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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Zwanzigstes Kapitel.
Geschichtliches über das Kaufmannskapital.

Die besondre Form der Geldakkumulation des Waarenhandlungs-
und Geldhandlungskapitals wird erst im nächsten Abschnitt betrachtet.

Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, dass nichts
abgeschmackter sein kann, als das Kaufmannskapital, sei es in der
Form des Waarenhandlungskapitals, sei es in der des Geld-
handlungskapitals, als eine besondre Art des industriellen Ka-
pitals zu betrachten, ähnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau,
Viehzucht, Manufaktur, Transportindustrie etc., durch die ge-
sellschaftliche Theilung der Arbeit gegebne Abzweigungen, und
daher besondre Anlagesphären, des industriellen Kapitals bilden.
Schon die einfache Beobachtung, dass jedes industrielle Kapital,
während es sich in der Cirkulationsphase seines Reproduktionspro-
cesses befindet, als Waarenkapital und Geldkapital ganz dieselben
Funktionen verrichtet, die als ausschliessliche Funktionen des kauf-
männischen Kapitals in seinen beiden Formen erscheinen, müsste
diese rohe Auffassung unmöglich machen. Im Waarenhandlungs-
kapital und Geldhandlungskapital sind umgekehrt die Unterschiede
zwischen dem industriellen Kapital als produktivem, und demselben
Kapital in der Cirkulationssphäre dadurch verselbständigt, dass die
bestimmten Formen und Funktionen, die das Kapital hier zeitweilig
annimmt, als selbständige Formen und Funktionen eines abgelösten
Theils des Kapitals erscheinen, und ausschliesslich darin eingepfercht
sind. Verwandelte Form des industriellen Kapitals, und stoffliche,
aus der Natur der verschiednen Industriezweige hervorgehende
Unterschiede zwischen produktiven Kapitalen in verschiednen Pro-
duktionsanlagen sind himmelweit verschieden.

Ausser der Brutalität, womit der Oekonom überhaupt die Form-
unterschiede betrachtet, die ihn in der That nur nach der stoff-
lichen Seite interessiren, liegt bei dem Vulgärökonomen dieser Ver-
wechslung noch zweierlei zu Grunde. Erstens seine Unfähigkeit,
den merkantilen Profit in seiner Eigenthümlichkeit zu erklären;
zweitens sein apologetisches Bestreben, die aus der specifischen Form
der kapitalistischen Produktionsweise, die vorallem Waarencirkulation,
und daher Geldcirkulation, als ihre Basis voraussetzt, hervorgehenden
Formen von Waarenkapital und Geldkapital, und weiterhin von Waaren-
handlungs- und Geldhandlungskapital, als aus dem Produktionsprocess
als solchem nothwendig hervorgehende Gestalten abzuleiten.

Wenn Waarenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich

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Zwanzigstes Kapitel.
Geschichtliches über das Kaufmannskapital.

Die besondre Form der Geldakkumulation des Waarenhandlungs-
und Geldhandlungskapitals wird erst im nächsten Abschnitt betrachtet.

Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, dass nichts
abgeschmackter sein kann, als das Kaufmannskapital, sei es in der
Form des Waarenhandlungskapitals, sei es in der des Geld-
handlungskapitals, als eine besondre Art des industriellen Ka-
pitals zu betrachten, ähnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau,
Viehzucht, Manufaktur, Transportindustrie etc., durch die ge-
sellschaftliche Theilung der Arbeit gegebne Abzweigungen, und
daher besondre Anlagesphären, des industriellen Kapitals bilden.
Schon die einfache Beobachtung, dass jedes industrielle Kapital,
während es sich in der Cirkulationsphase seines Reproduktionspro-
cesses befindet, als Waarenkapital und Geldkapital ganz dieselben
Funktionen verrichtet, die als ausschliessliche Funktionen des kauf-
männischen Kapitals in seinen beiden Formen erscheinen, müsste
diese rohe Auffassung unmöglich machen. Im Waarenhandlungs-
kapital und Geldhandlungskapital sind umgekehrt die Unterschiede
zwischen dem industriellen Kapital als produktivem, und demselben
Kapital in der Cirkulationssphäre dadurch verselbständigt, dass die
bestimmten Formen und Funktionen, die das Kapital hier zeitweilig
annimmt, als selbständige Formen und Funktionen eines abgelösten
Theils des Kapitals erscheinen, und ausschliesslich darin eingepfercht
sind. Verwandelte Form des industriellen Kapitals, und stoffliche,
aus der Natur der verschiednen Industriezweige hervorgehende
Unterschiede zwischen produktiven Kapitalen in verschiednen Pro-
duktionsanlagen sind himmelweit verschieden.

