Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

gung14). Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des
Arbeitstags untrennbare grössere Verschleiss der Arbeitskraft durch grös-
seren Ersatz kompensirt werden. Ueber diesen Punkt hinaus wächst der
Verschleiss in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen
Reproduktions- und Bethätigungsbedingungen der Arbeitskraft zerstört.
Der Preis der Arbeitskraft und ihr Exploitationsgrad hören auf mit ein-
ander kommensurable Grössen zu sein.

D) Gleichzeitige Variationen in Länge des Arbeits-
tags, Produktivkraft und Intensivität der Arbeit
.

Es ist hier offenbar eine grosse Anzahl Kombinationen möglich. Je
zwei Faktoren können variiren und einer constant bleiben, oder alle drei
können gleichzeitig variiren. Sie können in gleichem oder ungleichem
Grad variiren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre Varia-
tionen sich daher theilweis oder ganz aufheben. Indess ist die Analyse
aller möglichen Fälle nach den unter A) B) und C) gegebnen Aufschlüssen
leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man
der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andern zunächst als
constant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von
zwei wichtigen Fällen.

Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleich-
zeitiger Verlängerung des Arbeitstags
.

Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so
handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft
bestimmen, also z. B. von abnehmender Produktivkraft der Arbeit in Folge
zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Vertheurung
der Bodenprodukte. Der Arbeitstag sei zwölfstündig, sein Werthprodukt
6 sh., wovon die Hälfte den Werth der Arbeitskraft ersetzt, die andre
Hälfte Mehrwerth bildet. Der Arbeitstag zerfällt also in 6 Stunden noth-
wendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. In Folge der Vertheurung
der Bodenprodukte steige der Werth der Arbeitskraft von 3 auf 4 sh.,

14) "The amount of labour which a man had undergone in the course of 24
hours might be approximatively arrived at by an examination of the chymical
changes which had taken place in his body, changed forms in matter indicating
the anterior exercise of dynamic force." (Grove: "On the Correlation
of Physical Forces
.")
I. 33

gung14). Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des
Arbeitstags untrennbare grössere Verschleiss der Arbeitskraft durch grös-
seren Ersatz kompensirt werden. Ueber diesen Punkt hinaus wächst der
Verschleiss in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen
Reproduktions- und Bethätigungsbedingungen der Arbeitskraft zerstört.
Der Preis der Arbeitskraft und ihr Exploitationsgrad hören auf mit ein-
ander kommensurable Grössen zu sein.

D) Gleichzeitige Variationen in Länge des Arbeits-
tags, Produktivkraft und Intensivität der Arbeit
.

Es ist hier offenbar eine grosse Anzahl Kombinationen möglich. Je
zwei Faktoren können variiren und einer constant bleiben, oder alle drei
können gleichzeitig variiren. Sie können in gleichem oder ungleichem
Grad variiren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre Varia-
tionen sich daher theilweis oder ganz aufheben. Indess ist die Analyse
aller möglichen Fälle nach den unter A) B) und C) gegebnen Aufschlüssen
leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man
der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andern zunächst als
constant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von
zwei wichtigen Fällen.

Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleich-
zeitiger Verlängerung des Arbeitstags
.

Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so
handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft
bestimmen, also z. B. von abnehmender Produktivkraft der Arbeit in Folge
zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Vertheurung
der Bodenprodukte. Der Arbeitstag sei zwölfstündig, sein Werthprodukt
6 sh., wovon die Hälfte den Werth der Arbeitskraft ersetzt, die andre
Hälfte Mehrwerth bildet. Der Arbeitstag zerfällt also in 6 Stunden noth-
wendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. In Folge der Vertheurung
der Bodenprodukte steige der Werth der Arbeitskraft von 3 auf 4 sh.,

