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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Rechte der Völker in Ansehung des Handels.
a) Z. B. s. das spanische Verboth des hamburgischen Handels 1751,
des dänischen Handels 1755. Moser Versuch Th. VII. S.
421. 432. u. f.
b) Beschränkungen dieser Art sind gemeiniglich allgemein, und
werden auch durch Handelsbündnisse nicht gehoben; wie z. B.
Dänemark allen Fremden den Handel mit Ißland und den Fa-
roerschen Inseln und mit dem von ihm in Besitz genommenen
Theile von Grönland untersagt hat, wie Schweden allen aus-
wärtigen Handel auf die 34 Stapelstädte beschränkt hat; s. m.
Grundriß der Staatsverfassung der europäischen Mächte
Th. I. S. 18. und 120.
c) Die berühmte englische Navigationsacte von 1660. in meiner
Sammlung von Grundgesetzen Th. I. S. 794. konnte daher
im allgemeinen auch nicht als dem herkömmlichen Recht entge-
gen angesehn werden. S. die Geschichte dieser Navigationsacte
von Herrn Büsch in Hamb. Addreß-Comtoir Nachrichten
1774. n. 35. u. f. und in Büsch und Ebelings Hand-
lungs-Bibliothek
Th. II. S. 630. Auch das schwedische Pro-
ductplacat von 1724 ist dem Völkerrecht nicht enigegen. Mo-
dee
Utdrag D. I. p.
575.
§. 140.
Allgemeine Theorie der Handelsverträge.

Diese unbestimmte allgemeine Handelsfreyheit ist für
Völker welche ein beträchtliches Handelsverkehr mit einander
treiben weit nicht hinreichend um ihnen alle die Vortheile
zu sichern, deren Erlangung für das Aufblühn ihres Han-
dels wünschenswürdig ist. Daher haben sie ihre Zuflucht
zu Handelsbündnissen genommen, deren Zahl, insbesondere
seit dem 16ten Jahrhundert, sich sehr beträchtlich vermehrt
hat. So verschieden auch der Inhalt derselben nach der
Verschiedenheit des Handelsinteresse der Contrahenten in
manchen Puncten ist, so läßt sich doch eine allgemeine
Theorie derselben entwerfen a), und die Artikel aus welchen
sie zu bestehn pflegen, lassen sich auf drey Hauptclassen zu-
rückführen, von welchen die erste den Handel in Friedens-
zeiten, die zweyte den neutralen Handel des einen Theils,

wenn
Rechte der Voͤlker in Anſehung des Handels.
a) Z. B. ſ. das ſpaniſche Verboth des hamburgiſchen Handels 1751,
des daͤniſchen Handels 1755. Moſer Verſuch Th. VII. S.
421. 432. u. f.
b) Beſchraͤnkungen dieſer Art ſind gemeiniglich allgemein, und
werden auch durch Handelsbuͤndniſſe nicht gehoben; wie z. B.
Daͤnemark allen Fremden den Handel mit Ißland und den Fa-
roerſchen Inſeln und mit dem von ihm in Beſitz genommenen
Theile von Groͤnland unterſagt hat, wie Schweden allen aus-
waͤrtigen Handel auf die 34 Stapelſtaͤdte beſchraͤnkt hat; ſ. m.
Grundriß der Staatsverfaſſung der europaͤiſchen Maͤchte
Th. I. S. 18. und 120.
c) Die beruͤhmte engliſche Navigationsacte von 1660. in meiner
Sammlung von Grundgeſetzen Th. I. S. 794. konnte daher
im allgemeinen auch nicht als dem herkoͤmmlichen Recht entge-
gen angeſehn werden. S. die Geſchichte dieſer Navigationsacte
von Herrn Buͤſch in Hamb. Addreß-Comtoir Nachrichten
1774. n. 35. u. f. und in Buͤſch und Ebelings Hand-
lungs-Bibliothek
Th. II. S. 630. Auch das ſchwediſche Pro-
ductplacat von 1724 iſt dem Voͤlkerrecht nicht enigegen. Mo-
dee
Utdrag D. I. p.
575.
§. 140.
Allgemeine Theorie der Handelsvertraͤge.

