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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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wolte/ daß er solte Krieg führen/ gefolget.
Parisatis hat 3 grosse Männer/ nemlich den
Artaxerxes, Mnemon und den jüngern
Cyrum wider einander gehetzt.

LXXXI.

Die Unterdrückung der Völcker hat offt-
mahls grosse und wunderbahre Verände-
rungen in den Monarchien und Republic-
quen
verursacht: Und Lycurgus hatte Ur-
sache zu sagen/ daß man in einer Herrschafft
die reichen Leute nicht sehr fürchten soll/ ob
sie schon gar hohe Gedancken haben. Aber
diejenige/ so kein Einkommen noch Häuser
haben und in der äussersten Noth stecken/ soll
man allezeit fürchten. Man fanget viel
seltzame Dinge an/ wann man siehet/ daß
man arm ist/ und nirgends keine Hülffe her
hat: Und Silius der zärtliche und erleuchtete
Poet hat sehr wol gesagt/ daß die Armuth
ein schreckliches Ubel sey/ welches die Leute
zwinget/ allerley Laster zu begehen.

Est deforme malum & sceleri proclivis
egestas.
LXXXII.

Ein Fürst soll so viel möglich ist/ die Gat-
tung des Gemüths/ die Zuneigung und den
Humor seiner Unterthanen kennen/ und ich

finde

wolte/ daß er ſolte Krieg fuͤhren/ gefolget.
Pariſatis hat 3 groſſe Maͤnner/ nemlich den
Artaxerxes, Mnemon und den juͤngern
Cyrum wider einander gehetzt.

LXXXI.

Die Unterdruͤckung der Voͤlcker hat offt-
mahls groſſe und wunderbahre Veraͤnde-
rungen in den Monarchien und Republic-
quen
verurſacht: Und Lycurgus hatte Ur-
ſache zu ſagen/ daß man in einer Herrſchafft
die reichen Leute nicht ſehr fuͤrchten ſoll/ ob
ſie ſchon gar hohe Gedancken haben. Aber
diejenige/ ſo kein Einkommen noch Haͤuſer
haben und in der aͤuſſerſten Noth ſtecken/ ſoll
man allezeit fuͤrchten. Man fanget viel
ſeltzame Dinge an/ wann man ſiehet/ daß
man arm iſt/ und nirgends keine Huͤlffe her
hat: Und Silius der zaͤrtliche und erleuchtete
Poet hat ſehr wol geſagt/ daß die Armuth
ein ſchreckliches Ubel ſey/ welches die Leute
zwinget/ allerley Laſter zu begehen.

Eſt deforme malum & ſceleri proclivis
egeſtas.
LXXXII.

Ein Fuͤrſt ſoll ſo viel moͤglich iſt/ die Gat-
tung des Gemuͤths/ die Zuneigung und den
Humor ſeiner Unterthanen kennen/ und ich

finde
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[228[218]/0229] wolte/ daß er ſolte Krieg fuͤhren/ gefolget. Pariſatis hat 3 groſſe Maͤnner/ nemlich den Artaxerxes, Mnemon und den juͤngern Cyrum wider einander gehetzt. LXXXI. Die Unterdruͤckung der Voͤlcker hat offt- mahls groſſe und wunderbahre Veraͤnde- rungen in den Monarchien und Republic- quen verurſacht: Und Lycurgus hatte Ur- ſache zu ſagen/ daß man in einer Herrſchafft die reichen Leute nicht ſehr fuͤrchten ſoll/ ob ſie ſchon gar hohe Gedancken haben. Aber diejenige/ ſo kein Einkommen noch Haͤuſer haben und in der aͤuſſerſten Noth ſtecken/ ſoll man allezeit fuͤrchten. Man fanget viel ſeltzame Dinge an/ wann man ſiehet/ daß man arm iſt/ und nirgends keine Huͤlffe her hat: Und Silius der zaͤrtliche und erleuchtete Poet hat ſehr wol geſagt/ daß die Armuth ein ſchreckliches Ubel ſey/ welches die Leute zwinget/ allerley Laſter zu begehen. Eſt deforme malum & ſceleri proclivis egeſtas. LXXXII. Ein Fuͤrſt ſoll ſo viel moͤglich iſt/ die Gat- tung des Gemuͤths/ die Zuneigung und den Humor ſeiner Unterthanen kennen/ und ich finde

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 228[218]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/229>, abgerufen am 28.03.2024.