14) „The amount of labour which a man had undergone in the course of 24
hours might be approximatively arrived at by an examination of the chymical
changes which had taken place in his body, changed forms in matter indicating
the anterior exercise of dynamic force.“ (Grove: „On the Correlation
of Physical Forces
.“)
I. 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0532" n="513"/>
gung<note place="foot" n="14)">&#x201E;The amount of labour which a man had undergone in the course of 24<lb/>
hours might be approximatively arrived at by an examination of the chymical<lb/>
changes which had taken place in his body, changed forms in matter indicating<lb/>
the anterior exercise of dynamic force.&#x201C; (<hi rendition="#g">Grove</hi>: &#x201E;<hi rendition="#g">On the Correlation<lb/>
of Physical Forces</hi>.&#x201C;)</note>. Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des<lb/>
Arbeitstags untrennbare grössere Verschleiss der Arbeitskraft durch grös-<lb/>
seren Ersatz kompensirt werden. Ueber diesen Punkt hinaus wächst der<lb/>
Verschleiss in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen<lb/>
Reproduktions- und Bethätigungsbedingungen der Arbeitskraft zerstört.<lb/>
Der Preis der Arbeitskraft und ihr Exploitationsgrad hören auf mit ein-<lb/>
ander kommensurable Grössen zu sein.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>D) <hi rendition="#g">Gleichzeitige Variationen in Länge des Arbeits-<lb/>
tags, Produktivkraft und Intensivität der Arbeit</hi>.</head><lb/>
              <p>Es ist hier offenbar eine grosse Anzahl Kombinationen möglich. Je<lb/>
zwei Faktoren können variiren und einer constant bleiben, oder alle drei<lb/>
können gleichzeitig variiren. Sie können in gleichem oder ungleichem<lb/>
Grad variiren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre Varia-<lb/>
tionen sich daher theilweis oder ganz aufheben. Indess ist die Analyse<lb/>
aller möglichen Fälle nach den unter A) B) und C) gegebnen Aufschlüssen<lb/>
leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man<lb/>
der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andern zunächst als<lb/>
constant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von<lb/>
zwei wichtigen Fällen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleich-<lb/>
zeitiger Verlängerung des Arbeitstags</hi>.</p><lb/>
              <p>Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so<lb/>
handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft<lb/>
bestimmen, also z. B. von abnehmender Produktivkraft der Arbeit in Folge<lb/>
zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Vertheurung<lb/>
der Bodenprodukte. Der Arbeitstag sei zwölfstündig, sein Werthprodukt<lb/>
6 sh., wovon die Hälfte den Werth der Arbeitskraft ersetzt, die andre<lb/>
Hälfte Mehrwerth bildet. Der Arbeitstag zerfällt also in 6 Stunden noth-<lb/>
wendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. In Folge der Vertheurung<lb/>
der Bodenprodukte steige der Werth der Arbeitskraft von 3 auf 4 sh.,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I. 33</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0532] gung 14). Bis zu einem gewissen Punkt kann der von Verlängerung des Arbeitstags untrennbare grössere Verschleiss der Arbeitskraft durch grös- seren Ersatz kompensirt werden. Ueber diesen Punkt hinaus wächst der Verschleiss in geometrischer Progression und werden zugleich alle normalen Reproduktions- und Bethätigungsbedingungen der Arbeitskraft zerstört. Der Preis der Arbeitskraft und ihr Exploitationsgrad hören auf mit ein- ander kommensurable Grössen zu sein. D) Gleichzeitige Variationen in Länge des Arbeits- tags, Produktivkraft und Intensivität der Arbeit. Es ist hier offenbar eine grosse Anzahl Kombinationen möglich. Je zwei Faktoren können variiren und einer constant bleiben, oder alle drei können gleichzeitig variiren. Sie können in gleichem oder ungleichem Grad variiren, in derselben oder entgegengesetzter Richtung, ihre Varia- tionen sich daher theilweis oder ganz aufheben. Indess ist die Analyse aller möglichen Fälle nach den unter A) B) und C) gegebnen Aufschlüssen leicht. Man findet das Resultat jeder möglichen Kombination, indem man der Reihe nach je einen Faktor als variabel und die andern zunächst als constant behandelt. Wir nehmen hier daher nur noch kurze Notiz von zwei wichtigen Fällen. Abnehmende Produktivkraft der Arbeit mit gleich- zeitiger Verlängerung des Arbeitstags. Wenn wir hier von abnehmender Produktivkraft der Arbeit sprechen, so handelt es sich von Arbeitszweigen, deren Produkte den Werth der Arbeitskraft bestimmen, also z. B. von abnehmender Produktivkraft der Arbeit in Folge zunehmender Unfruchtbarkeit des Bodens und entsprechender Vertheurung der Bodenprodukte. Der Arbeitstag sei zwölfstündig, sein Werthprodukt 6 sh., wovon die Hälfte den Werth der Arbeitskraft ersetzt, die andre Hälfte Mehrwerth bildet. Der Arbeitstag zerfällt also in 6 Stunden noth- wendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. In Folge der Vertheurung der Bodenprodukte steige der Werth der Arbeitskraft von 3 auf 4 sh., 14) „The amount of labour which a man had undergone in the course of 24 hours might be approximatively arrived at by an examination of the chymical changes which had taken place in his body, changed forms in matter indicating the anterior exercise of dynamic force.“ (Grove: „On the Correlation of Physical Forces.“) I. 33

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/532
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/532>, abgerufen am 25.04.2024.