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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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Hochmuth sucht den Tag/ und hat diese
Thorheit an sich/ daß er sich allezeit will se-
hen lassen/ als wann alles was in der Welt
ist/ weit unter ihm wäre. Unterdessen
dünckt mich doch/ es sey das allerschrecklich-
ste unter allen Lastern.

XXXVII.

Ich finde nicht/ daß eine Thorheit derje-
nigen gleich ist/ die ein Mann an sich hat/ der
auffgeblassen ist und sich selber hoch achtet;
dann alles was er thut und dencket/ dienet sei-
nem Leibe nichts/ und schadet seiner Seelen
viel. Man gewinnet nichts/ wann man
hochmühtig ist/ als daß man ihm den Haß
aller Leute auff den Hals ladet/ dieses ist die
Frucht des Hochmuths.

XXXVIII.

Alles/ was wir hierunten sehen/ trägt eine
Liebe gegen dasjenige/ so ihm gleichet/ nur
allein der Hochmuth hasset seines gleichen/
als den Todt selbsten; also daß/ gleich wie die
Gleichnüß die Liebe erweckt/ ein Mensch/
welcher dem Trieb des Hochmuths folget/
sich der Natur widersetzet. Der Hochmuth
ist ein grausames Thier/ eine Feindin der
Gesellschafft/ und die keine Lust hat/ als in
der Einsamkeit. Dieses Laster ist verträg-

lich

Hochmuth ſucht den Tag/ und hat dieſe
Thorheit an ſich/ daß er ſich allezeit will ſe-
hen laſſen/ als wann alles was in der Welt
iſt/ weit unter ihm waͤre. Unterdeſſen
duͤnckt mich doch/ es ſey das allerſchrecklich-
ſte unter allen Laſtern.

XXXVII.

Ich finde nicht/ daß eine Thorheit derje-
nigen gleich iſt/ die ein Mann an ſich hat/ der
auffgeblaſſen iſt und ſich ſelber hoch achtet;
dañ alles was er thut und dencket/ dienet ſei-
nem Leibe nichts/ und ſchadet ſeiner Seelen
viel. Man gewinnet nichts/ wann man
hochmuͤhtig iſt/ als daß man ihm den Haß
aller Leute auff den Hals ladet/ dieſes iſt die
Frucht des Hochmuths.

XXXVIII.

Alles/ was wir hierunten ſehen/ traͤgt eine
Liebe gegen dasjenige/ ſo ihm gleichet/ nur
allein der Hochmuth haſſet ſeines gleichen/
als den Todt ſelbſten; alſo daß/ gleich wie die
Gleichnuͤß die Liebe erweckt/ ein Menſch/
welcher dem Trieb des Hochmuths folget/
ſich der Natur widerſetzet. Der Hochmuth
iſt ein grauſames Thier/ eine Feindin der
Geſellſchafft/ und die keine Luſt hat/ als in
der Einſamkeit. Dieſes Laſter iſt vertraͤg-

lich
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[73[63]/0074] Hochmuth ſucht den Tag/ und hat dieſe Thorheit an ſich/ daß er ſich allezeit will ſe- hen laſſen/ als wann alles was in der Welt iſt/ weit unter ihm waͤre. Unterdeſſen duͤnckt mich doch/ es ſey das allerſchrecklich- ſte unter allen Laſtern. XXXVII. Ich finde nicht/ daß eine Thorheit derje- nigen gleich iſt/ die ein Mann an ſich hat/ der auffgeblaſſen iſt und ſich ſelber hoch achtet; dañ alles was er thut und dencket/ dienet ſei- nem Leibe nichts/ und ſchadet ſeiner Seelen viel. Man gewinnet nichts/ wann man hochmuͤhtig iſt/ als daß man ihm den Haß aller Leute auff den Hals ladet/ dieſes iſt die Frucht des Hochmuths. XXXVIII. Alles/ was wir hierunten ſehen/ traͤgt eine Liebe gegen dasjenige/ ſo ihm gleichet/ nur allein der Hochmuth haſſet ſeines gleichen/ als den Todt ſelbſten; alſo daß/ gleich wie die Gleichnuͤß die Liebe erweckt/ ein Menſch/ welcher dem Trieb des Hochmuths folget/ ſich der Natur widerſetzet. Der Hochmuth iſt ein grauſames Thier/ eine Feindin der Geſellſchafft/ und die keine Luſt hat/ als in der Einſamkeit. Dieſes Laſter iſt vertraͤg- lich

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 73[63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/74>, abgerufen am 29.03.2024.