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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Siebentes Buch. Viertes Hauptstück.
französische Bothschafter auch den Bothschaftern der verein. Nie-
derlande s. de Real S. 41, und auch den Bothschaftern der
Churfürsten auf Wahltägen s. Rousset discours sur le rang p. 87.
den Rang bey sich zu Hause eingeräumt. Selbst die kaiserlichen
Bothschafter gestatten den königlichen und churfürstlichen Both-
schaftern den Rang. Gutschmidt de praerogatina ordinis inter
legatos
§. 31. not. h.
b) Memoires d'Estrades T. II. p. 38. 469. 480. Daher am Reichs-
tage der Streit zwischen den churfürstlichen und fürstlichen Ge-
fandten unter einander und zuweilen selbst mit auswärtigen.
§. 207.
Rang der Gesandten gegen andere Staatspersonen.

Im Verhältniß der Gesandten gegen andere Perso-
nen vom Stande am Hofe fehlt es auch nicht an mannig-
faltigen Streitigkeiten, sofern theils von Besuchen, theils von
Rang und anderen Vorzügen am Hofe die Rede ist.

Bothschafter wollen niemandem als Prinzen von kö-
niglichem Geblüt weichen und fordern den Rang vor den
übrigen Fürsten in Person a) und vor allen Hof- und
Staatsbeamten des Hofes, wie auch vor den Cardinälen b).

Noch mannigfaltiger sind die Rangstreitigkeiten der
Gesandten der unteren Klassen, deren Anforderungen nicht
nur nach der Verschiedenheit ihres gesandschaftlichen Cha-
racters, sondern auch nach der Verschiedenheit der Würde
ihres Hofes sowohl als desjenigen an welchen sie residiren,
bald höher, bald weniger hoch gespannt sind c).

a) Sogar haben kaiserliche und einige königliche Bothschafter zuwei-
len den Rang vor Churfürsten und Fürsten an welche sie geschickt
wurden begehrt: Memoires et negociations secrettes touchant la
paix de Munster T. III. p.
565. (8.) Moser kleine Schriften
Th. VII. S. 190. de Real T. V. p. 51. Rousset discours p. 88.
aber die weltlichen Chutfürsten und die altweltlichen Fürsten ha-
ben dieß nie eingeräumt.
Ein merkwürdiger Streit des französischen Bothschafters mit
dem Prinzen von Oranien findet sich in Memoires d'Estrades
Siebentes Buch. Viertes Hauptſtuͤck.
franzoͤſiſche Bothſchafter auch den Bothſchaftern der verein. Nie-
derlande ſ. de Real S. 41, und auch den Bothſchaftern der
Churfuͤrſten auf Wahltaͤgen ſ. Rousset diſcours ſur le rang p. 87.
den Rang bey ſich zu Hauſe eingeraͤumt. Selbſt die kaiſerlichen
Bothſchafter geſtatten den koͤniglichen und churfuͤrſtlichen Both-
ſchaftern den Rang. Gutschmidt de praerogatina ordinis inter
legatos
§. 31. not. h.
b) Memoires d’Estrades T. II. p. 38. 469. 480. Daher am Reichs-
tage der Streit zwiſchen den churfuͤrſtlichen und fuͤrſtlichen Ge-
fandten unter einander und zuweilen ſelbſt mit auswaͤrtigen.
§. 207.
Rang der Geſandten gegen andere Staatsperſonen.

Im Verhaͤltniß der Geſandten gegen andere Perſo-
nen vom Stande am Hofe fehlt es auch nicht an mannig-
faltigen Streitigkeiten, ſofern theils von Beſuchen, theils von
Rang und anderen Vorzuͤgen am Hofe die Rede iſt.

Bothſchafter wollen niemandem als Prinzen von koͤ-
niglichem Gebluͤt weichen und fordern den Rang vor den
uͤbrigen Fuͤrſten in Perſon a) und vor allen Hof- und
Staatsbeamten des Hofes, wie auch vor den Cardinaͤlen b).

