ein Kauffmann in An-
nehmung eines Handels-Dieners/
und dieser wieder/ in Ansehung der Dienst/
in welche er sich zu begeben gedencket/ zu ob-
servi
ren habe/ auch welcher Gestalt ihre Con-
tractus, die sie deßfalls mit einander ma-
chen/ einzurichten seyn?

EJn Kauffmann/ der einen Diener anneh-
men will/ hat zuforderst Acht zu geben (1.)
auf sich/ seine Handlung/ und Hauß-
stand/ (2.) auf des Dieners/ den er
annehmen will/ seine Persohn/ Qualitäten/ und
andere Umbstände; und (3.) auf das Publicum
selbst/ und etwann die Beschaffenheit des Orts/
und der Zeiten/ in welchen er lebet/ und seine Hand-
lung etabliret hat. Seine eigene Persohn siehet
ein Kauffmann bey Annehmung eines Dieners an/
ob solche so unvermögend/ alt/ schwach/ oder von
andern Geschäfften dergestalt distrahirt sey/ daß er
nicht länger seine Handlung ohne Gehülffen/ und
zwar ausser den Jungen noch eines Dieners/ der
die wichtigsten Handels-Geschäffte besorge und ver-
richte/ fortzuführen vermöge. Er betrachtet fer-
ner/ ob seine Handlung so viel eintrage/ daß funff-
tzig oder hundert/ auch wohl doppelt so viele Reichs-
thaler/ nebenst der freyen Kost/ Logiment und
Wäsche/ dem Diener Jährlich können pro Salario

und


Caput II.

Was ein Kauffmann in An-
nehmung eines Handels-Dieners/
und dieſer wieder/ in Anſehung der Dienſt/
in welche er ſich zu begeben gedencket/ zu ob-
ſervi
ren habe/ auch welcher Geſtalt ihre Con-
tractus, die ſie deßfalls mit einander ma-
chen/ einzurichten ſeyn?

EJn Kauffmann/ der einen Diener anneh-
men will/ hat zuforderſt Acht zu geben (1.)
auf ſich/ ſeine Handlung/ und Hauß-
ſtand/ (2.) auf des Dieners/ den er
annehmen will/ ſeine Perſohn/ Qualitaͤten/ und
andere Umbſtaͤnde; und (3.) auf das Publicum
ſelbſt/ und etwann die Beſchaffenheit des Orts/
und der Zeiten/ in welchen er lebet/ und ſeine Hand-
lung établiret hat. Seine eigene Perſohn ſiehet
ein Kauffmann bey Annehmung eines Dieners an/
ob ſolche ſo unvermoͤgend/ alt/ ſchwach/ oder von
andern Geſchaͤfften dergeſtalt diſtrahirt ſey/ daß er
nicht laͤnger ſeine Handlung ohne Gehuͤlffen/ und
zwar auſſer den Jungen noch eines Dieners/ der
die wichtigſten Handels-Geſchaͤffte beſorge und ver-
richte/ fortzufuͤhren vermoͤge. Er betrachtet fer-
ner/ ob ſeine Handlung ſo viel eintrage/ daß funff-
tzig oder hundert/ auch wohl doppelt ſo viele Reichs-
thaler/ nebenſt der freyen Koſt/ Logiment und
Waͤſche/ dem Diener Jaͤhrlich koͤnnen pro Salario

und
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[11/0035] Caput II. Was ein Kauffmann in An- nehmung eines Handels-Dieners/ und dieſer wieder/ in Anſehung der Dienſt/ in welche er ſich zu begeben gedencket/ zu ob- ſerviren habe/ auch welcher Geſtalt ihre Con- tractus, die ſie deßfalls mit einander ma- chen/ einzurichten ſeyn? EJn Kauffmann/ der einen Diener anneh- men will/ hat zuforderſt Acht zu geben (1.) auf ſich/ ſeine Handlung/ und Hauß- ſtand/ (2.) auf des Dieners/ den er annehmen will/ ſeine Perſohn/ Qualitaͤten/ und andere Umbſtaͤnde; und (3.) auf das Publicum ſelbſt/ und etwann die Beſchaffenheit des Orts/ und der Zeiten/ in welchen er lebet/ und ſeine Hand- lung établiret hat. Seine eigene Perſohn ſiehet ein Kauffmann bey Annehmung eines Dieners an/ ob ſolche ſo unvermoͤgend/ alt/ ſchwach/ oder von andern Geſchaͤfften dergeſtalt diſtrahirt ſey/ daß er nicht laͤnger ſeine Handlung ohne Gehuͤlffen/ und zwar auſſer den Jungen noch eines Dieners/ der die wichtigſten Handels-Geſchaͤffte beſorge und ver- richte/ fortzufuͤhren vermoͤge. Er betrachtet fer- ner/ ob ſeine Handlung ſo viel eintrage/ daß funff- tzig oder hundert/ auch wohl doppelt ſo viele Reichs- thaler/ nebenſt der freyen Koſt/ Logiment und Waͤſche/ dem Diener Jaͤhrlich koͤnnen pro Salario und

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/35>, abgerufen am 19.04.2024.