Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

daß die Sachen dieser Welt niemahl umm
nichts gegeben/ sondern daß sie allezeit theuer
verkauffet werden/ und daß die Müntz/
welche am meisten unter den Menschen
läuffig ist/ die Schmeicheley sey? Wann
du dieselbe niemands angeboten/ warum
verwunderst du dich/ daß man dir nichts ge-
geben? und wann du dich derselben eben
so wohl bedienet hast/ als die andere/ war-
um gedenckest du nicht/ den Fehler/ so du
begangen/ durch eine rechte Reue auszu-
leschen.

LXV.

In dem kauffen und verkauffen empfän-
get der eine etwas/ aber der nichts kaufft/
bleibet mit dem/ was er hatte. Beklage
dich nicht/ daß man dir dasjenige versagt/
was gemeiniglich nur den Lastern gegeben
wird: Begnüge dich mit demjenigen/ so
du zuvor besitzest/ und daß du nicht böß wor-
den bist. Es ist nicht ein geringer Vor-
theil vor dich/ daß du dich in einer so grossen
Verderbnüß erhalten/ und dasjenige hast
erhalten können/ welches nur den Schein
des Guten hat.

LXVI.

Das heist thöricht gethan/ wann man

sich

daß die Sachen dieſer Welt niemahl um̃
nichts gegebẽ/ ſondern daß ſie allezeit theuer
verkauffet werden/ und daß die Muͤntz/
welche am meiſten unter den Menſchen
laͤuffig iſt/ die Schmeicheley ſey? Wann
du dieſelbe niemands angeboten/ warum
verwunderſt du dich/ daß man dir nichts ge-
geben? und wann du dich derſelben eben
ſo wohl bedienet haſt/ als die andere/ war-
um gedenckeſt du nicht/ den Fehler/ ſo du
begangen/ durch eine rechte Reue auszu-
leſchen.

LXV.

In dem kauffen und verkauffen empfaͤn-
get der eine etwas/ aber der nichts kaufft/
bleibet mit dem/ was er hatte. Beklage
dich nicht/ daß man dir dasjenige verſagt/
was gemeiniglich nur den Laſtern gegeben
wird: Begnuͤge dich mit demjenigen/ ſo
du zuvor beſitzeſt/ und daß du nicht boͤß wor-
den biſt. Es iſt nicht ein geringer Vor-
theil vor dich/ daß du dich in einer ſo groſſen
Verderbnuͤß erhalten/ und dasjenige haſt
erhalten koͤnnen/ welches nur den Schein
des Guten hat.

LXVI.

Das heiſt thoͤricht gethan/ wann man

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="138[128]"/>
daß die Sachen die&#x017F;er Welt niemahl um&#x0303;<lb/>
nichts gegebe&#x0303;/ &#x017F;ondern daß &#x017F;ie allezeit theuer<lb/>
verkauffet werden/ und daß die Mu&#x0364;ntz/<lb/>
welche am mei&#x017F;ten unter den Men&#x017F;chen<lb/>
la&#x0364;uffig i&#x017F;t/ die Schmeicheley &#x017F;ey? Wann<lb/>
du die&#x017F;elbe niemands angeboten/ warum<lb/>
verwunder&#x017F;t du dich/ daß man dir nichts ge-<lb/>
geben? und wann du dich der&#x017F;elben eben<lb/>
&#x017F;o wohl bedienet ha&#x017F;t/ als die andere/ war-<lb/>
um gedencke&#x017F;t du nicht/ den Fehler/ &#x017F;o du<lb/>
begangen/ durch eine rechte Reue auszu-<lb/>
le&#x017F;chen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LXV.</hi> </head><lb/>
          <p>In dem kauffen und verkauffen empfa&#x0364;n-<lb/>
get der eine etwas/ aber der nichts kaufft/<lb/>
bleibet mit dem/ was er hatte. Beklage<lb/>
dich nicht/ daß man dir dasjenige ver&#x017F;agt/<lb/>
was gemeiniglich nur den La&#x017F;tern gegeben<lb/>
wird: Begnu&#x0364;ge dich mit demjenigen/ &#x017F;o<lb/>
du zuvor be&#x017F;itze&#x017F;t/ und daß du nicht bo&#x0364;ß wor-<lb/>
den bi&#x017F;t. Es i&#x017F;t nicht ein geringer Vor-<lb/>
theil vor dich/ daß du dich in einer &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Verderbnu&#x0364;ß erhalten/ und dasjenige ha&#x017F;t<lb/>
erhalten ko&#x0364;nnen/ welches nur den Schein<lb/>
des Guten hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LXVI.</hi> </head><lb/>
          <p>Das hei&#x017F;t tho&#x0364;richt gethan/ wann man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138[128]/0139] daß die Sachen dieſer Welt niemahl um̃ nichts gegebẽ/ ſondern daß ſie allezeit theuer verkauffet werden/ und daß die Muͤntz/ welche am meiſten unter den Menſchen laͤuffig iſt/ die Schmeicheley ſey? Wann du dieſelbe niemands angeboten/ warum verwunderſt du dich/ daß man dir nichts ge- geben? und wann du dich derſelben eben ſo wohl bedienet haſt/ als die andere/ war- um gedenckeſt du nicht/ den Fehler/ ſo du begangen/ durch eine rechte Reue auszu- leſchen. LXV. In dem kauffen und verkauffen empfaͤn- get der eine etwas/ aber der nichts kaufft/ bleibet mit dem/ was er hatte. Beklage dich nicht/ daß man dir dasjenige verſagt/ was gemeiniglich nur den Laſtern gegeben wird: Begnuͤge dich mit demjenigen/ ſo du zuvor beſitzeſt/ und daß du nicht boͤß wor- den biſt. Es iſt nicht ein geringer Vor- theil vor dich/ daß du dich in einer ſo groſſen Verderbnuͤß erhalten/ und dasjenige haſt erhalten koͤnnen/ welches nur den Schein des Guten hat. LXVI. Das heiſt thoͤricht gethan/ wann man ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/139
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 138[128]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/139>, abgerufen am 25.04.2024.