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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Endigung der Gesandschaft.
hieher gehörigen Fragen Lettres memoires et negociations du Chev
d'Eon
an verschiedenen Stellen.
b) Moser von der Excellenz der Gesandten vom 2ten Rang.
c) Memoires et negoc. du Chev d'Eon p. 96.
Eilfres Hauptstück.
Rechte der Gesandten in Ansehung dritter Staaten
an welche sie nicht accreditirt sind.
§. 242.
Grundsätze des allgemeinen Völkerrechts.

Alle bisher erörterte gesandschaftliche Rechte haben der
Strenge nach nur in dem Verhältniß zwischen dem Hofe der
den Gesandten schickt, und dem der ihn empfängt statt.
Dritte Mächte deren Gebiet ein solcher, es sey auf der Hin-
oder Herreise, oder sonst durchreiset, oder bey denen er sich
eine Zeitlang aufhält, ohne ein Beglaubigungsschreiben an
sie zu übergeben, sind berechtiget ihn als einen bloßen Privat-
Mann zu behandeln, ohne ihm für seine Person, für sein
Gefolge, oder für seine Güter irgend ein gesandschaftliches
Vorrecht einzuräumen a). Ob aber der Gesandte der an
eine Versammlung von Staaten accreditirt ist auch von ein-
zelnen derselben alle Vorrechte eines Gesandten begehren könne,
scheint theils von der Verfassung dieser Versammlung selbst b),
theils von den Geschäften abzuhängen, in welchen er durch-
reiset oder sich bey ihnen auf hält.

a) Leyser de legatis transenntibus Med. ad D. sp. 672. Achenwall
de transitu et admissione legati et pacto repetendis. Gottingae
1748. 4.
b) So ist z. B. außer Zweifel daß ein bey den Gen. Staaten der
verein. Niederlande beglaubigter Gesandte in jeder Provinz auf
die Vorrechte eines Gesandten Anspruch machen könne; zweifel-
hafter aber ist es, ob ein auswärtiger Reichstags- oder Crays-
Gesandte von jedem teutschen Reichs- oder Craysstande alle ge-
sandschaftliche Vorrechte begehren könne, wenn er nicht in Reichs-
Endigung der Geſandſchaft.
hieher gehoͤrigen Fragen Lettres memoires et negociations du Chev
d’Eon
an verſchiedenen Stellen.
b) Moſer von der Excellenz der Geſandten vom 2ten Rang.
c) Memoires et negoc. du Chev d’Eon p. 96.
Eilfres Hauptſtuͤck.
Rechte der Geſandten in Anſehung dritter Staaten
an welche ſie nicht accreditirt ſind.
§. 242.
Grundſaͤtze des allgemeinen Voͤlkerrechts.

Alle bisher eroͤrterte geſandſchaftliche Rechte haben der
Strenge nach nur in dem Verhaͤltniß zwiſchen dem Hofe der
den Geſandten ſchickt, und dem der ihn empfaͤngt ſtatt.
Dritte Maͤchte deren Gebiet ein ſolcher, es ſey auf der Hin-
oder Herreiſe, oder ſonſt durchreiſet, oder bey denen er ſich
eine Zeitlang aufhaͤlt, ohne ein Beglaubigungsſchreiben an
ſie zu uͤbergeben, ſind berechtiget ihn als einen bloßen Privat-
Mann zu behandeln, ohne ihm fuͤr ſeine Perſon, fuͤr ſein
Gefolge, oder fuͤr ſeine Guͤter irgend ein geſandſchaftliches
Vorrecht einzuraͤumen a). Ob aber der Geſandte der an
eine Verſammlung von Staaten accreditirt iſt auch von ein-
zelnen derſelben alle Vorrechte eines Geſandten begehren koͤnne,
ſcheint theils von der Verfaſſung dieſer Verſammlung ſelbſt b),
theils von den Geſchaͤften abzuhaͤngen, in welchen er durch-
reiſet oder ſich bey ihnen auf haͤlt.

a) Leyser de legatis transenntibus Med. ad D. ſp. 672. Achenwall
de tranſitu et admiſſione legati et pacto repetendis. Gottingae
1748. 4.
b) So iſt z. B. außer Zweifel daß ein bey den Gen. Staaten der
verein. Niederlande beglaubigter Geſandte in jeder Provinz auf
die Vorrechte eines Geſandten Anſpruch machen koͤnne; zweifel-
hafter aber iſt es, ob ein auswaͤrtiger Reichstags- oder Crays-
Geſandte von jedem teutſchen Reichs- oder Craysſtande alle ge-
ſandſchaftliche Vorrechte begehren koͤnne, wenn er nicht in Reichs-
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[283/0311] Endigung der Geſandſchaft. a⁾ hieher gehoͤrigen Fragen Lettres memoires et negociations du Chev d’Eon an verſchiedenen Stellen. b⁾ Moſer von der Excellenz der Geſandten vom 2ten Rang. c⁾ Memoires et negoc. du Chev d’Eon p. 96. Eilfres Hauptſtuͤck. Rechte der Geſandten in Anſehung dritter Staaten an welche ſie nicht accreditirt ſind. §. 242. Grundſaͤtze des allgemeinen Voͤlkerrechts. Alle bisher eroͤrterte geſandſchaftliche Rechte haben der Strenge nach nur in dem Verhaͤltniß zwiſchen dem Hofe der den Geſandten ſchickt, und dem der ihn empfaͤngt ſtatt. Dritte Maͤchte deren Gebiet ein ſolcher, es ſey auf der Hin- oder Herreiſe, oder ſonſt durchreiſet, oder bey denen er ſich eine Zeitlang aufhaͤlt, ohne ein Beglaubigungsſchreiben an ſie zu uͤbergeben, ſind berechtiget ihn als einen bloßen Privat- Mann zu behandeln, ohne ihm fuͤr ſeine Perſon, fuͤr ſein Gefolge, oder fuͤr ſeine Guͤter irgend ein geſandſchaftliches Vorrecht einzuraͤumen a). Ob aber der Geſandte der an eine Verſammlung von Staaten accreditirt iſt auch von ein- zelnen derſelben alle Vorrechte eines Geſandten begehren koͤnne, ſcheint theils von der Verfaſſung dieſer Verſammlung ſelbſt b), theils von den Geſchaͤften abzuhaͤngen, in welchen er durch- reiſet oder ſich bey ihnen auf haͤlt. a⁾ Leyser de legatis transenntibus Med. ad D. ſp. 672. Achenwall de tranſitu et admiſſione legati et pacto repetendis. Gottingae 1748. 4. b⁾ So iſt z. B. außer Zweifel daß ein bey den Gen. Staaten der verein. Niederlande beglaubigter Geſandte in jeder Provinz auf die Vorrechte eines Geſandten Anſpruch machen koͤnne; zweifel- hafter aber iſt es, ob ein auswaͤrtiger Reichstags- oder Crays- Geſandte von jedem teutſchen Reichs- oder Craysſtande alle ge- ſandſchaftliche Vorrechte begehren koͤnne, wenn er nicht in Reichs- oder

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/311>, abgerufen am 28.03.2024.