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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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wechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich
als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichthums, wo es sich weder
um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Uebertragung des Reich-
thums von einem Land zum andern, und wo diese Uebertragung in Waa-
renform
entweder durch die Conjunkturen des Waarenmarkts oder den
zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird92).

Wie für seine innere Circulation, braucht jedes Land für die Welt-
marktscirculation einen Reservefonds. Die Funktionen der Schätze ent-
springen also theils aus der Funktion des Geldes als inneres Circulations-
und Zahlungsmittel, theils seiner Funktion als Weltgeld. In der letz-
teren Rolle ist stets die wirkliche Geldwaare, leibhaftes Gold und Sil-
ber erheischt, wesswegen James Steuart Gold und Silber, im Unter-
schied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money
of the world
charakterisirt.

Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einer-
seits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er
von den verschiednen nationalen Circulationssphären in verschiednem Um-
fang abgefangen wird, um in die inneren Umlaufskanäle einzugehn, ver-
schlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxus-
waaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren93). Diese erste Bewegung
ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waare realisirten National-
arbeiten mit der in edlen Metallen realishten Arbeit der Gold und Silber
producirenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend
hin und her zwischen den verschiednen nationalen Circulationssphären, eine
Bewegung, die den unaufhörlichen Oscillationen des Wechselkurses
folgt94).


92) Z. B. bei Subsidien, Geldanleihn zur Kriegsführung oder zur Wiederauf-
nahme der Baarzahlungen von Banken u. s. w. kann Werth grade in der Geldform
erheischt sein.
93) "L'argent se partage entre les nations relativement au besoin qu'elles en
ont ... etant toujours attire par les productions." (Le Trosne l. c. p. 916.)
"The mines which are continually giving gold and silver, do give sufficient to
supply such a needful balance to every nation." (J. Vanderlint l. c. p. 40.)
94) "Exchanges rise and fall every week, and at some particular times in the
year run high against a nation, and at other times run as high on the contrary."
(N. Barbon l. c. p. 39.)

wechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich
als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichthums, wo es sich weder
um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Uebertragung des Reich-
thums von einem Land zum andern, und wo diese Uebertragung in Waa-
renform
entweder durch die Conjunkturen des Waarenmarkts oder den
zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird92).

Wie für seine innere Circulation, braucht jedes Land für die Welt-
marktscirculation einen Reservefonds. Die Funktionen der Schätze ent-
springen also theils aus der Funktion des Geldes als inneres Circulations-
und Zahlungsmittel, theils seiner Funktion als Weltgeld. In der letz-
teren Rolle ist stets die wirkliche Geldwaare, leibhaftes Gold und Sil-
ber erheischt, wesswegen James Steuart Gold und Silber, im Unter-
schied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money
of the world
charakterisirt.

Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einer-
seits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er
von den verschiednen nationalen Circulationssphären in verschiednem Um-
fang abgefangen wird, um in die inneren Umlaufskanäle einzugehn, ver-
schlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxus-
waaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren93). Diese erste Bewegung
ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waare realisirten National-
arbeiten mit der in edlen Metallen realishten Arbeit der Gold und Silber
producirenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend
hin und her zwischen den verschiednen nationalen Circulationssphären, eine
Bewegung, die den unaufhörlichen Oscillationen des Wechselkurses
folgt94).


92) Z. B. bei Subsidien, Geldanleihn zur Kriegsführung oder zur Wiederauf-
nahme der Baarzahlungen von Banken u. s. w. kann Werth grade in der Geldform
erheischt sein.
93) „L’argent se partage entre les nations relativement au besoin qu’elles en
ont … étant toujours attiré par les productions.“ (Le Trosne l. c. p. 916.)
„The mines which are continually giving gold and silver, do give sufficient to
supply such a needful balance to every nation.“ (J. Vanderlint l. c. p. 40.)
94) „Exchanges rise and fall every week, and at some particular times in the
year run high against a nation, and at other times run as high on the contrary.“
(N. Barbon l. c. p. 39.)
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[105/0124] wechsels zwischen verschiednen Nationen plötzlich gestört wird. Endlich als absolut gesellschaftliche Materiatur des Reichthums, wo es sich weder um Kauf noch Zahlung handelt, sondern um Uebertragung des Reich- thums von einem Land zum andern, und wo diese Uebertragung in Waa- renform entweder durch die Conjunkturen des Waarenmarkts oder den zu erfüllenden Zweck selbst ausgeschlossen wird 92). Wie für seine innere Circulation, braucht jedes Land für die Welt- marktscirculation einen Reservefonds. Die Funktionen der Schätze ent- springen also theils aus der Funktion des Geldes als inneres Circulations- und Zahlungsmittel, theils seiner Funktion als Weltgeld. In der letz- teren Rolle ist stets die wirkliche Geldwaare, leibhaftes Gold und Sil- ber erheischt, wesswegen James Steuart Gold und Silber, im Unter- schied von ihren nur lokalen Stellvertretern, ausdrücklich als money of the world charakterisirt. Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einer- seits wälzt er sich von seinen Quellen über den ganzen Weltmarkt, wo er von den verschiednen nationalen Circulationssphären in verschiednem Um- fang abgefangen wird, um in die inneren Umlaufskanäle einzugehn, ver- schlissene Gold- und Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxus- waaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren 93). Diese erste Bewegung ist vermittelt durch direkten Austausch der in Waare realisirten National- arbeiten mit der in edlen Metallen realishten Arbeit der Gold und Silber producirenden Länder. Andrerseits laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Circulationssphären, eine Bewegung, die den unaufhörlichen Oscillationen des Wechselkurses folgt 94). 92) Z. B. bei Subsidien, Geldanleihn zur Kriegsführung oder zur Wiederauf- nahme der Baarzahlungen von Banken u. s. w. kann Werth grade in der Geldform erheischt sein. 93) „L’argent se partage entre les nations relativement au besoin qu’elles en ont … étant toujours attiré par les productions.“ (Le Trosne l. c. p. 916.) „The mines which are continually giving gold and silver, do give sufficient to supply such a needful balance to every nation.“ (J. Vanderlint l. c. p. 40.) 94) „Exchanges rise and fall every week, and at some particular times in the year run high against a nation, and at other times run as high on the contrary.“ (N. Barbon l. c. p. 39.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/124>, abgerufen am 28.03.2024.