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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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durch Gewalt/ und er wird vielmehr durch
den Verstand der Regenten/ als durch die
Vestung und viele Besatzungen erhalten.
Die Klugheit trägt vor sich eine vollkom-
mene Erkäntnüß der Sachen in ihrem
Grund/ und dienet alles was sich begeben
kan/ ja auch die geringsten Zufälle zu ent-
decken.

IV.

Ein Fürst kan weder der Sicherheit noch
der Klugheit nach einem an seinen Platz stel-
len/ der sein Amt verfehe. Es ist nicht seltzam/
daß man viel Leute findet/ die viel klüger/
und viel tüchtiger wären diesen Platz zuer-
süllen/ aber man wird deren teinen finden/
der nicht von GOtt darzu erwehlet ist/ sein
Volck zu regieren. Der oberste Monarch
unterläßt nicht den Königen sonderlich bey-
zustehen/ seine Vorsehung arbeitet immer-
dar vor sie/ weil er sie erwehlet hat/ zu dem
End/ damit er sich ihrer bediene als wun-
derbahrer Werckzeuge/ sein grosses Vor-
haben ins Werck zu setzen: Die Gaben/
die sie von GOtt empfangen/ seynd viel
grösser und mehr als diejenige/ die er gemei-
nen Leuthen mittheilt. Allein den Königen
und Monarchen gibt er einen Ertz-Engel

oder
G 3

durch Gewalt/ und er wird vielmehr durch
den Verſtand der Regenten/ als durch die
Veſtung und viele Beſatzungen erhalten.
Die Klugheit traͤgt vor ſich eine vollkom-
mene Erkaͤntnuͤß der Sachen in ihrem
Grund/ und dienet alles was ſich begeben
kan/ ja auch die geringſten Zufaͤlle zu ent-
decken.

IV.

Ein Fuͤrſt kan weder der Sicherheit noch
der Klugheit nach einem an ſeinen Platz ſtel-
len/ der ſein Amt verfehe. Es iſt nicht ſeltzam/
daß man viel Leute findet/ die viel kluͤger/
und viel tuͤchtiger waͤren dieſen Platz zuer-
ſuͤllen/ aber man wird deren teinen finden/
der nicht von GOtt darzu erwehlet iſt/ ſein
Volck zu regieren. Der oberſte Monarch
unterlaͤßt nicht den Koͤnigen ſonderlich bey-
zuſtehen/ ſeine Vorſehung arbeitet immer-
dar vor ſie/ weil er ſie erwehlet hat/ zu dem
End/ damit er ſich ihrer bediene als wun-
derbahrer Werckzeuge/ ſein groſſes Vor-
haben ins Werck zu ſetzen: Die Gaben/
die ſie von GOtt empfangen/ ſeynd viel
groͤſſer und mehr als diejenige/ die er gemei-
nen Leuthen mittheilt. Allein den Koͤnigen
und Monarchen gibt er einen Ertz-Engel

oder
G 3
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[159[149]/0160] durch Gewalt/ und er wird vielmehr durch den Verſtand der Regenten/ als durch die Veſtung und viele Beſatzungen erhalten. Die Klugheit traͤgt vor ſich eine vollkom- mene Erkaͤntnuͤß der Sachen in ihrem Grund/ und dienet alles was ſich begeben kan/ ja auch die geringſten Zufaͤlle zu ent- decken. IV. Ein Fuͤrſt kan weder der Sicherheit noch der Klugheit nach einem an ſeinen Platz ſtel- len/ der ſein Amt verfehe. Es iſt nicht ſeltzam/ daß man viel Leute findet/ die viel kluͤger/ und viel tuͤchtiger waͤren dieſen Platz zuer- ſuͤllen/ aber man wird deren teinen finden/ der nicht von GOtt darzu erwehlet iſt/ ſein Volck zu regieren. Der oberſte Monarch unterlaͤßt nicht den Koͤnigen ſonderlich bey- zuſtehen/ ſeine Vorſehung arbeitet immer- dar vor ſie/ weil er ſie erwehlet hat/ zu dem End/ damit er ſich ihrer bediene als wun- derbahrer Werckzeuge/ ſein groſſes Vor- haben ins Werck zu ſetzen: Die Gaben/ die ſie von GOtt empfangen/ ſeynd viel groͤſſer und mehr als diejenige/ die er gemei- nen Leuthen mittheilt. Allein den Koͤnigen und Monarchen gibt er einen Ertz-Engel oder G 3

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 159[149]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/160>, abgerufen am 28.03.2024.