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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Werth des konstanten Kapitals nicht in demselben Verhältniss
wächst, wie sein materieller Umfang. Z. B. die Baumwollmasse,
die ein einzelner europäischer Spinnarbeiter in einer modernen
Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verhältniss zu
dem was ein europäischer Spinner früher mit dem Spinnrad ver-
arbeitete. Aber der Werth der verarbeiteten Baumwolle ist nicht
in demselben Verhältniss gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit
den Maschinen und andrem fixen Kapital. Kurz dieselbe Ent-
wicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Ver-
hältniss zum variablen, vermindert, in Folge der gesteigerten Pro-
duktivkraft der Arbeit, den Werth seiner Elemente, und verhindert
daher, dass der Werth des konstanten Kapitals, obgleich beständig
wachsend, im selben Verhältniss wachse wie sein materieller Um-
fang, d. h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, die von
derselben Menge Arbeitskraft in Bewegung gesetzt werden. In
einzelnen Fällen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten
Kapitals zunehmen, während sein Werth gleich bleibt oder gar
fällt.

Mit dem Gesagten hängt zusammen die mit der Entwicklung
der Industrie gegebne Entwerthung des vorhandnen Kapitals (d. h.
seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der beständig
wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, ob-
gleich sie unter Umständen die Masse des Profits beeinträchtigen
kann durch Beeinträchtigung der Masse des Kapitals, das Profit
abwirft. Es zeigt sich hier wieder, dass dieselben Ursachen, welche
die Tendenz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirk-
lichung dieser Tendenz mäßigen.

IV. Die relative Ueberbevölkerung.

Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der, und wird beschleunigt
durch die, Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in
der Abnahme der Profitrate ausdrückt. Die relative Ueberbe-
völkerung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr
die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist
wiederum Grund, einerseits, dass in vielen Produktionszweigen die
mehr oder minder unvollständige Unterordnung der Arbeit unter
das Kapital fortdauert, und länger fortdauert, als dies dem allge-
meinen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht;
es ist dies Folge der Wohlfeilheit und Masse der disponiblen oder
freigesetzten Lohnarbeiter, und des grössern Widerstandes, den
manche Produktionszweige, ihrer Natur nach, der Verwandlung

Werth des konstanten Kapitals nicht in demselben Verhältniss
wächst, wie sein materieller Umfang. Z. B. die Baumwollmasse,
die ein einzelner europäischer Spinnarbeiter in einer modernen
Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verhältniss zu
dem was ein europäischer Spinner früher mit dem Spinnrad ver-
arbeitete. Aber der Werth der verarbeiteten Baumwolle ist nicht
in demselben Verhältniss gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit
den Maschinen und andrem fixen Kapital. Kurz dieselbe Ent-
wicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Ver-
hältniss zum variablen, vermindert, in Folge der gesteigerten Pro-
duktivkraft der Arbeit, den Werth seiner Elemente, und verhindert
daher, dass der Werth des konstanten Kapitals, obgleich beständig
wachsend, im selben Verhältniss wachse wie sein materieller Um-
fang, d. h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, die von
derselben Menge Arbeitskraft in Bewegung gesetzt werden. In
einzelnen Fällen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten
Kapitals zunehmen, während sein Werth gleich bleibt oder gar
fällt.

Mit dem Gesagten hängt zusammen die mit der Entwicklung
der Industrie gegebne Entwerthung des vorhandnen Kapitals (d. h.
seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der beständig
wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, ob-
gleich sie unter Umständen die Masse des Profits beeinträchtigen
kann durch Beeinträchtigung der Masse des Kapitals, das Profit
abwirft. Es zeigt sich hier wieder, dass dieselben Ursachen, welche
die Tendenz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirk-
lichung dieser Tendenz mäßigen.

IV. Die relative Ueberbevölkerung.

Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der, und wird beschleunigt
durch die, Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in
der Abnahme der Profitrate ausdrückt. Die relative Ueberbe-
völkerung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr
die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist
wiederum Grund, einerseits, dass in vielen Produktionszweigen die
mehr oder minder unvollständige Unterordnung der Arbeit unter
das Kapital fortdauert, und länger fortdauert, als dies dem allge-
meinen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht;
es ist dies Folge der Wohlfeilheit und Masse der disponiblen oder
freigesetzten Lohnarbeiter, und des grössern Widerstandes, den
manche Produktionszweige, ihrer Natur nach, der Verwandlung

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[217/0251] Werth des konstanten Kapitals nicht in demselben Verhältniss wächst, wie sein materieller Umfang. Z. B. die Baumwollmasse, die ein einzelner europäischer Spinnarbeiter in einer modernen Fabrik verarbeitet, ist gewachsen im kolossalsten Verhältniss zu dem was ein europäischer Spinner früher mit dem Spinnrad ver- arbeitete. Aber der Werth der verarbeiteten Baumwolle ist nicht in demselben Verhältniss gewachsen wie ihre Masse. Ebenso mit den Maschinen und andrem fixen Kapital. Kurz dieselbe Ent- wicklung, die die Masse des konstanten Kapitals steigert im Ver- hältniss zum variablen, vermindert, in Folge der gesteigerten Pro- duktivkraft der Arbeit, den Werth seiner Elemente, und verhindert daher, dass der Werth des konstanten Kapitals, obgleich beständig wachsend, im selben Verhältniss wachse wie sein materieller Um- fang, d. h. der materielle Umfang der Produktionsmittel, die von derselben Menge Arbeitskraft in Bewegung gesetzt werden. In einzelnen Fällen kann sogar die Masse der Elemente des konstanten Kapitals zunehmen, während sein Werth gleich bleibt oder gar fällt. Mit dem Gesagten hängt zusammen die mit der Entwicklung der Industrie gegebne Entwerthung des vorhandnen Kapitals (d. h. seiner stofflichen Elemente). Auch sie ist eine der beständig wirkenden Ursachen, welche den Fall der Profitrate aufhalten, ob- gleich sie unter Umständen die Masse des Profits beeinträchtigen kann durch Beeinträchtigung der Masse des Kapitals, das Profit abwirft. Es zeigt sich hier wieder, dass dieselben Ursachen, welche die Tendenz zum Fall der Profitrate erzeugen, auch die Verwirk- lichung dieser Tendenz mäßigen. IV. Die relative Ueberbevölkerung. Ihre Erzeugung ist unzertrennlich von der, und wird beschleunigt durch die, Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die sich in der Abnahme der Profitrate ausdrückt. Die relative Ueberbe- völkerung zeigt sich um so auffallender in einem Lande, je mehr die kapitalistische Produktionsweise in ihm entwickelt ist. Sie ist wiederum Grund, einerseits, dass in vielen Produktionszweigen die mehr oder minder unvollständige Unterordnung der Arbeit unter das Kapital fortdauert, und länger fortdauert, als dies dem allge- meinen Stand der Entwicklung auf den ersten Blick entspricht; es ist dies Folge der Wohlfeilheit und Masse der disponiblen oder freigesetzten Lohnarbeiter, und des grössern Widerstandes, den manche Produktionszweige, ihrer Natur nach, der Verwandlung

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/251>, abgerufen am 28.03.2024.