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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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get. Die Ursache ist/ weil die ersten ohne
Exempel sündigen/ also daß sie keine End-
schuldigung oder Vorwand haben/ und eine
grosse Aergerniß verursachen.

XLVI.

Die Könige sind schuldig/ die bürgerliche
Gesetze/ die sie um des Landes besten willen
gegeben/ selber zu halten: Dann ob sie ihnen
schon keinen Gehorsam schuldig sind/ so kön-
nen sie doch denselben GOtt/ welcher der
höchste ist/ oder dem natürlichen Gesetz/ wel-
ches will/ daß das Haupt mit den andern
Gliedern des Leibes in einer vollkommenen
Vereinigung stehe/ und daß das Haupt
und der Herr des Volcks nicht selber ver-
dammen/ was er andern befiehlet gut zu heis-
sen/ und anzunehmen als ein Ding/ welches
der Vernunfft gar gemäß ist. Zwar die
Könige sind der Straffe und Züchtigung
nicht unterworffen/ ob sie sich schon in der
That schuldig befinden/ wann sie an der
Beobachtung der Gesetze ermangeln: Sie
sind nicht verpflichtet/ denjenigen/ so unter
ihnen sind/ Rechenschafft zu geben/ aber sie
können sich auch erwehren/ daß sie nicht von
ihrem HErrn und obersten Gesetzgeber/
welcher GOTT ist/ examiniret werden.

Der-

get. Die Urſache iſt/ weil die erſten ohne
Exempel ſuͤndigen/ alſo daß ſie keine End-
ſchuldigung oder Vorwand haben/ und eine
groſſe Aergerniß verurſachen.

XLVI.

Die Koͤnige ſind ſchuldig/ die buͤrgerliche
Geſetze/ die ſie um des Landes beſten willen
gegeben/ ſelber zu halten: Dann ob ſie ihnen
ſchon keinen Gehorſam ſchuldig ſind/ ſo koͤn-
nen ſie doch denſelben GOtt/ welcher der
hoͤchſte iſt/ oder dem natuͤrlichen Geſetz/ wel-
ches will/ daß das Haupt mit den andern
Gliedern des Leibes in einer vollkommenen
Vereinigung ſtehe/ und daß das Haupt
und der Herr des Volcks nicht ſelber ver-
dammen/ was er andern befiehlet gut zu heiſ-
ſen/ und anzunehmen als ein Ding/ welches
der Vernunfft gar gemaͤß iſt. Zwar die
Koͤnige ſind der Straffe und Zuͤchtigung
nicht unterworffen/ ob ſie ſich ſchon in der
That ſchuldig befinden/ wann ſie an der
Beobachtung der Geſetze ermangeln: Sie
ſind nicht verpflichtet/ denjenigen/ ſo unter
ihnen ſind/ Rechenſchafft zu geben/ aber ſie
koͤnnen ſich auch erwehren/ daß ſie nicht von
ihrem HErrn und oberſten Geſetzgeber/
welcher GOTT iſt/ examiniret werden.

Der-
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[197[187]/0198] get. Die Urſache iſt/ weil die erſten ohne Exempel ſuͤndigen/ alſo daß ſie keine End- ſchuldigung oder Vorwand haben/ und eine groſſe Aergerniß verurſachen. XLVI. Die Koͤnige ſind ſchuldig/ die buͤrgerliche Geſetze/ die ſie um des Landes beſten willen gegeben/ ſelber zu halten: Dann ob ſie ihnen ſchon keinen Gehorſam ſchuldig ſind/ ſo koͤn- nen ſie doch denſelben GOtt/ welcher der hoͤchſte iſt/ oder dem natuͤrlichen Geſetz/ wel- ches will/ daß das Haupt mit den andern Gliedern des Leibes in einer vollkommenen Vereinigung ſtehe/ und daß das Haupt und der Herr des Volcks nicht ſelber ver- dammen/ was er andern befiehlet gut zu heiſ- ſen/ und anzunehmen als ein Ding/ welches der Vernunfft gar gemaͤß iſt. Zwar die Koͤnige ſind der Straffe und Zuͤchtigung nicht unterworffen/ ob ſie ſich ſchon in der That ſchuldig befinden/ wann ſie an der Beobachtung der Geſetze ermangeln: Sie ſind nicht verpflichtet/ denjenigen/ ſo unter ihnen ſind/ Rechenſchafft zu geben/ aber ſie koͤnnen ſich auch erwehren/ daß ſie nicht von ihrem HErrn und oberſten Geſetzgeber/ welcher GOTT iſt/ examiniret werden. Der-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 197[187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/198>, abgerufen am 20.04.2024.