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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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der Fortun abtrenlich ist/ viel günstiger/ als
die Dunckelheit der Nacht.

XXXII.

Ein Mensch/ der den Lüsten ergeben ist/
verunehret seinen Leib/ und die allzu grosse
Sorge/ die er trägt/ denselben zu frieden zu
stellen/ wird ihm zur Qvelle des Unmuths/
Verdrußes/ und Kranckheiten. Seinem
Leib schmeicheln/ seinem Fleisch liebkosen/ sich
denen Wollüsten ergeben/ heist seinem
Feinde einen Muth machen/ und ihm die
Waffen in die Hand geben.

XXXIII.

Das Leben eines Unzüchtigen ist ein vie-
hisches Leben; Das Leben eines Menschen/
welcher der Gurgel ergeben ist/ kan billich
mit demjenigen Leben verglichen werden/
welches man den Pflantzen zueignet/ dessen
gantze Substantz darin bestehet/ daß es die-
jenige Nahrung sucht/ die es unterhalten
kan.

XXXIV.

Der Stoltz ist nichts anders/ als ein
prächtiges Kennzeichen der Thorheit; Dann
sage mir/ kan auch etwas seltzamers seyn/ als
daß man sich mit einem Gut/ welches gäntz-
lich frembd ist/ bereichern will? Ich würde/

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der Fortun abtrenlich iſt/ viel guͤnſtiger/ als
die Dunckelheit der Nacht.

XXXII.

Ein Menſch/ der den Luͤſten ergeben iſt/
verunehret ſeinen Leib/ und die allzu groſſe
Sorge/ die er traͤgt/ denſelben zu frieden zu
ſtellen/ wird ihm zur Qvelle des Unmuths/
Verdrußes/ und Kranckheiten. Seinem
Leib ſchmeicheln/ ſeinem Fleiſch liebkoſen/ ſich
denen Wolluͤſten ergeben/ heiſt ſeinem
Feinde einen Muth machen/ und ihm die
Waffen in die Hand geben.

XXXIII.

Das Leben eines Unzuͤchtigen iſt ein vie-
hiſches Leben; Das Leben eines Menſchen/
welcher der Gurgel ergeben iſt/ kan billich
mit demjenigen Leben verglichen werden/
welches man den Pflantzen zueignet/ deſſen
gantze Subſtantz darin beſtehet/ daß es die-
jenige Nahrung ſucht/ die es unterhalten
kan.

XXXIV.

Der Stoltz iſt nichts anders/ als ein
praͤchtiges Kennzeichen der Thorheit; Dañ
ſage mir/ kan auch etwas ſeltzamers ſeyn/ als
daß man ſich mit einem Gut/ welches gaͤntz-
lich frembd iſt/ bereichern will? Ich wuͤrde/

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[71[61]/0072] der Fortun abtrenlich iſt/ viel guͤnſtiger/ als die Dunckelheit der Nacht. XXXII. Ein Menſch/ der den Luͤſten ergeben iſt/ verunehret ſeinen Leib/ und die allzu groſſe Sorge/ die er traͤgt/ denſelben zu frieden zu ſtellen/ wird ihm zur Qvelle des Unmuths/ Verdrußes/ und Kranckheiten. Seinem Leib ſchmeicheln/ ſeinem Fleiſch liebkoſen/ ſich denen Wolluͤſten ergeben/ heiſt ſeinem Feinde einen Muth machen/ und ihm die Waffen in die Hand geben. XXXIII. Das Leben eines Unzuͤchtigen iſt ein vie- hiſches Leben; Das Leben eines Menſchen/ welcher der Gurgel ergeben iſt/ kan billich mit demjenigen Leben verglichen werden/ welches man den Pflantzen zueignet/ deſſen gantze Subſtantz darin beſtehet/ daß es die- jenige Nahrung ſucht/ die es unterhalten kan. XXXIV. Der Stoltz iſt nichts anders/ als ein praͤchtiges Kennzeichen der Thorheit; Dañ ſage mir/ kan auch etwas ſeltzamers ſeyn/ als daß man ſich mit einem Gut/ welches gaͤntz- lich frembd iſt/ bereichern will? Ich wuͤrde/ mei- C 7

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 71[61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/72>, abgerufen am 16.04.2024.