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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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werthen immer erkauft -- ist gerade das Bedeutende an ihm.
Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit
ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben
damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer
höhern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist dass die
Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion, und Be-
dingung wie Treiber der Akkumulation, durch die Entwicklung
der Produktion selbst gefährdet wird. Und das quantitative Ver-
hältniss ist hier alles. Es liegt in der That etwas Tieferes zu
Grunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ökonomischer
Weise, d. h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des
kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapitalistischen
Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativität, dass sie keine
absolute, sondern nur eine historische, einer gewissen beschränkten
Entwicklungsepoche der materiellen Produktionsbedingungen ent-
sprechende Produktionsweise ist.



IV. Nachträge.

Da die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit sehr ungleich
in verschiednen Industriezweigen, und nicht nur dem Grad nach
ungleich, sondern oft in entgegengesetzter Richtung erfolgt, so er-
gibt sich, dass die Masse des Durchschnittsprofits (= Mehrwerth)
sehr unter der Höhe stehn muss, die nach der Entwicklung der
Produktivkraft in den fortgeschrittensten Industriezweigen zu ver-
muthen wäre. Dass die Entwicklung der Produktivkraft in den
verschiednen Industriezweigen nicht nur in sehr verschiednen Pro-
portionen, sondern oft in entgegengesetzter Richtung vorgeht, ent-
springt nicht nur aus der Anarchie der Konkurrenz und der Eigen-
thümlichkeit der bürgerlichen Produktionsweise. Die Produktivität
der Arbeit ist auch an Naturbedingungen gebunden, die oft minder
ergiebig werden im selben Verhältniss wie die Produktivität --
soweit sie von gesellschaftlichen Bedingungen abhängt -- steigt.
Daher entgegengesetzte Bewegung in diesen verschiednen Sphären,
Fortschritt hier, Rückschritt dort. Man bedenke z. B. den blossen
Einfluss der Jahreszeiten, wovon die Menge des grössten Theils
aller Rohstoffe abhängt, Erschöpfung von Waldungen, Kohlen- und
Eisenbergwerken etc.

Wenn der cirkulirende Theil des konstanten Kapitals, Rohstoff etc.,
der Masse nach stets wächst im Verhältniss der Produktivkraft der
Arbeit, so ist dies nicht der Fall mit dem fixen Kapital, Gebäuden,
Maschinerie, Vorrichtungen für Beleuchtung, Heizung etc. Ob-

werthen immer erkauft — ist gerade das Bedeutende an ihm.
Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit
ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben
damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer
höhern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist dass die
Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion, und Be-
dingung wie Treiber der Akkumulation, durch die Entwicklung
der Produktion selbst gefährdet wird. Und das quantitative Ver-
hältniss ist hier alles. Es liegt in der That etwas Tieferes zu
Grunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ökonomischer
Weise, d. h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des
kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapitalistischen
Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativität, dass sie keine
absolute, sondern nur eine historische, einer gewissen beschränkten
Entwicklungsepoche der materiellen Produktionsbedingungen ent-
sprechende Produktionsweise ist.



IV. Nachträge.

Da die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit sehr ungleich
in verschiednen Industriezweigen, und nicht nur dem Grad nach
ungleich, sondern oft in entgegengesetzter Richtung erfolgt, so er-
gibt sich, dass die Masse des Durchschnittsprofits (= Mehrwerth)
sehr unter der Höhe stehn muss, die nach der Entwicklung der
Produktivkraft in den fortgeschrittensten Industriezweigen zu ver-
muthen wäre. Dass die Entwicklung der Produktivkraft in den
verschiednen Industriezweigen nicht nur in sehr verschiednen Pro-
portionen, sondern oft in entgegengesetzter Richtung vorgeht, ent-
springt nicht nur aus der Anarchie der Konkurrenz und der Eigen-
thümlichkeit der bürgerlichen Produktionsweise. Die Produktivität
der Arbeit ist auch an Naturbedingungen gebunden, die oft minder
ergiebig werden im selben Verhältniss wie die Produktivität —
soweit sie von gesellschaftlichen Bedingungen abhängt — steigt.
Daher entgegengesetzte Bewegung in diesen verschiednen Sphären,
Fortschritt hier, Rückschritt dort. Man bedenke z. B. den blossen
Einfluss der Jahreszeiten, wovon die Menge des grössten Theils
aller Rohstoffe abhängt, Erschöpfung von Waldungen, Kohlen- und
Eisenbergwerken etc.

Wenn der cirkulirende Theil des konstanten Kapitals, Rohstoff etc.,
der Masse nach stets wächst im Verhältniss der Produktivkraft der
Arbeit, so ist dies nicht der Fall mit dem fixen Kapital, Gebäuden,
Maschinerie, Vorrichtungen für Beleuchtung, Heizung etc. Ob-

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[242/0276] werthen immer erkauft — ist gerade das Bedeutende an ihm. Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höhern Produktionsform. Was Ricardo beunruhigt, ist dass die Profitrate, der Stachel der kapitalistischen Produktion, und Be- dingung wie Treiber der Akkumulation, durch die Entwicklung der Produktion selbst gefährdet wird. Und das quantitative Ver- hältniss ist hier alles. Es liegt in der That etwas Tieferes zu Grunde, das er nur ahnt. Es zeigt sich hier in rein ökonomischer Weise, d. h. vom Bourgeoisstandpunkt, innerhalb der Grenzen des kapitalistischen Verstandes, vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion selbst, ihre Schranke, ihre Relativität, dass sie keine absolute, sondern nur eine historische, einer gewissen beschränkten Entwicklungsepoche der materiellen Produktionsbedingungen ent- sprechende Produktionsweise ist. IV. Nachträge. Da die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit sehr ungleich in verschiednen Industriezweigen, und nicht nur dem Grad nach ungleich, sondern oft in entgegengesetzter Richtung erfolgt, so er- gibt sich, dass die Masse des Durchschnittsprofits (= Mehrwerth) sehr unter der Höhe stehn muss, die nach der Entwicklung der Produktivkraft in den fortgeschrittensten Industriezweigen zu ver- muthen wäre. Dass die Entwicklung der Produktivkraft in den verschiednen Industriezweigen nicht nur in sehr verschiednen Pro- portionen, sondern oft in entgegengesetzter Richtung vorgeht, ent- springt nicht nur aus der Anarchie der Konkurrenz und der Eigen- thümlichkeit der bürgerlichen Produktionsweise. Die Produktivität der Arbeit ist auch an Naturbedingungen gebunden, die oft minder ergiebig werden im selben Verhältniss wie die Produktivität — soweit sie von gesellschaftlichen Bedingungen abhängt — steigt. Daher entgegengesetzte Bewegung in diesen verschiednen Sphären, Fortschritt hier, Rückschritt dort. Man bedenke z. B. den blossen Einfluss der Jahreszeiten, wovon die Menge des grössten Theils aller Rohstoffe abhängt, Erschöpfung von Waldungen, Kohlen- und Eisenbergwerken etc. Wenn der cirkulirende Theil des konstanten Kapitals, Rohstoff etc., der Masse nach stets wächst im Verhältniss der Produktivkraft der Arbeit, so ist dies nicht der Fall mit dem fixen Kapital, Gebäuden, Maschinerie, Vorrichtungen für Beleuchtung, Heizung etc. Ob-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/276>, abgerufen am 29.03.2024.