Ausser der Brutalität, womit der Oekonom überhaupt die Form-
unterschiede betrachtet, die ihn in der That nur nach der stoff-
lichen Seite interessiren, liegt bei dem Vulgärökonomen dieser Ver-
wechslung noch zweierlei zu Grunde. Erstens seine Unfähigkeit,
den merkantilen Profit in seiner Eigenthümlichkeit zu erklären;
zweitens sein apologetisches Bestreben, die aus der specifischen Form
der kapitalistischen Produktionsweise, die vorallem Waarencirkulation,
und daher Geldcirkulation, als ihre Basis voraussetzt, hervorgehenden
Formen von Waarenkapital und Geldkapital, und weiterhin von Waaren-
handlungs- und Geldhandlungskapital, als aus dem Produktionsprocess
als solchem nothwendig hervorgehende Gestalten abzuleiten.

Wenn Waarenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich

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[307/0341] Zwanzigstes Kapitel. Geschichtliches über das Kaufmannskapital. Die besondre Form der Geldakkumulation des Waarenhandlungs- und Geldhandlungskapitals wird erst im nächsten Abschnitt betrachtet. Aus dem bisher Entwickelten ergibt sich von selbst, dass nichts abgeschmackter sein kann, als das Kaufmannskapital, sei es in der Form des Waarenhandlungskapitals, sei es in der des Geld- handlungskapitals, als eine besondre Art des industriellen Ka- pitals zu betrachten, ähnlich wie etwa Bergbau, Ackerbau, Viehzucht, Manufaktur, Transportindustrie etc., durch die ge- sellschaftliche Theilung der Arbeit gegebne Abzweigungen, und daher besondre Anlagesphären, des industriellen Kapitals bilden. Schon die einfache Beobachtung, dass jedes industrielle Kapital, während es sich in der Cirkulationsphase seines Reproduktionspro- cesses befindet, als Waarenkapital und Geldkapital ganz dieselben Funktionen verrichtet, die als ausschliessliche Funktionen des kauf- männischen Kapitals in seinen beiden Formen erscheinen, müsste diese rohe Auffassung unmöglich machen. Im Waarenhandlungs- kapital und Geldhandlungskapital sind umgekehrt die Unterschiede zwischen dem industriellen Kapital als produktivem, und demselben Kapital in der Cirkulationssphäre dadurch verselbständigt, dass die bestimmten Formen und Funktionen, die das Kapital hier zeitweilig annimmt, als selbständige Formen und Funktionen eines abgelösten Theils des Kapitals erscheinen, und ausschliesslich darin eingepfercht sind. Verwandelte Form des industriellen Kapitals, und stoffliche, aus der Natur der verschiednen Industriezweige hervorgehende Unterschiede zwischen produktiven Kapitalen in verschiednen Pro- duktionsanlagen sind himmelweit verschieden. Ausser der Brutalität, womit der Oekonom überhaupt die Form- unterschiede betrachtet, die ihn in der That nur nach der stoff- lichen Seite interessiren, liegt bei dem Vulgärökonomen dieser Ver- wechslung noch zweierlei zu Grunde. Erstens seine Unfähigkeit, den merkantilen Profit in seiner Eigenthümlichkeit zu erklären; zweitens sein apologetisches Bestreben, die aus der specifischen Form der kapitalistischen Produktionsweise, die vorallem Waarencirkulation, und daher Geldcirkulation, als ihre Basis voraussetzt, hervorgehenden Formen von Waarenkapital und Geldkapital, und weiterhin von Waaren- handlungs- und Geldhandlungskapital, als aus dem Produktionsprocess als solchem nothwendig hervorgehende Gestalten abzuleiten. Wenn Waarenhandlungskapital und Geldhandlungskapital sich 20*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/341>, abgerufen am 20.04.2024.