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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Gefolge des Gesandten.
dann, wenn sie in Abwesenheit des Gesandten zu Charges
d'affaires
bestellt werden. Uebrigens genießen beide der
Unverletzlichkeit und Befreyungen der Gesandschaft, sowohl
für ihre eigene Person, als sofern sie zum Gefolge der Ge-
sandschaft gehören.

Sie dienen nicht blos zu einigen Ceremoniel-Geschöf-
ten, wie Notifcations-Visiten, Complimenten u. s. f. son-
dern auch zu wirklichen Geschäften, zur Aufsicht des Archivs,
zum Chifriren, Dechifriren, oft auch zur Entwerfung von
Memorialien, Depechen, Protocollen u. s. f. b). Daß der
Gesandte in Verhinderungsfällen seinen Legationsecr tair zu
mündlichen Verhandlungen gebrauchen, und auch durch ihn
Memoriale die er selbst unterzeichnet hat überreichen könne,
hat nicht leicht Anstand. Ob aber in Abwesenheit oder Ver-
hinderungsfällen der Legationssecretair in eigenem Nahmen
Memoriale überreichen könne, wenn er nicht gehörig als
Charge d'affaires bestellet worden, darüber hat man hin
und wieder gestritten c).

a) Einige Staaten überlassen bey gewissen Gesandschaften dem
Gesandten die Wahl und Besoldung des Gesandschaftssecretärs;
aber selbst dann ist ein solcher von einem Privatsecretär des Ge-
sandten verschieden, der ordentlicher Weise nur zu den Privat-
geschäften des Gesandten gebraucht wird. s. jedoch über die affaire
secrete
in Frankreich. Politique de tous les Cabinets de l'Europe
T. I. p. 1--155. (ed. de Hamburg.)
b) Bey zahlreichern Gesandschaften sind diese Geschäfte unter meh-
reren Personen vertheilt, bey andren fällt zuweilen alles auf den
Legationssecretär.
c) Moser Beyträge Th. IV. S. 25. Neue europ. Staatscanz-
ley
Th. 32. S. 43.
§. 233.
Uebriges Gefolge des Gesandten.

Bey größeren Gesandschaften pflegen dem Gesandten
außerhalb dem Legationsecretair, noch einige Canzellisten
zuweilen auch ein Canzler, Gesandschaftsprediger u. s. f. mit-
gegeben zu werden.


Dazu
S 2

Gefolge des Geſandten.
dann, wenn ſie in Abweſenheit des Geſandten zu Chargés
d’affaires
beſtellt werden. Uebrigens genießen beide der
Unverletzlichkeit und Befreyungen der Geſandſchaft, ſowohl
fuͤr ihre eigene Perſon, als ſofern ſie zum Gefolge der Ge-
ſandſchaft gehoͤren.

Sie dienen nicht blos zu einigen Ceremoniel-Geſchoͤf-
ten, wie Notifcations-Viſiten, Complimenten u. ſ. f. ſon-
dern auch zu wirklichen Geſchaͤften, zur Aufſicht des Archivs,
zum Chifriren, Dechifriren, oft auch zur Entwerfung von
Memorialien, Depechen, Protocollen u. ſ. f. b). Daß der
Geſandte in Verhinderungsfaͤllen ſeinen Legationſecr tair zu
muͤndlichen Verhandlungen gebrauchen, und auch durch ihn
Memoriale die er ſelbſt unterzeichnet hat uͤberreichen koͤnne,
hat nicht leicht Anſtand. Ob aber in Abweſenheit oder Ver-
hinderungsfaͤllen der Legationsſecretair in eigenem Nahmen
Memoriale uͤberreichen koͤnne, wenn er nicht gehoͤrig als
Chargé d’affaires beſtellet worden, daruͤber hat man hin
und wieder geſtritten c).

