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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Gleichheit Würden und Rang.
wobey es sich äußert, so daß man es in das persönliche-
Canzley-See-Gesandschafts-Kriegs-Ceremoniel
u. s. f.
eintheilen kann; da von diesen bey den einzelnen Materien
des Völkerrechts, worinn sie einschlagen, bequemer wird ge-
handelt werden können, so sind hier nur noch erst die in
Ansehung der Titel und des Ranges eingeführten Cere-
moniel-Rechte zu erörtern, da sich diese auf mehrere Theile
der Wissenschaft erstrecken.

a) Leti ceremoniale histovico-politico. Amst. T. I--VI. 1685. 12.
Agostino Paradisi theatro de uom nobile
in dem 1sten und 2ten
Bande. I. C. Lünig theatrum ceremoniale historico-politicum oder
historisch-politischer Schauplatz etc. Leipzig 1719. 1720. T. I. II. fol.
Rousset Ceremonial diplomatique des Cours de l'Europe. Amst. et
la Haye 1739. T. I. II. fol.
(macht den IV. und Vten Band der
Roussetschen Supplemente des dü Montschen Werks aus.)
§. 124.
Kaiserliche und Königliche Würde.

Wie der vernünftigste Grund der vorzüglichsten Eh-
renbezeugungen gegen einen Regenten in seiner Eigenschaft
eines Anführers und Representanten einer großen Gesell-
schaft zu setzen ist, so würde an sich betrachtet der Grad sei-
ner Macht und die Größe des Staats den er beherrscht
mehr als die Verschiedenheit der Würde die er annimmt,
über die Ehrenbezeugungen entscheiden, die er von andren
zu erwarten Ursache hätte. Aber die Unbestimmtheit die-
ses Principiums, und der zufällige Umstand daß die Be-
herrscher der mächtigsten Staaten in Europa den Kaiser-
oder Königstitel geführet haben, haben veranlasset diese
Titel als die höchsten weltlichen Würden anzusehn und denen,
welche sie führen, unabhängig von der Verschiedenheit ihrer
Macht a) vor andren Fürsten Vorzüge einzuräumen; so
wie die ungeheure Macht der ehemahligen römischen Kaiser,
denen selbst Könige unterthan waren, der Kaiserlichen Würde
noch vor der Königlichen Vorzüge verschaffet hat, deren auch
nach Carl dem Großen die römischen Kaiser als angebliche

Nachfol-
K 3

Gleichheit Wuͤrden und Rang.
wobey es ſich aͤußert, ſo daß man es in das perſoͤnliche-
Canzley-See-Geſandſchafts-Kriegs-Ceremoniel
u. ſ. f.
eintheilen kann; da von dieſen bey den einzelnen Materien
des Voͤlkerrechts, worinn ſie einſchlagen, bequemer wird ge-
handelt werden koͤnnen, ſo ſind hier nur noch erſt die in
Anſehung der Titel und des Ranges eingefuͤhrten Cere-
moniel-Rechte zu eroͤrtern, da ſich dieſe auf mehrere Theile
der Wiſſenſchaft erſtrecken.

a) Leti ceremoniale hiſtovico-politico. Amſt. T. I—VI. 1685. 12.
Agostino Paradisi theatro de uom nobile
in dem 1ſten und 2ten
Bande. I. C. Lünig theatrum ceremoniale hiſtorico-politicum oder
hiſtoriſch-politiſcher Schauplatz ꝛc. Leipzig 1719. 1720. T. I. II. fol.
Rousset Ceremonial diplomatique des Cours de l’Europe. Amſt. et
la Haye 1739. T. I. II. fol.
(macht den IV. und Vten Band der
Rouſſetſchen Supplemente des duͤ Montſchen Werks aus.)
§. 124.
Kaiſerliche und Koͤnigliche Wuͤrde.

