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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Eintheilung der Europäischen Staaten.
a) Günther Europ. Völkerrecht Th. I. S. 120.
b) J. J. Moser teutsches Staatsrecht Th. 30. S. 76. Th. 35.
S. 187. Th. 37. S. 91. Th. 40. S. 77.
§. 19.
See- und Landmächte.

Die mehresten der größeren Europäischen Staaten
gränzen mit einem Theil ihrer Besitzungen an das Meer,
und können in sofern Seestaaten genannt werden. Weil
aber zu einer Seemacht die Unterhaltung einer Kriegs-
flotte erfordert wird a), so sind in diesem Sinne, im Ge-
gensatz der bloßen Landmächte, nur folgende als Seemächte
zu betrachten: 1) Großbritannien, 2) die vereinigten Nie-
derlande
, 3) Spanien, 4) Portugal, 5) Sicilien, 6)
Dänemark, 7) Schweden, 8) die Türkey 9) die Repu-
blik Venedig, wozu auch 10) seit dem 17ten Jahrhundert
Frankreich
und 11) seit dem 18ten Rußland hinzugekom-
men; die übrigen sind entweder nie Seemächte gewesen,
wie das teutsche Reich b), Polen die Schweiz, Ungarn,
mehrere Staaten Italiens, oder haben aufgehöret es zu
seyn, wie die Hanseestädte, und Genua c).

In noch engerem Sinne setzt man zuweilen diejeni-
gen die ihre Hauptmacht zur See haben, oder deren Macht
überwiegend zur See ist, als Seemächte den übrigen ent-
gegen. In beiden Rücksichten nannte man seit dem Ende
des 17ten Jahrhunderts d) Großbritannien und die ver-
einigten Niederlande
die Seemächte: jetzt paßt auf die
Niederlande dieser beybehaltene Ausdruck nur noch in der
ersteren Rücksicht.

a) Weder Handelsflotten, noch einzelne zu Bedeckung der Küsten
oder zu Beschützung der Handelsschiffe unterhaltene Kriegsschiffe
oder Fregatten, noch selbst eine Galeerenflotte reichen in diesem
Sinne zu einer Seemacht hin. In dieser letzteren Rücksicht ist
auch der Pabst nicht unter die Seemächte zu zäblen.
b) H. com. de Bunau de iure Imperatoris atque Imperii circa maria.
Lips.
1744. 4. besonders §. 31.

c) Doch
Eintheilung der Europaͤiſchen Staaten.
a) Guͤnther Europ. Voͤlkerrecht Th. I. S. 120.
b) J. J. Moſer teutſches Staatsrecht Th. 30. S. 76. Th. 35.
S. 187. Th. 37. S. 91. Th. 40. S. 77.
§. 19.
See- und Landmaͤchte.

Die mehreſten der groͤßeren Europaͤiſchen Staaten
graͤnzen mit einem Theil ihrer Beſitzungen an das Meer,
und koͤnnen in ſofern Seeſtaaten genannt werden. Weil
aber zu einer Seemacht die Unterhaltung einer Kriegs-
flotte erfordert wird a), ſo ſind in dieſem Sinne, im Ge-
genſatz der bloßen Landmaͤchte, nur folgende als Seemaͤchte
zu betrachten: 1) Großbritannien, 2) die vereinigten Nie-
derlande
, 3) Spanien, 4) Portugal, 5) Sicilien, 6)
Daͤnemark, 7) Schweden, 8) die Tuͤrkey 9) die Repu-
blik Venedig, wozu auch 10) ſeit dem 17ten Jahrhundert
Frankreich
und 11) ſeit dem 18ten Rußland hinzugekom-
men; die uͤbrigen ſind entweder nie Seemaͤchte geweſen,
wie das teutſche Reich b), Polen die Schweiz, Ungarn,
mehrere Staaten Italiens, oder haben aufgehoͤret es zu
ſeyn, wie die Hanſeeſtaͤdte, und Genua c).