Dieſe unbeſtimmte allgemeine Handelsfreyheit iſt fuͤr
Voͤlker welche ein betraͤchtliches Handelsverkehr mit einander
treiben weit nicht hinreichend um ihnen alle die Vortheile
zu ſichern, deren Erlangung fuͤr das Aufbluͤhn ihres Han-
dels wuͤnſchenswuͤrdig iſt. Daher haben ſie ihre Zuflucht
zu Handelsbuͤndniſſen genommen, deren Zahl, insbeſondere
ſeit dem 16ten Jahrhundert, ſich ſehr betraͤchtlich vermehrt
hat. So verſchieden auch der Inhalt derſelben nach der
Verſchiedenheit des Handelsintereſſe der Contrahenten in
manchen Puncten iſt, ſo laͤßt ſich doch eine allgemeine
Theorie derſelben entwerfen a), und die Artikel aus welchen
ſie zu beſtehn pflegen, laſſen ſich auf drey Hauptclaſſen zu-
ruͤckfuͤhren, von welchen die erſte den Handel in Friedens-
zeiten, die zweyte den neutralen Handel des einen Theils,

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[171/0199] Rechte der Voͤlker in Anſehung des Handels. a⁾ Z. B. ſ. das ſpaniſche Verboth des hamburgiſchen Handels 1751, des daͤniſchen Handels 1755. Moſer Verſuch Th. VII. S. 421. 432. u. f. b⁾ Beſchraͤnkungen dieſer Art ſind gemeiniglich allgemein, und werden auch durch Handelsbuͤndniſſe nicht gehoben; wie z. B. Daͤnemark allen Fremden den Handel mit Ißland und den Fa- roerſchen Inſeln und mit dem von ihm in Beſitz genommenen Theile von Groͤnland unterſagt hat, wie Schweden allen aus- waͤrtigen Handel auf die 34 Stapelſtaͤdte beſchraͤnkt hat; ſ. m. Grundriß der Staatsverfaſſung der europaͤiſchen Maͤchte Th. I. S. 18. und 120. c⁾ Die beruͤhmte engliſche Navigationsacte von 1660. in meiner Sammlung von Grundgeſetzen Th. I. S. 794. konnte daher im allgemeinen auch nicht als dem herkoͤmmlichen Recht entge- gen angeſehn werden. S. die Geſchichte dieſer Navigationsacte von Herrn Buͤſch in Hamb. Addreß-Comtoir Nachrichten 1774. n. 35. u. f. und in Buͤſch und Ebelings Hand- lungs-Bibliothek Th. II. S. 630. Auch das ſchwediſche Pro- ductplacat von 1724 iſt dem Voͤlkerrecht nicht enigegen. Mo- dee Utdrag D. I. p. 575. §. 140. Allgemeine Theorie der Handelsvertraͤge. Dieſe unbeſtimmte allgemeine Handelsfreyheit iſt fuͤr Voͤlker welche ein betraͤchtliches Handelsverkehr mit einander treiben weit nicht hinreichend um ihnen alle die Vortheile zu ſichern, deren Erlangung fuͤr das Aufbluͤhn ihres Han- dels wuͤnſchenswuͤrdig iſt. Daher haben ſie ihre Zuflucht zu Handelsbuͤndniſſen genommen, deren Zahl, insbeſondere ſeit dem 16ten Jahrhundert, ſich ſehr betraͤchtlich vermehrt hat. So verſchieden auch der Inhalt derſelben nach der Verſchiedenheit des Handelsintereſſe der Contrahenten in manchen Puncten iſt, ſo laͤßt ſich doch eine allgemeine Theorie derſelben entwerfen a), und die Artikel aus welchen ſie zu beſtehn pflegen, laſſen ſich auf drey Hauptclaſſen zu- ruͤckfuͤhren, von welchen die erſte den Handel in Friedens- zeiten, die zweyte den neutralen Handel des einen Theils, wenn

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/199>, abgerufen am 25.04.2024.