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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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kapital grösser ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative
Plethora, die z. B. stattfindet in der "melancholischen Periode", welche
nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn,
dass für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktions-
processes (welcher den Cirkulationsprocess einschliesst) ein bestimmter
Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form
von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleich-
bleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch
blosse Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse -- grössre
oder kleinre -- des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den
geringsten Einfluss gehabt.

Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich,
sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Um-
schlag der Rückfluss des vorgeschossnen Kapitals um 2 Wochen
zu spät statt. Der letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Ar-
beitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus
des Umschlags des vorgeschossnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer
dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kon-
traktion des Produktionsprocesses -- des Umfangs auf dem er betrieben --
eintreten. Um aber den Process auf derselben Stufenleiter fortzuführen,
müsste das vorgeschossne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung
der Cirkulationsperiode um = 200 £ vermehrt werden. Dies Zu-
satzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Ver-
läugerung der Cirkulationsperiode für einen oder mehrere grosse Geschäfts-
zweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen,
wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite auf-
gehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, dass
dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun
hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in
der Masse der vorhandnen Cirkulationsmittel.

[Die Fertigstellung dieses Kapitals für den Druck hat nicht geringe
Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un-
geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische,
trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kauf-
männische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat.
Aber Kenntniss der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen

kapital grösser ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative
Plethora, die z. B. stattfindet in der „melancholischen Periode“, welche
nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn,
dass für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktions-
processes (welcher den Cirkulationsprocess einschliesst) ein bestimmter
Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form
von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleich-
bleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch
blosse Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse — grössre
oder kleinre — des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den
geringsten Einfluss gehabt.

Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich,
sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Um-
schlag der Rückfluss des vorgeschossnen Kapitals um 2 Wochen
zu spät statt. Der letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Ar-
beitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus
des Umschlags des vorgeschossnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer
dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kon-
traktion des Produktionsprocesses — des Umfangs auf dem er betrieben —
eintreten. Um aber den Process auf derselben Stufenleiter fortzuführen,
müsste das vorgeschossne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung
der Cirkulationsperiode um = 200 £ vermehrt werden. Dies Zu-
satzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Ver-
läugerung der Cirkulationsperiode für einen oder mehrere grosse Geschäfts-
zweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen,
wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite auf-
gehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, dass
dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun
hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in
der Masse der vorhandnen Cirkulationsmittel.

[Die Fertigstellung dieses Kapitals für den Druck hat nicht geringe
Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un-
geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische,
trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kauf-
männische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat.
Aber Kenntniss der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen

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[268/0302] kapital grösser ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative Plethora, die z. B. stattfindet in der „melancholischen Periode“, welche nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, dass für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- processes (welcher den Cirkulationsprocess einschliesst) ein bestimmter Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleich- bleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch blosse Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse — grössre oder kleinre — des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den geringsten Einfluss gehabt. Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich, sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Um- schlag der Rückfluss des vorgeschossnen Kapitals um 2 Wochen zu spät statt. Der letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Ar- beitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus des Umschlags des vorgeschossnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kon- traktion des Produktionsprocesses — des Umfangs auf dem er betrieben — eintreten. Um aber den Process auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müsste das vorgeschossne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung der Cirkulationsperiode um [FORMEL] = 200 £ vermehrt werden. Dies Zu- satzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Ver- läugerung der Cirkulationsperiode für einen oder mehrere grosse Geschäfts- zweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen, wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite auf- gehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, dass dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in der Masse der vorhandnen Cirkulationsmittel. [Die Fertigstellung dieses Kapitals für den Druck hat nicht geringe Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un- geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische, trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kauf- männische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat. Aber Kenntniss der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/302>, abgerufen am 25.04.2024.