In noch engerem Sinne ſetzt man zuweilen diejeni-
gen die ihre Hauptmacht zur See haben, oder deren Macht
uͤberwiegend zur See iſt, als Seemaͤchte den uͤbrigen ent-
gegen. In beiden Ruͤckſichten nannte man ſeit dem Ende
des 17ten Jahrhunderts d) Großbritannien und die ver-
einigten Niederlande
die Seemaͤchte: jetzt paßt auf die
Niederlande dieſer beybehaltene Ausdruck nur noch in der
erſteren Ruͤckſicht.

a) Weder Handelsflotten, noch einzelne zu Bedeckung der Kuͤſten
oder zu Beſchuͤtzung der Handelsſchiffe unterhaltene Kriegsſchiffe
oder Fregatten, noch ſelbſt eine Galeerenflotte reichen in dieſem
Sinne zu einer Seemacht hin. In dieſer letzteren Ruͤckſicht iſt
auch der Pabſt nicht unter die Seemaͤchte zu zaͤblen.
b) H. com. de Bunau de iure Imperatoris atque Imperii circa maria.
Lipſ.
1744. 4. beſonders §. 31.

c) Doch
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[31/0059] Eintheilung der Europaͤiſchen Staaten. a⁾ Guͤnther Europ. Voͤlkerrecht Th. I. S. 120. b⁾ J. J. Moſer teutſches Staatsrecht Th. 30. S. 76. Th. 35. S. 187. Th. 37. S. 91. Th. 40. S. 77. §. 19. See- und Landmaͤchte. Die mehreſten der groͤßeren Europaͤiſchen Staaten graͤnzen mit einem Theil ihrer Beſitzungen an das Meer, und koͤnnen in ſofern Seeſtaaten genannt werden. Weil aber zu einer Seemacht die Unterhaltung einer Kriegs- flotte erfordert wird a), ſo ſind in dieſem Sinne, im Ge- genſatz der bloßen Landmaͤchte, nur folgende als Seemaͤchte zu betrachten: 1) Großbritannien, 2) die vereinigten Nie- derlande, 3) Spanien, 4) Portugal, 5) Sicilien, 6) Daͤnemark, 7) Schweden, 8) die Tuͤrkey 9) die Repu- blik Venedig, wozu auch 10) ſeit dem 17ten Jahrhundert Frankreich und 11) ſeit dem 18ten Rußland hinzugekom- men; die uͤbrigen ſind entweder nie Seemaͤchte geweſen, wie das teutſche Reich b), Polen die Schweiz, Ungarn, mehrere Staaten Italiens, oder haben aufgehoͤret es zu ſeyn, wie die Hanſeeſtaͤdte, und Genua c). In noch engerem Sinne ſetzt man zuweilen diejeni- gen die ihre Hauptmacht zur See haben, oder deren Macht uͤberwiegend zur See iſt, als Seemaͤchte den uͤbrigen ent- gegen. In beiden Ruͤckſichten nannte man ſeit dem Ende des 17ten Jahrhunderts d) Großbritannien und die ver- einigten Niederlande die Seemaͤchte: jetzt paßt auf die Niederlande dieſer beybehaltene Ausdruck nur noch in der erſteren Ruͤckſicht. a⁾ Weder Handelsflotten, noch einzelne zu Bedeckung der Kuͤſten oder zu Beſchuͤtzung der Handelsſchiffe unterhaltene Kriegsſchiffe oder Fregatten, noch ſelbſt eine Galeerenflotte reichen in dieſem Sinne zu einer Seemacht hin. In dieſer letzteren Ruͤckſicht iſt auch der Pabſt nicht unter die Seemaͤchte zu zaͤblen. b⁾ H. com. de Bunau de iure Imperatoris atque Imperii circa maria. Lipſ. 1744. 4. beſonders §. 31. c) Doch

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/59>, abgerufen am 16.04.2024.