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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Rechte d. Völker in Ans. d. einzelnen Hoheitsrechte.
trägen ist sie bis auf 6 wie in dem Frieden zwischen Portugal
und Frankreich 1713. art. 7, in andern bis auf 8 ausgedehnt.
Z. B. Vertrag zwischen Spanien und England 1667. art. 16.
in andern auf 1 beschränkt. Nothfälle sind überall ausgenommen.
§. 75.
Von der höchsten Aufsicht über Fremde und Fremde
Institute
.

Da das Recht der höchsten Aufsicht sich über alle
in dem Staat befindliche Personen und Güter erstreckt, so
sind auch alle Fremden, so gut wie die Eingebohrnen des
Landes der Regel nach allen Wirkungen desselben unter-
worfen. Nur in Ansehung solcher Fremden, die, wie re-
gierende Fürsten und Gesandte, der Exterritorialität ge-
nießen, leidet diese Regel Abfälle. Wie überhaupt alle
öffentliche Institute der höchsten Aufsicht unterworfen sind
und nur mit Genehmigung des Staats errichtet werden
dürfen, so können auch Fremde nicht ohne besondere Er-
laubniß dergleichen, z. B. Lotterien, Collecten, Comedien,
öffentliche Handelsgesellschaften u. s. f. einführen; und eben so
steht auch jedem Staat zu, seinen Unterthanen alle Theil-
nahme an den in andren Landen errichteten Handelsgesell-
schaften, Lotterien u. s. f. bey willkührlicher Strafe zu un-
tersagen a).

a) Wenn kleine Staaten sich dieses Rechts oft mit mehr Mäßi-
gung als die größeren bedienen, so ist es, weil die Klugheit ih-
nen dieses rathsam macht. So haben die Gen. Staaten durch
e. V. vom VI. Aug. 1698 ihren Bürgern bey Strafe des vier-
fachen Ersatzes verboten an auswärtigen indischen Handelsge-
sellschaften Theil zu nehmen. In Hamburg verfuhr man 1720
weil glimpflicher in Ansehung der englischen Südsee Compagnie
s. Langenbeck Schiff- und Seerecht Suppl. 6. Beylage A.
S. 424. So haben viele Staaten in Teutschland alles Einsetzen
in fremde Zahlenlotterien verbothen; in Hamburg schlug man
1777 den Weg der Negotiationen mit Auswärtigen ein Moser
Versuch
Th. VIII. S. 45. welcher erst 1785 den gewünschten
Erfolg hatte.

§. 76.
G
Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte.
traͤgen iſt ſie bis auf 6 wie in dem Frieden zwiſchen Portugal
und Frankreich 1713. art. 7, in andern bis auf 8 ausgedehnt.
Z. B. Vertrag zwiſchen Spanien und England 1667. art. 16.
in andern auf 1 beſchraͤnkt. Nothfaͤlle ſind uͤberall ausgenommen.
§. 75.
Von der hoͤchſten Aufſicht uͤber Fremde und Fremde
Inſtitute
.

Da das Recht der hoͤchſten Aufſicht ſich uͤber alle
in dem Staat befindliche Perſonen und Guͤter erſtreckt, ſo
ſind auch alle Fremden, ſo gut wie die Eingebohrnen des
Landes der Regel nach allen Wirkungen deſſelben unter-
worfen. Nur in Anſehung ſolcher Fremden, die, wie re-
gierende Fuͤrſten und Geſandte, der Exterritorialitaͤt ge-
nießen, leidet dieſe Regel Abfaͤlle. Wie uͤberhaupt alle
oͤffentliche Inſtitute der hoͤchſten Aufſicht unterworfen ſind
und nur mit Genehmigung des Staats errichtet werden
duͤrfen, ſo koͤnnen auch Fremde nicht ohne beſondere Er-
laubniß dergleichen, z. B. Lotterien, Collecten, Comedien,
oͤffentliche Handelsgeſellſchaften u. ſ. f. einfuͤhren; und eben ſo
ſteht auch jedem Staat zu, ſeinen Unterthanen alle Theil-
nahme an den in andren Landen errichteten Handelsgeſell-
ſchaften, Lotterien u. ſ. f. bey willkuͤhrlicher Strafe zu un-
terſagen a).