a) Einige Staaten uͤberlaſſen bey gewiſſen Geſandſchaften dem
Geſandten die Wahl und Beſoldung des Geſandſchaftsſecretaͤrs;
aber ſelbſt dann iſt ein ſolcher von einem Privatſecretaͤr des Ge-
ſandten verſchieden, der ordentlicher Weiſe nur zu den Privat-
geſchaͤften des Geſandten gebraucht wird. ſ. jedoch uͤber die affaire
ſecrète
in Frankreich. Politique de tous les Cabinets de l’Europe
T. I. p. 1—155. (ed. de Hamburg.)
b) Bey zahlreichern Geſandſchaften ſind dieſe Geſchaͤfte unter meh-
reren Perſonen vertheilt, bey andren faͤllt zuweilen alles auf den
Legationsſecretaͤr.
c) Moſer Beytraͤge Th. IV. S. 25. Neue europ. Staatscanz-
ley
Th. 32. S. 43.
§. 233.
Uebriges Gefolge des Geſandten.

Bey groͤßeren Geſandſchaften pflegen dem Geſandten
außerhalb dem Legationſecretair, noch einige Canzelliſten
zuweilen auch ein Canzler, Geſandſchaftsprediger u. ſ. f. mit-
gegeben zu werden.


Dazu
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[275/0303] Gefolge des Geſandten. dann, wenn ſie in Abweſenheit des Geſandten zu Chargés d’affaires beſtellt werden. Uebrigens genießen beide der Unverletzlichkeit und Befreyungen der Geſandſchaft, ſowohl fuͤr ihre eigene Perſon, als ſofern ſie zum Gefolge der Ge- ſandſchaft gehoͤren. Sie dienen nicht blos zu einigen Ceremoniel-Geſchoͤf- ten, wie Notifcations-Viſiten, Complimenten u. ſ. f. ſon- dern auch zu wirklichen Geſchaͤften, zur Aufſicht des Archivs, zum Chifriren, Dechifriren, oft auch zur Entwerfung von Memorialien, Depechen, Protocollen u. ſ. f. b). Daß der Geſandte in Verhinderungsfaͤllen ſeinen Legationſecr tair zu muͤndlichen Verhandlungen gebrauchen, und auch durch ihn Memoriale die er ſelbſt unterzeichnet hat uͤberreichen koͤnne, hat nicht leicht Anſtand. Ob aber in Abweſenheit oder Ver- hinderungsfaͤllen der Legationsſecretair in eigenem Nahmen Memoriale uͤberreichen koͤnne, wenn er nicht gehoͤrig als Chargé d’affaires beſtellet worden, daruͤber hat man hin und wieder geſtritten c). a⁾ Einige Staaten uͤberlaſſen bey gewiſſen Geſandſchaften dem Geſandten die Wahl und Beſoldung des Geſandſchaftsſecretaͤrs; aber ſelbſt dann iſt ein ſolcher von einem Privatſecretaͤr des Ge- ſandten verſchieden, der ordentlicher Weiſe nur zu den Privat- geſchaͤften des Geſandten gebraucht wird. ſ. jedoch uͤber die affaire ſecrète in Frankreich. Politique de tous les Cabinets de l’Europe T. I. p. 1—155. (ed. de Hamburg.) b⁾ Bey zahlreichern Geſandſchaften ſind dieſe Geſchaͤfte unter meh- reren Perſonen vertheilt, bey andren faͤllt zuweilen alles auf den Legationsſecretaͤr. c⁾ Moſer Beytraͤge Th. IV. S. 25. Neue europ. Staatscanz- ley Th. 32. S. 43. §. 233. Uebriges Gefolge des Geſandten. Bey groͤßeren Geſandſchaften pflegen dem Geſandten außerhalb dem Legationſecretair, noch einige Canzelliſten zuweilen auch ein Canzler, Geſandſchaftsprediger u. ſ. f. mit- gegeben zu werden. Dazu S 2

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/303>, abgerufen am 25.04.2024.