Wie der vernuͤnftigſte Grund der vorzuͤglichſten Eh-
renbezeugungen gegen einen Regenten in ſeiner Eigenſchaft
eines Anfuͤhrers und Repreſentanten einer großen Geſell-
ſchaft zu ſetzen iſt, ſo wuͤrde an ſich betrachtet der Grad ſei-
ner Macht und die Groͤße des Staats den er beherrſcht
mehr als die Verſchiedenheit der Wuͤrde die er annimmt,
uͤber die Ehrenbezeugungen entſcheiden, die er von andren
zu erwarten Urſache haͤtte. Aber die Unbeſtimmtheit die-
ſes Principiums, und der zufaͤllige Umſtand daß die Be-
herrſcher der maͤchtigſten Staaten in Europa den Kaiſer-
oder Koͤnigstitel gefuͤhret haben, haben veranlaſſet dieſe
Titel als die hoͤchſten weltlichen Wuͤrden anzuſehn und denen,
welche ſie fuͤhren, unabhaͤngig von der Verſchiedenheit ihrer
Macht a) vor andren Fuͤrſten Vorzuͤge einzuraͤumen; ſo
wie die ungeheure Macht der ehemahligen roͤmiſchen Kaiſer,
denen ſelbſt Koͤnige unterthan waren, der Kaiſerlichen Wuͤrde
noch vor der Koͤniglichen Vorzuͤge verſchaffet hat, deren auch
nach Carl dem Großen die roͤmiſchen Kaiſer als angebliche

Nachfol-
K 3
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[149/0177] Gleichheit Wuͤrden und Rang. wobey es ſich aͤußert, ſo daß man es in das perſoͤnliche- Canzley-See-Geſandſchafts-Kriegs-Ceremoniel u. ſ. f. eintheilen kann; da von dieſen bey den einzelnen Materien des Voͤlkerrechts, worinn ſie einſchlagen, bequemer wird ge- handelt werden koͤnnen, ſo ſind hier nur noch erſt die in Anſehung der Titel und des Ranges eingefuͤhrten Cere- moniel-Rechte zu eroͤrtern, da ſich dieſe auf mehrere Theile der Wiſſenſchaft erſtrecken. a⁾ Leti ceremoniale hiſtovico-politico. Amſt. T. I—VI. 1685. 12. Agostino Paradisi theatro de uom nobile in dem 1ſten und 2ten Bande. I. C. Lünig theatrum ceremoniale hiſtorico-politicum oder hiſtoriſch-politiſcher Schauplatz ꝛc. Leipzig 1719. 1720. T. I. II. fol. Rousset Ceremonial diplomatique des Cours de l’Europe. Amſt. et la Haye 1739. T. I. II. fol. (macht den IV. und Vten Band der Rouſſetſchen Supplemente des duͤ Montſchen Werks aus.) §. 124. Kaiſerliche und Koͤnigliche Wuͤrde. Wie der vernuͤnftigſte Grund der vorzuͤglichſten Eh- renbezeugungen gegen einen Regenten in ſeiner Eigenſchaft eines Anfuͤhrers und Repreſentanten einer großen Geſell- ſchaft zu ſetzen iſt, ſo wuͤrde an ſich betrachtet der Grad ſei- ner Macht und die Groͤße des Staats den er beherrſcht mehr als die Verſchiedenheit der Wuͤrde die er annimmt, uͤber die Ehrenbezeugungen entſcheiden, die er von andren zu erwarten Urſache haͤtte. Aber die Unbeſtimmtheit die- ſes Principiums, und der zufaͤllige Umſtand daß die Be- herrſcher der maͤchtigſten Staaten in Europa den Kaiſer- oder Koͤnigstitel gefuͤhret haben, haben veranlaſſet dieſe Titel als die hoͤchſten weltlichen Wuͤrden anzuſehn und denen, welche ſie fuͤhren, unabhaͤngig von der Verſchiedenheit ihrer Macht a) vor andren Fuͤrſten Vorzuͤge einzuraͤumen; ſo wie die ungeheure Macht der ehemahligen roͤmiſchen Kaiſer, denen ſelbſt Koͤnige unterthan waren, der Kaiſerlichen Wuͤrde noch vor der Koͤniglichen Vorzuͤge verſchaffet hat, deren auch nach Carl dem Großen die roͤmiſchen Kaiſer als angebliche Nachfol- K 3

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/177>, abgerufen am 25.04.2024.