a) Wenn kleine Staaten ſich dieſes Rechts oft mit mehr Maͤßi-
gung als die groͤßeren bedienen, ſo iſt es, weil die Klugheit ih-
nen dieſes rathſam macht. So haben die Gen. Staaten durch
e. V. vom VI. Aug. 1698 ihren Buͤrgern bey Strafe des vier-
fachen Erſatzes verboten an auswaͤrtigen indiſchen Handelsge-
ſellſchaften Theil zu nehmen. In Hamburg verfuhr man 1720
weil glimpflicher in Anſehung der engliſchen Suͤdſee Compagnie
ſ. Langenbeck Schiff- und Seerecht Suppl. 6. Beylage A.
S. 424. So haben viele Staaten in Teutſchland alles Einſetzen
in fremde Zahlenlotterien verbothen; in Hamburg ſchlug man
1777 den Weg der Negotiationen mit Auswaͤrtigen ein Moſer
Verſuch
Th. VIII. S. 45. welcher erſt 1785 den gewuͤnſchten
Erfolg hatte.

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G
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[97/0125] Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte. n⁾ traͤgen iſt ſie bis auf 6 wie in dem Frieden zwiſchen Portugal und Frankreich 1713. art. 7, in andern bis auf 8 ausgedehnt. Z. B. Vertrag zwiſchen Spanien und England 1667. art. 16. in andern auf 1 beſchraͤnkt. Nothfaͤlle ſind uͤberall ausgenommen. §. 75. Von der hoͤchſten Aufſicht uͤber Fremde und Fremde Inſtitute. Da das Recht der hoͤchſten Aufſicht ſich uͤber alle in dem Staat befindliche Perſonen und Guͤter erſtreckt, ſo ſind auch alle Fremden, ſo gut wie die Eingebohrnen des Landes der Regel nach allen Wirkungen deſſelben unter- worfen. Nur in Anſehung ſolcher Fremden, die, wie re- gierende Fuͤrſten und Geſandte, der Exterritorialitaͤt ge- nießen, leidet dieſe Regel Abfaͤlle. Wie uͤberhaupt alle oͤffentliche Inſtitute der hoͤchſten Aufſicht unterworfen ſind und nur mit Genehmigung des Staats errichtet werden duͤrfen, ſo koͤnnen auch Fremde nicht ohne beſondere Er- laubniß dergleichen, z. B. Lotterien, Collecten, Comedien, oͤffentliche Handelsgeſellſchaften u. ſ. f. einfuͤhren; und eben ſo ſteht auch jedem Staat zu, ſeinen Unterthanen alle Theil- nahme an den in andren Landen errichteten Handelsgeſell- ſchaften, Lotterien u. ſ. f. bey willkuͤhrlicher Strafe zu un- terſagen a). a⁾ Wenn kleine Staaten ſich dieſes Rechts oft mit mehr Maͤßi- gung als die groͤßeren bedienen, ſo iſt es, weil die Klugheit ih- nen dieſes rathſam macht. So haben die Gen. Staaten durch e. V. vom VI. Aug. 1698 ihren Buͤrgern bey Strafe des vier- fachen Erſatzes verboten an auswaͤrtigen indiſchen Handelsge- ſellſchaften Theil zu nehmen. In Hamburg verfuhr man 1720 weil glimpflicher in Anſehung der engliſchen Suͤdſee Compagnie ſ. Langenbeck Schiff- und Seerecht Suppl. 6. Beylage A. S. 424. So haben viele Staaten in Teutſchland alles Einſetzen in fremde Zahlenlotterien verbothen; in Hamburg ſchlug man 1777 den Weg der Negotiationen mit Auswaͤrtigen ein Moſer Verſuch Th. VIII. S. 45. welcher erſt 1785 den gewuͤnſchten Erfolg hatte. §. 76. G

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/125>, abgerufen am 25.04.2024.