Noch mannigfaltiger ſind die Rangſtreitigkeiten der
Geſandten der unteren Klaſſen, deren Anforderungen nicht
nur nach der Verſchiedenheit ihres geſandſchaftlichen Cha-
racters, ſondern auch nach der Verſchiedenheit der Wuͤrde
ihres Hofes ſowohl als desjenigen an welchen ſie reſidiren,
bald hoͤher, bald weniger hoch geſpannt ſind c).

a) Sogar haben kaiſerliche und einige koͤnigliche Bothſchafter zuwei-
len den Rang vor Churfuͤrſten und Fuͤrſten an welche ſie geſchickt
wurden begehrt: Memoires et negociations ſecrettes touchant la
paix de Munſter T. III. p.
565. (8.) Moſer kleine Schriften
Th. VII. S. 190. de Real T. V. p. 51. Rousset diſcours p. 88.
aber die weltlichen Chutfuͤrſten und die altweltlichen Fuͤrſten ha-
ben dieß nie eingeraͤumt.
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dem Prinzen von Oranien findet ſich in Memoires d’Estrades
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[246/0274] Siebentes Buch. Viertes Hauptſtuͤck. a⁾ franzoͤſiſche Bothſchafter auch den Bothſchaftern der verein. Nie- derlande ſ. de Real S. 41, und auch den Bothſchaftern der Churfuͤrſten auf Wahltaͤgen ſ. Rousset diſcours ſur le rang p. 87. den Rang bey ſich zu Hauſe eingeraͤumt. Selbſt die kaiſerlichen Bothſchafter geſtatten den koͤniglichen und churfuͤrſtlichen Both- ſchaftern den Rang. Gutschmidt de praerogatina ordinis inter legatos §. 31. not. h. b⁾ Memoires d’Estrades T. II. p. 38. 469. 480. Daher am Reichs- tage der Streit zwiſchen den churfuͤrſtlichen und fuͤrſtlichen Ge- fandten unter einander und zuweilen ſelbſt mit auswaͤrtigen. §. 207. Rang der Geſandten gegen andere Staatsperſonen. Im Verhaͤltniß der Geſandten gegen andere Perſo- nen vom Stande am Hofe fehlt es auch nicht an mannig- faltigen Streitigkeiten, ſofern theils von Beſuchen, theils von Rang und anderen Vorzuͤgen am Hofe die Rede iſt. Bothſchafter wollen niemandem als Prinzen von koͤ- niglichem Gebluͤt weichen und fordern den Rang vor den uͤbrigen Fuͤrſten in Perſon a) und vor allen Hof- und Staatsbeamten des Hofes, wie auch vor den Cardinaͤlen b). Noch mannigfaltiger ſind die Rangſtreitigkeiten der Geſandten der unteren Klaſſen, deren Anforderungen nicht nur nach der Verſchiedenheit ihres geſandſchaftlichen Cha- racters, ſondern auch nach der Verſchiedenheit der Wuͤrde ihres Hofes ſowohl als desjenigen an welchen ſie reſidiren, bald hoͤher, bald weniger hoch geſpannt ſind c). a⁾ Sogar haben kaiſerliche und einige koͤnigliche Bothſchafter zuwei- len den Rang vor Churfuͤrſten und Fuͤrſten an welche ſie geſchickt wurden begehrt: Memoires et negociations ſecrettes touchant la paix de Munſter T. III. p. 565. (8.) Moſer kleine Schriften Th. VII. S. 190. de Real T. V. p. 51. Rousset diſcours p. 88. aber die weltlichen Chutfuͤrſten und die altweltlichen Fuͤrſten ha- ben dieß nie eingeraͤumt. Ein merkwuͤrdiger Streit des franzoͤſiſchen Bothſchafters mit dem Prinzen von Oranien findet ſich in Memoires d’Estrades T. II.

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/274>, abgerufen am 18.04.2024.