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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Von persönlichen und Familien-Rechten.
pflegt; die Gevatterngeschenke; die Geschenke bey persönlichen
Besuchen großer Herrn u. s. f.
d) Wer könnte hier der Freygebigkeit der Souveraine Regeln vor-
schreiben und bestimmen was oder wann geschenkt werden solle,
da beides von Geschmack und Umständen abhängt. Das sonder-
barste Geschenk das wohl einer Königinn gemacht worden erzählt
la Torre in memoires du comte de Harrach T. II. p. 2[ - 1 Zeichen fehlt]2. S.
überhaupt Moser Versuch Th. I. S. 344. Beyträge Th. I.
S. 469. auch F. C. Moser von der Staatsgalanterie in
dessen kleinen Schriften Th. I. S. 1.
§. 165.
Weltliche Ritterorden.

Nach dem Muster der geistlichen Ritterorden deren
Mitglieder sich durch äußere Kennzeichen vor andren un-
terschieden, fingen auch Fürsten an, theils diejenigen mit
denen sie als vertraueteren Freunden Gesellschaften errich-
teten, theils in der Folge auch andere die sie eines vorzüg-
lichen bürgerlichen oder militairischen Verdiensts wegen zu
belohnen wünschten, durch äußere Merkmahle vor andren
auszuzeichnen. Dies ist der Ursprung der weltlichen Rit-
terorden, dergleichen nicht nur die mehresten Könige a)
und einige Republiken b) sondern auch die mehresten der
altweltfürstlichen Häuser in Teutschland einen, oft aber auch
mehrere und von sehr verschiedenen Klassen gestiften haben c).
Diese Orden werden nicht nur eigenen oder fremden Unter-
thanen als Zeichen der Gnade und des Wohlwollens er-
theilt, sondern auch die ersten königlichen Hausorden, nicht
selten fremden königlichen und fürstlichen Personen beiderley
Geschlechts und zwar mit Dispensatien d) von den Sta-
tuten des Ordens als Zeichen der Freundschaft zugesandt e),
und von diesen in Friedens- und Kriegszeiten getragen.

Sonst ist aus den Gesetzen des Ordens zu beurthei-
len, wiefern er mit andren zu vereinbaren sey f). Auch
behält der Ordensmeister das Ausschließungsrecht; und da
das Recht den Orden zu tragen blos persönlich ist, so wer-

den
N 4
Von perſoͤnlichen und Familien-Rechten.
pflegt; die Gevatterngeſchenke; die Geſchenke bey perſoͤnlichen
Beſuchen großer Herrn u. ſ. f.
d) Wer koͤnnte hier der Freygebigkeit der Souveraine Regeln vor-
ſchreiben und beſtimmen was oder wann geſchenkt werden ſolle,
da beides von Geſchmack und Umſtaͤnden abhaͤngt. Das ſonder-
barſte Geſchenk das wohl einer Koͤniginn gemacht worden erzaͤhlt
la Torre in memoires du comte de Harrach T. II. p. 2[ – 1 Zeichen fehlt]2. S.
uͤberhaupt Moſer Verſuch Th. I. S. 344. Beytraͤge Th. I.
S. 469. auch F. C. Moſer von der Staatsgalanterie in
deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 1.
§. 165.
Weltliche Ritterorden.

Nach dem Muſter der geiſtlichen Ritterorden deren
Mitglieder ſich durch aͤußere Kennzeichen vor andren un-
terſchieden, fingen auch Fuͤrſten an, theils diejenigen mit
denen ſie als vertraueteren Freunden Geſellſchaften errich-
teten, theils in der Folge auch andere die ſie eines vorzuͤg-
lichen buͤrgerlichen oder militairiſchen Verdienſts wegen zu
belohnen wuͤnſchten, durch aͤußere Merkmahle vor andren
auszuzeichnen. Dies iſt der Urſprung der weltlichen Rit-
terorden, dergleichen nicht nur die mehreſten Koͤnige a)
und einige Republiken b) ſondern auch die mehreſten der
altweltfuͤrſtlichen Haͤuſer in Teutſchland einen, oft aber auch
mehrere und von ſehr verſchiedenen Klaſſen geſtiften haben c).
Dieſe Orden werden nicht nur eigenen oder fremden Unter-
thanen als Zeichen der Gnade und des Wohlwollens er-
theilt, ſondern auch die erſten koͤniglichen Hausorden, nicht
ſelten fremden koͤniglichen und fuͤrſtlichen Perſonen beiderley
Geſchlechts und zwar mit Diſpenſatien d) von den Sta-
tuten des Ordens als Zeichen der Freundſchaft zugeſandt e),
und von dieſen in Friedens- und Kriegszeiten getragen.

Sonſt iſt aus den Geſetzen des Ordens zu beurthei-
len, wiefern er mit andren zu vereinbaren ſey f). Auch
behaͤlt der Ordensmeiſter das Ausſchließungsrecht; und da
das Recht den Orden zu tragen blos perſoͤnlich iſt, ſo wer-

den
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[199/0227] Von perſoͤnlichen und Familien-Rechten. c⁾ pflegt; die Gevatterngeſchenke; die Geſchenke bey perſoͤnlichen Beſuchen großer Herrn u. ſ. f. d⁾ Wer koͤnnte hier der Freygebigkeit der Souveraine Regeln vor- ſchreiben und beſtimmen was oder wann geſchenkt werden ſolle, da beides von Geſchmack und Umſtaͤnden abhaͤngt. Das ſonder- barſte Geſchenk das wohl einer Koͤniginn gemacht worden erzaͤhlt la Torre in memoires du comte de Harrach T. II. p. 2_2. S. uͤberhaupt Moſer Verſuch Th. I. S. 344. Beytraͤge Th. I. S. 469. auch F. C. Moſer von der Staatsgalanterie in deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 1. §. 165. Weltliche Ritterorden. Nach dem Muſter der geiſtlichen Ritterorden deren Mitglieder ſich durch aͤußere Kennzeichen vor andren un- terſchieden, fingen auch Fuͤrſten an, theils diejenigen mit denen ſie als vertraueteren Freunden Geſellſchaften errich- teten, theils in der Folge auch andere die ſie eines vorzuͤg- lichen buͤrgerlichen oder militairiſchen Verdienſts wegen zu belohnen wuͤnſchten, durch aͤußere Merkmahle vor andren auszuzeichnen. Dies iſt der Urſprung der weltlichen Rit- terorden, dergleichen nicht nur die mehreſten Koͤnige a) und einige Republiken b) ſondern auch die mehreſten der altweltfuͤrſtlichen Haͤuſer in Teutſchland einen, oft aber auch mehrere und von ſehr verſchiedenen Klaſſen geſtiften haben c). Dieſe Orden werden nicht nur eigenen oder fremden Unter- thanen als Zeichen der Gnade und des Wohlwollens er- theilt, ſondern auch die erſten koͤniglichen Hausorden, nicht ſelten fremden koͤniglichen und fuͤrſtlichen Perſonen beiderley Geſchlechts und zwar mit Diſpenſatien d) von den Sta- tuten des Ordens als Zeichen der Freundſchaft zugeſandt e), und von dieſen in Friedens- und Kriegszeiten getragen. Sonſt iſt aus den Geſetzen des Ordens zu beurthei- len, wiefern er mit andren zu vereinbaren ſey f). Auch behaͤlt der Ordensmeiſter das Ausſchließungsrecht; und da das Recht den Orden zu tragen blos perſoͤnlich iſt, ſo wer- den N 4

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/227>, abgerufen am 25.04.2024.