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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LX.

Ich! setze die Ehre und den Ruhm eines
Königs nicht darinn/ daß er beschwerliche
und gefährliche Sachen vornimt/ sondern
darin/ wann er schöne Actionen begehet/
und sonderlich/ wann er mit demjenigen/
was er angefangen/ zu Ende kompt. Dann/
in Summa/ es ihm eine grössere Schmach/
wann er von seinem Vorhaben ablassen muß/
als er Ehre gehabt hat/ dasselbe vorzuneh-
men. Damit er nun nicht in eine solche ver-
drießliche Extremität gerathe/ so sol er die
Mittel mehr erforschen als das Ende.

LXI.

Das Glück und die Wohlfahrt der Kö-
nigreiche wird durch den Frieden erhalten
und vermehret/ wann er von langer Wäh-
rung ist. Man muß denselben allezeit dem
Krieg/ dem Ruhm und allen andern Vor-
theil/ den man ihm einbilden kan/ vorziehen.
Ein Fürst soll ihm diese Grund-Regel/ wel-
che mich allezeit sehr gerecht und Ver-
nunfftmäßig gedüncket hat/ daß nemlich
der Friede und die Einigkeit machen/ daß
aus den geringen und kleinen Dingen gros-
se werden: Da hergegen der Krieg und die
Uneinigkeit auch das edelste und erhaben-

ste
LX.

Ich! ſetze die Ehre und den Ruhm eines
Koͤnigs nicht darinn/ daß er beſchwerliche
und gefaͤhrliche Sachen vornimt/ ſondern
darin/ wann er ſchoͤne Actionen begehet/
und ſonderlich/ wann er mit demjenigen/
was er angefangen/ zu Ende kompt. Dañ/
in Summa/ es ihm eine groͤſſere Schmach/
wañ er von ſeinem Voꝛhaben ablaſſen muß/
als er Ehre gehabt hat/ daſſelbe vorzuneh-
men. Damit er nun nicht in eine ſolche ver-
drießliche Extremitaͤt gerathe/ ſo ſol er die
Mittel mehr erforſchen als das Ende.

LXI.

Das Gluͤck und die Wohlfahrt der Koͤ-
nigreiche wird durch den Frieden erhalten
und vermehret/ wann er von langer Waͤh-
rung iſt. Man muß denſelben allezeit dem
Krieg/ dem Ruhm und allen andern Vor-
theil/ den man ihm einbilden kan/ vorziehen.
Ein Fuͤrſt ſoll ihm dieſe Grund-Regel/ wel-
che mich allezeit ſehr gerecht und Ver-
nunfftmaͤßig geduͤncket hat/ daß nemlich
der Friede und die Einigkeit machen/ daß
aus den geringen und kleinen Dingen groſ-
ſe werden: Da hergegen der Krieg und die
Uneinigkeit auch das edelſte und erhaben-

ſte
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[211[201]/0212] LX. Ich! ſetze die Ehre und den Ruhm eines Koͤnigs nicht darinn/ daß er beſchwerliche und gefaͤhrliche Sachen vornimt/ ſondern darin/ wann er ſchoͤne Actionen begehet/ und ſonderlich/ wann er mit demjenigen/ was er angefangen/ zu Ende kompt. Dañ/ in Summa/ es ihm eine groͤſſere Schmach/ wañ er von ſeinem Voꝛhaben ablaſſen muß/ als er Ehre gehabt hat/ daſſelbe vorzuneh- men. Damit er nun nicht in eine ſolche ver- drießliche Extremitaͤt gerathe/ ſo ſol er die Mittel mehr erforſchen als das Ende. LXI. Das Gluͤck und die Wohlfahrt der Koͤ- nigreiche wird durch den Frieden erhalten und vermehret/ wann er von langer Waͤh- rung iſt. Man muß denſelben allezeit dem Krieg/ dem Ruhm und allen andern Vor- theil/ den man ihm einbilden kan/ vorziehen. Ein Fuͤrſt ſoll ihm dieſe Grund-Regel/ wel- che mich allezeit ſehr gerecht und Ver- nunfftmaͤßig geduͤncket hat/ daß nemlich der Friede und die Einigkeit machen/ daß aus den geringen und kleinen Dingen groſ- ſe werden: Da hergegen der Krieg und die Uneinigkeit auch das edelſte und erhaben- ſte

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 211[201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/212>, abgerufen am 28.03.2024.