Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Rechte d. Völker in Ans. d. einzelnen Hoheitsrechte.
seiner angekauften Grundstücke steuerfrey war, beruhete auf kei-
nen vernünftigen Grund, war nie allgemein hergebracht, und
ist jetzt fast überall aufgehoben. Mynsinger obseruationum Centu-
ria V. obs.
22. (Ausgabe von 1615.)
c) Wiefern diese Befreyung den Gesandten zustehe, wird in der
Folge erörtert werden. Die Befreyungen der Studirenden, des
Militärs u. s. f. beschränken sich gemeiniglich blos auf die per-
sönlichen Abgaben.
d) Jetzt ist dieß in den mehresten Handelsverträgen, entweder be-
stimmt festgesetzt, oder in der allgemeinen Clausel den Untertha-
nen, oder der begünstigtesten Nation gleich gehalten zu werden,
enthalten.
§. 89.
Zölle, Stapelrecht u. s. f.

Zölle sind diejenigen Abgaben welche für die Erlaub-
niß der Ein- Durch- und Ausfuhr gewisser Güter erhoben
werden. Da diese Erlaubniß an Bedingungen gebunden
werden kann, so läßt sich die Rechtmäßigkeit der Zölle zwi-
schen freyen Völkern nicht bezweifeln, und die allgemein
anerkannte oder besonders verabredete Freyheit der Ein-
und Durchfuhr schließt den Gebrauch der Zölle nicht aus.
Jeder Staat könnte selbst willkührlich die Zölle erhöhen,
wenn nicht oft Handelsbündnisse a), oder in deren Erman-
gelung, eine vernünftige Handelspolitik dieser Willkühr Gren-
zen setzte.

Zwischen Mitgliedern desselben Staats ist diese Ab-
gabe unnatürlich, obwohl selbst in einfachen Staaten nicht
ohne Beyspiel. Die mehresten b) teutschen Reichsstände
sind in Ansehung der Zölle auf mannigfaltige Weise durch
Reichsgesetze beschränkt c), welche Beschränkungen selbst auf
Ausländer mittelbar zurückwürken d).

Aus eben dem allgemeinen Grunde, daß man dem
Handel der Auswärtigen mit und durch unsere Lande Be-
dingungen vorschreiben kann, lassen sich auch nach dem
strengen Recht, das auswärtige Stapelrecht, Krahnrecht,
Stadteinlagerrecht, und andere dem Staat zwar einträg-

liche,
Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte.
ſeiner angekauften Grundſtuͤcke ſteuerfrey war, beruhete auf kei-
nen vernuͤnftigen Grund, war nie allgemein hergebracht, und
iſt jetzt faſt uͤberall aufgehoben. Mynſinger obſeruationum Centu-
ria V. obſ.
22. (Ausgabe von 1615.)
c) Wiefern dieſe Befreyung den Geſandten zuſtehe, wird in der
Folge eroͤrtert werden. Die Befreyungen der Studirenden, des
Militaͤrs u. ſ. f. beſchraͤnken ſich gemeiniglich blos auf die per-
ſoͤnlichen Abgaben.
d) Jetzt iſt dieß in den mehreſten Handelsvertraͤgen, entweder be-
ſtimmt feſtgeſetzt, oder in der allgemeinen Clauſel den Untertha-
nen, oder der beguͤnſtigteſten Nation gleich gehalten zu werden,
enthalten.
§. 89.
Zoͤlle, Stapelrecht u. ſ. f.

Zoͤlle ſind diejenigen Abgaben welche fuͤr die Erlaub-
niß der Ein- Durch- und Ausfuhr gewiſſer Guͤter erhoben
werden. Da dieſe Erlaubniß an Bedingungen gebunden
werden kann, ſo laͤßt ſich die Rechtmaͤßigkeit der Zoͤlle zwi-
ſchen freyen Voͤlkern nicht bezweifeln, und die allgemein
anerkannte oder beſonders verabredete Freyheit der Ein-
und Durchfuhr ſchließt den Gebrauch der Zoͤlle nicht aus.
Jeder Staat koͤnnte ſelbſt willkuͤhrlich die Zoͤlle erhoͤhen,
wenn nicht oft Handelsbuͤndniſſe a), oder in deren Erman-
gelung, eine vernuͤnftige Handelspolitik dieſer Willkuͤhr Gren-
zen ſetzte.

