Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite
Neunzehntes Kapitel.35)
Frühere Darstellungen des Gegenstandes.


I. Die Physiokraten.

Quesnay's Tableau economique zeigt in wenigen großen Zügen wie
ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk-
tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann,
d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der
Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl-
losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer
charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung -- der Cirkulation
zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen.
Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts -- wie jeder
andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen
Jahresarbeit -- ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie-
der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in
den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi-
taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres-
produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft
die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur
die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit
ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro-
duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch
gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri-
kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif-
lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und
halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation
hervorruft.


35) Hier beginnt Manuskript VIII.
Neunzehntes Kapitel.35)
Frühere Darstellungen des Gegenstandes.


I. Die Physiokraten.

Quesnay’s Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen wie
ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk-
tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann,
d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der
Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl-
losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer
charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung — der Cirkulation
zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen.
Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts — wie jeder
andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen
Jahresarbeit — ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie-
der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in
den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi-
taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres-
produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft
die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur
die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit
ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro-
duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch
gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri-
kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif-
lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und
halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation
hervorruft.


35) Hier beginnt Manuskript VIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0384" n="350"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Neunzehntes Kapitel</hi>.<note place="foot" n="35)">Hier beginnt Manuskript VIII.</note><lb/><hi rendition="#b">Frühere Darstellungen des Gegenstandes.</hi></head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>I. <hi rendition="#g">Die Physiokraten</hi>.</head><lb/>
              <p>Quesnay&#x2019;s Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen wie<lb/>
ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk-<lb/>
tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich-<lb/>
bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann,<lb/>
d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der<lb/>
Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl-<lb/>
losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer<lb/>
charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung &#x2014; der Cirkulation<lb/>
zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen.<lb/>
Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts &#x2014; wie jeder<lb/>
andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen<lb/>
Jahresarbeit &#x2014; ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie-<lb/>
der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in<lb/>
den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi-<lb/>
taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres-<lb/>
produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft<lb/>
die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur<lb/>
die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit<lb/>
ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro-<lb/>
duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch<lb/>
gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri-<lb/>
kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif-<lb/>
lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und<lb/>
halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation<lb/>
hervorruft.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0384] Neunzehntes Kapitel. 35) Frühere Darstellungen des Gegenstandes. I. Die Physiokraten. Quesnay’s Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen wie ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk- tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich- bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl- losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung — der Cirkulation zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen. Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts — wie jeder andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen Jahresarbeit — ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie- der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi- taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres- produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro- duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri- kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif- lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation hervorruft. 35) Hier beginnt Manuskript VIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/384
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/384>, abgerufen am 19.04.2024.