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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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Cron wohl angelegen seyn. Diese Rede
stehet einem grossen Fürsten gar nicht wol
an: er muß selber arbeiten/ und eine Er-
käntniß der Sachen seines Reichs haben/
und wissen/ was in seinem Königreich ge-
schiehet: er muß von Zeit zu Zeiten seine
Bedienten ruffen/ dieselbe Rechnung thun
lassen/ ihr Leben erforschen/ und das Ruder
seiner Herrschafft selber führen.

LXXV.

Der Untergang der Monarchien und
Herrschafften komt schier allezeit her von
der Unordnung und Hochmuth derer/ so sie
regieren/ oder von den grossen Verschwen-
dungen/ von ihrer Grausamkeit/ oder allzu-
grossen Gütigkeit/ oder von ihrem Geitz/
oder von dem Aufruhr der Völcker/ oder
von Verachtung heiliger Sachen und
Persohnen/ welche gesetzet sind die Reinig-
keit des Glaubens zu erhalten. Dieses sind
sehr gefährliche Klippen.

LXXVI.

Wann man mit den Dignitäten und
Aemmtern einen Handel führen will/ so wird
der geitzigste allezeit am meisten bieten denn
er verhofft grossen Gewinn davon zu haben
da er dann alle/ so unter ihm sind/ zu rantzio-

niren/

Cron wohl angelegen ſeyn. Dieſe Rede
ſtehet einem groſſen Fuͤrſten gar nicht wol
an: er muß ſelber arbeiten/ und eine Er-
kaͤntniß der Sachen ſeines Reichs haben/
und wiſſen/ was in ſeinem Koͤnigreich ge-
ſchiehet: er muß von Zeit zu Zeiten ſeine
Bedienten ruffen/ dieſelbe Rechnung thun
laſſen/ ihr Leben erforſchen/ und das Ruder
ſeiner Herrſchafft ſelber fuͤhren.

LXXV.

Der Untergang der Monarchien und
Herrſchafften komt ſchier allezeit her von
der Unordnung und Hochmuth derer/ ſo ſie
regieren/ oder von den groſſen Verſchwen-
dungen/ von ihrer Grauſamkeit/ oder allzu-
groſſen Guͤtigkeit/ oder von ihrem Geitz/
oder von dem Aufruhr der Voͤlcker/ oder
von Verachtung heiliger Sachen und
Perſohnen/ welche geſetzet ſind die Reinig-
keit des Glaubens zu erhalten. Dieſes ſind
ſehr gefaͤhrliche Klippen.

LXXVI.

Wann man mit den Dignitaͤten und
Aemmtern einen Handel fuͤhren will/ ſo wird
der geitzigſte allezeit am meiſten bieten denn
er verhofft groſſen Gewinn davon zu haben
da er dann alle/ ſo unter ihm ſind/ zu rantzio-

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[225[215]/0226] Cron wohl angelegen ſeyn. Dieſe Rede ſtehet einem groſſen Fuͤrſten gar nicht wol an: er muß ſelber arbeiten/ und eine Er- kaͤntniß der Sachen ſeines Reichs haben/ und wiſſen/ was in ſeinem Koͤnigreich ge- ſchiehet: er muß von Zeit zu Zeiten ſeine Bedienten ruffen/ dieſelbe Rechnung thun laſſen/ ihr Leben erforſchen/ und das Ruder ſeiner Herrſchafft ſelber fuͤhren. LXXV. Der Untergang der Monarchien und Herrſchafften komt ſchier allezeit her von der Unordnung und Hochmuth derer/ ſo ſie regieren/ oder von den groſſen Verſchwen- dungen/ von ihrer Grauſamkeit/ oder allzu- groſſen Guͤtigkeit/ oder von ihrem Geitz/ oder von dem Aufruhr der Voͤlcker/ oder von Verachtung heiliger Sachen und Perſohnen/ welche geſetzet ſind die Reinig- keit des Glaubens zu erhalten. Dieſes ſind ſehr gefaͤhrliche Klippen. LXXVI. Wann man mit den Dignitaͤten und Aemmtern einen Handel fuͤhren will/ ſo wird der geitzigſte allezeit am meiſten bieten denn er verhofft groſſen Gewinn davon zu haben da er dann alle/ ſo unter ihm ſind/ zu rantzio- niren/

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 225[215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/226>, abgerufen am 25.04.2024.