Zwiſchen Mitgliedern deſſelben Staats iſt dieſe Ab-
gabe unnatuͤrlich, obwohl ſelbſt in einfachen Staaten nicht
ohne Beyſpiel. Die mehreſten b) teutſchen Reichsſtaͤnde
ſind in Anſehung der Zoͤlle auf mannigfaltige Weiſe durch
Reichsgeſetze beſchraͤnkt c), welche Beſchraͤnkungen ſelbſt auf
Auslaͤnder mittelbar zuruͤckwuͤrken d).

Aus eben dem allgemeinen Grunde, daß man dem
Handel der Auswaͤrtigen mit und durch unſere Lande Be-
dingungen vorſchreiben kann, laſſen ſich auch nach dem
ſtrengen Recht, das auswaͤrtige Stapelrecht, Krahnrecht,
Stadteinlagerrecht, und andere dem Staat zwar eintraͤg-

liche,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="b)"><pb facs="#f0139" n="111"/><fw place="top" type="header">Rechte d. Vo&#x0364;lker in An&#x017F;. d. einzelnen Hoheitsrechte.</fw><lb/>
&#x017F;einer angekauften Grund&#x017F;tu&#x0364;cke &#x017F;teuerfrey war, beruhete auf kei-<lb/>
nen vernu&#x0364;nftigen Grund, war nie allgemein hergebracht, und<lb/>
i&#x017F;t jetzt fa&#x017F;t u&#x0364;berall aufgehoben. <hi rendition="#aq">Myn&#x017F;inger ob&#x017F;eruationum Centu-<lb/>
ria V. ob&#x017F;.</hi> 22. (Ausgabe von 1615.)</note><lb/>
            <note place="end" n="c)">Wiefern die&#x017F;e Befreyung den Ge&#x017F;andten zu&#x017F;tehe, wird in der<lb/>
Folge ero&#x0364;rtert werden. Die Befreyungen der Studirenden, des<lb/>
Milita&#x0364;rs u. &#x017F;. f. be&#x017F;chra&#x0364;nken &#x017F;ich gemeiniglich blos auf die per-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;nlichen Abgaben.</note><lb/>
            <note place="end" n="d)">Jetzt i&#x017F;t dieß in den mehre&#x017F;ten Handelsvertra&#x0364;gen, entweder be-<lb/>
&#x017F;timmt fe&#x017F;tge&#x017F;etzt, oder in der allgemeinen Clau&#x017F;el den Untertha-<lb/>
nen, oder der begu&#x0364;n&#x017F;tigte&#x017F;ten Nation gleich gehalten zu werden,<lb/>
enthalten.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 89.<lb/><hi rendition="#fr">Zo&#x0364;lle, Stapelrecht u. &#x017F;. f.</hi></head><lb/>
            <p>Zo&#x0364;lle &#x017F;ind diejenigen Abgaben welche fu&#x0364;r die Erlaub-<lb/>
niß der Ein- Durch- und Ausfuhr gewi&#x017F;&#x017F;er Gu&#x0364;ter erhoben<lb/>
werden. Da die&#x017F;e Erlaubniß an Bedingungen gebunden<lb/>
werden kann, &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich die Rechtma&#x0364;ßigkeit der Zo&#x0364;lle zwi-<lb/>
&#x017F;chen freyen Vo&#x0364;lkern nicht bezweifeln, und die allgemein<lb/>
anerkannte oder be&#x017F;onders verabredete Freyheit der Ein-<lb/>
und Durchfuhr &#x017F;chließt den Gebrauch der Zo&#x0364;lle nicht aus.<lb/>
Jeder Staat ko&#x0364;nnte &#x017F;elb&#x017F;t willku&#x0364;hrlich die Zo&#x0364;lle erho&#x0364;hen,<lb/>
wenn nicht oft Handelsbu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>), oder in deren Erman-<lb/>
gelung, eine vernu&#x0364;nftige Handelspolitik die&#x017F;er Willku&#x0364;hr Gren-<lb/>
zen &#x017F;etzte.</p><lb/>
            <p>Zwi&#x017F;chen Mitgliedern de&#x017F;&#x017F;elben Staats i&#x017F;t die&#x017F;e Ab-<lb/>
gabe unnatu&#x0364;rlich, obwohl &#x017F;elb&#x017F;t in einfachen Staaten nicht<lb/>
