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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Siebentes Buch. Viertes Hauptstück.
weilen aber auch neue förmliche Instructionen. Alle diese
Stücke sind nur für ihn bestimmt, und er kann weder zu
deren Vorzeigung genöthiget werden, noch sich diese ohne
besondren Befehl seines Hofes oder doch bey ganz besondren
Umständen ohne sehr große Vorsicht erlauben b). Zuwei-
len erhält der Gesandte eine doppelte Instruction eine zum
vorzeigen (ostensible) eine geheime (secrete).

Endlich muß auch dem Gesandten der Schlüssel zum
Chifriren und Dechifriren mitgegeben werden.

a) Muster solcher Instructionen finden sich in memoires de Wal-
singham
T. I. p.
260 u. f. in den memoires du comte d'Estrades,
in Aitzema Zaken van Staet and Oorlogh an verschiedenen Orten
u. s. f. von der Einrichtung dieser Instructionen handelt Püt-
ter
juristische Praxis
Th. I. S. 232. Beck Versuch einer
Staatspraxis
S. 245.
b) Beyspiele hiervon finden sich an verschiedenen Orten der Memoi-
res du comte
d'Avaux.
Viertes Hauptstück.
Vom Gesandschafts-Ceremoniel
.
§. 203.
Audienz eines Bothschafters.

Sobald der Gesandte an den Ort seiner Bestimmung
angekommen ist, überreicht er dem Minister der auswärti-
gen Angelegenheiten sein Beglaubigungsschreiben und zwar
der Gesandte der ersten und zweyten Klasse in vidimirter
Capey, mit der Bitte zur Audienz zugelassen zu werden.
Diese ist entweder eine öffentliche oder Privat-Audienz.
Von der ersteren Art ist die feyerliche Audienz der Gesand-
ten der ersten Klasse. Vor dieser pflegte sonst der feyerliche
Einzug a) der Gesandten herzugehn, der zwar jetzt unter
den christlichen Mächten seltener geworden, mit den Tür-
ken aber noch im Gebrauch ist.


An

Siebentes Buch. Viertes Hauptſtuͤck.
weilen aber auch neue foͤrmliche Inſtructionen. Alle dieſe
Stuͤcke ſind nur fuͤr ihn beſtimmt, und er kann weder zu
deren Vorzeigung genoͤthiget werden, noch ſich dieſe ohne
beſondren Befehl ſeines Hofes oder doch bey ganz beſondren
Umſtaͤnden ohne ſehr große Vorſicht erlauben b). Zuwei-
len erhaͤlt der Geſandte eine doppelte Inſtruction eine zum
vorzeigen (oſtenſible) eine geheime (ſecrête).

Endlich muß auch dem Geſandten der Schluͤſſel zum
Chifriren und Dechifriren mitgegeben werden.

a) Muſter ſolcher Inſtructionen finden ſich in memoires de Wal-
singham
T. I. p.
260 u. f. in den memoires du comte d’Estrades,
in Aitzema Zaken van Staet and Oorlogh an verſchiedenen Orten
u. ſ. f. von der Einrichtung dieſer Inſtructionen handelt Puͤt-
ter
juriſtiſche Praxis
Th. I. S. 232. Beck Verſuch einer
Staatspraxis
S. 245.
b) Beyſpiele hiervon finden ſich an verſchiedenen Orten der Memoi-
res du comte
d’Avaux.
Viertes Hauptſtuͤck.
Vom Geſandſchafts-Ceremoniel
.
§. 203.
Audienz eines Bothſchafters.

Sobald der Geſandte an den Ort ſeiner Beſtimmung
angekommen iſt, uͤberreicht er dem Miniſter der auswaͤrti-
gen Angelegenheiten ſein Beglaubigungsſchreiben und zwar
der Geſandte der erſten und zweyten Klaſſe in vidimirter
Capey, mit der Bitte zur Audienz zugelaſſen zu werden.
Dieſe iſt entweder eine oͤffentliche oder Privat-Audienz.
Von der erſteren Art iſt die feyerliche Audienz der Geſand-
ten der erſten Klaſſe. Vor dieſer pflegte ſonſt der feyerliche
Einzug a) der Geſandten herzugehn, der zwar jetzt unter
den chriſtlichen Maͤchten ſeltener geworden, mit den Tuͤr-
ken aber noch im Gebrauch iſt.


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[240/0268] Siebentes Buch. Viertes Hauptſtuͤck. weilen aber auch neue foͤrmliche Inſtructionen. Alle dieſe Stuͤcke ſind nur fuͤr ihn beſtimmt, und er kann weder zu deren Vorzeigung genoͤthiget werden, noch ſich dieſe ohne beſondren Befehl ſeines Hofes oder doch bey ganz beſondren Umſtaͤnden ohne ſehr große Vorſicht erlauben b). Zuwei- len erhaͤlt der Geſandte eine doppelte Inſtruction eine zum vorzeigen (oſtenſible) eine geheime (ſecrête). Endlich muß auch dem Geſandten der Schluͤſſel zum Chifriren und Dechifriren mitgegeben werden. a⁾ Muſter ſolcher Inſtructionen finden ſich in memoires de Wal- singham T. I. p. 260 u. f. in den memoires du comte d’Estrades, in Aitzema Zaken van Staet and Oorlogh an verſchiedenen Orten u. ſ. f. von der Einrichtung dieſer Inſtructionen handelt Puͤt- ter juriſtiſche Praxis Th. I. S. 232. Beck Verſuch einer Staatspraxis S. 245. b⁾ Beyſpiele hiervon finden ſich an verſchiedenen Orten der Memoi- res du comte d’Avaux. Viertes Hauptſtuͤck. Vom Geſandſchafts-Ceremoniel. §. 203. Audienz eines Bothſchafters. Sobald der Geſandte an den Ort ſeiner Beſtimmung angekommen iſt, uͤberreicht er dem Miniſter der auswaͤrti- gen Angelegenheiten ſein Beglaubigungsſchreiben und zwar der Geſandte der erſten und zweyten Klaſſe in vidimirter Capey, mit der Bitte zur Audienz zugelaſſen zu werden. Dieſe iſt entweder eine oͤffentliche oder Privat-Audienz. Von der erſteren Art iſt die feyerliche Audienz der Geſand- ten der erſten Klaſſe. Vor dieſer pflegte ſonſt der feyerliche Einzug a) der Geſandten herzugehn, der zwar jetzt unter den chriſtlichen Maͤchten ſeltener geworden, mit den Tuͤr- ken aber noch im Gebrauch iſt. An

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/268>, abgerufen am 23.04.2024.