ohne Bey&#x017F;piel. Die mehre&#x017F;ten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>) teut&#x017F;chen Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
&#x017F;ind in An&#x017F;ehung der Zo&#x0364;lle auf mannigfaltige Wei&#x017F;e durch<lb/>
Reichsge&#x017F;etze be&#x017F;chra&#x0364;nkt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>), welche Be&#x017F;chra&#x0364;nkungen &#x017F;elb&#x017F;t auf<lb/>
Ausla&#x0364;nder mittelbar zuru&#x0364;ckwu&#x0364;rken <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>).</p><lb/>
            <p>Aus eben dem allgemeinen Grunde, daß man dem<lb/>
Handel der Auswa&#x0364;rtigen mit und durch un&#x017F;ere Lande Be-<lb/>
dingungen vor&#x017F;chreiben kann, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch nach dem<lb/>
&#x017F;trengen Recht, das auswa&#x0364;rtige Stapelrecht, Krahnrecht,<lb/>
Stadteinlagerrecht, und andere dem Staat zwar eintra&#x0364;g-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liche,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0139] Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte. b⁾ ſeiner angekauften Grundſtuͤcke ſteuerfrey war, beruhete auf kei- nen vernuͤnftigen Grund, war nie allgemein hergebracht, und iſt jetzt faſt uͤberall aufgehoben. Mynſinger obſeruationum Centu- ria V. obſ. 22. (Ausgabe von 1615.) c⁾ Wiefern dieſe Befreyung den Geſandten zuſtehe, wird in der Folge eroͤrtert werden. Die Befreyungen der Studirenden, des Militaͤrs u. ſ. f. beſchraͤnken ſich gemeiniglich blos auf die per- ſoͤnlichen Abgaben. d⁾ Jetzt iſt dieß in den mehreſten Handelsvertraͤgen, entweder be- ſtimmt feſtgeſetzt, oder in der allgemeinen Clauſel den Untertha- nen, oder der beguͤnſtigteſten Nation gleich gehalten zu werden, enthalten. §. 89. Zoͤlle, Stapelrecht u. ſ. f. Zoͤlle ſind diejenigen Abgaben welche fuͤr die Erlaub- niß der Ein- Durch- und Ausfuhr gewiſſer Guͤter erhoben werden. Da dieſe Erlaubniß an Bedingungen gebunden werden kann, ſo laͤßt ſich die Rechtmaͤßigkeit der Zoͤlle zwi- ſchen freyen Voͤlkern nicht bezweifeln, und die allgemein anerkannte oder beſonders verabredete Freyheit der Ein- und Durchfuhr ſchließt den Gebrauch der Zoͤlle nicht aus. Jeder Staat koͤnnte ſelbſt willkuͤhrlich die Zoͤlle erhoͤhen, wenn nicht oft Handelsbuͤndniſſe a), oder in deren Erman- gelung, eine vernuͤnftige Handelspolitik dieſer Willkuͤhr Gren- zen ſetzte. Zwiſchen Mitgliedern deſſelben Staats iſt dieſe Ab- gabe unnatuͤrlich, obwohl ſelbſt in einfachen Staaten nicht ohne Beyſpiel. Die mehreſten b) teutſchen Reichsſtaͤnde ſind in Anſehung der Zoͤlle auf mannigfaltige Weiſe durch Reichsgeſetze beſchraͤnkt c), welche Beſchraͤnkungen ſelbſt auf Auslaͤnder mittelbar zuruͤckwuͤrken d). Aus eben dem allgemeinen Grunde, daß man dem Handel der Auswaͤrtigen mit und durch unſere Lande Be- dingungen vorſchreiben kann, laſſen ſich auch nach dem ſtrengen Recht, das auswaͤrtige Stapelrecht, Krahnrecht, Stadteinlagerrecht, und andere dem Staat zwar eintraͤg- liche,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/139
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/139>, abgerufen am 24.04.2024.