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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Wie gross aber das variable Kapital in einem Geschäft ist, das
weiss in den allermeisten Fällen der Kapitalist selbst nicht. Wir
haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden
es noch weiterhin sehn, dass der einzige Unterschied innerhalb
seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdrängt,
der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital ist. Aus
der Kasse, die den in Geldform in seinen Händen befindlichen
Theil des cirkulirenden Kapitals enthält, soweit dieser nicht auf
der Bank liegt, holt er das Geld für Arbeitslohn, aus derselben
Kasse das Geld für Roh- und Hülfsstoffe, und schreibt beides
einem und demselben Cassa-Conto gut. Und sollte er auch ein
besonderes Conto über die gezahlten Arbeitslöhne führen, so würde
dies am Jahresschluss zwar die dafür gezahlte Summe, also vn,
aufweisen, aber nicht das variable Kapital v selbst. Um dies zu
ermitteln, müsste er eine eigne Berechnung anstellen, von der wir
hier ein Beispiel geben wollen.

Wir nehmen dazu die in Buch I, S. 209/201 beschriebne Baum-
wollspinnerei von 10000 Mulespindeln, und nehmen dabei an, dass
die für eine Woche des April 1871 gegebnen Daten für das ganze
Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe
Kapital war 10000 £. Das cirkulirende Kapital war nicht ange-
geben; wir nehmen an, es sei 2500 £ gewesen, ein ziemlich hoher
Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir
hier immer machen müssen, dass keine Kreditoperationen statt-
finden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von frem-
dem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Werth nach zu-
sammengesetzt aus 20 £ für Verschleiss der Maschinerie, 358 £
cirkulirendem konstantem Kapitalvorschuss (Miethe 6 £, Baum-
wolle 342 £, Kohlen, Gas, Oel 10 £), 52 £ in Arbeitslohn aus-
gelegtem variablem Kapital und 80 £ Mehrwerth, also:
20c (Verschleiss) + 358c + 52v + 80m = 510.

Der wöchentliche Vorschuss an cirkulirendem Kapital war also
358c + 52v = 410, und seine procentige Zusammensetzung =
87.3c + 12.7v. Dies auf das ganze cirkulirende Kapital von 2500 £
berechnet, ergibt 2182 £ konstantes und 318 £ variables Kapital.
Da die Gesammt-Auslage für Arbeitslohn im Jahr 52 mal 52 £
war, also 2704 £, ergibt sich, dass das variable Kapital von
318 £ im Jahr fast genau 81/2 mal umschlug. Die Rate des
Mehrwerths war = 153 %. Aus diesen Elementen be-
rechnen wir die Profitrate, indem wir in der Formel p' = m'n

Marx, Kapital III. 4

Wie gross aber das variable Kapital in einem Geschäft ist, das
weiss in den allermeisten Fällen der Kapitalist selbst nicht. Wir
haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden
es noch weiterhin sehn, dass der einzige Unterschied innerhalb
seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdrängt,
der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital ist. Aus
der Kasse, die den in Geldform in seinen Händen befindlichen
Theil des cirkulirenden Kapitals enthält, soweit dieser nicht auf
der Bank liegt, holt er das Geld für Arbeitslohn, aus derselben
Kasse das Geld für Roh- und Hülfsstoffe, und schreibt beides
einem und demselben Cassa-Conto gut. Und sollte er auch ein
besonderes Conto über die gezahlten Arbeitslöhne führen, so würde
dies am Jahresschluss zwar die dafür gezahlte Summe, also vn,
aufweisen, aber nicht das variable Kapital v selbst. Um dies zu
ermitteln, müsste er eine eigne Berechnung anstellen, von der wir
hier ein Beispiel geben wollen.

Wir nehmen dazu die in Buch I, S. 209/201 beschriebne Baum-
wollspinnerei von 10000 Mulespindeln, und nehmen dabei an, dass
die für eine Woche des April 1871 gegebnen Daten für das ganze
Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe
Kapital war 10000 £. Das cirkulirende Kapital war nicht ange-
geben; wir nehmen an, es sei 2500 £ gewesen, ein ziemlich hoher
Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir
hier immer machen müssen, dass keine Kreditoperationen statt-
finden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von frem-
dem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Werth nach zu-
sammengesetzt aus 20 £ für Verschleiss der Maschinerie, 358 £
cirkulirendem konstantem Kapitalvorschuss (Miethe 6 £, Baum-
wolle 342 £, Kohlen, Gas, Oel 10 £), 52 £ in Arbeitslohn aus-
gelegtem variablem Kapital und 80 £ Mehrwerth, also:
20c (Verschleiss) + 358c + 52v + 80m = 510.

Der wöchentliche Vorschuss an cirkulirendem Kapital war also
358c + 52v = 410, und seine procentige Zusammensetzung =
87.3c + 12.7v. Dies auf das ganze cirkulirende Kapital von 2500 £
berechnet, ergibt 2182 £ konstantes und 318 £ variables Kapital.
Da die Gesammt-Auslage für Arbeitslohn im Jahr 52 mal 52 £
war, also 2704 £, ergibt sich, dass das variable Kapital von
318 £ im Jahr fast genau 8½ mal umschlug. Die Rate des
Mehrwerths war = 153 %. Aus diesen Elementen be-
rechnen wir die Profitrate, indem wir in der Formel p' = m'n

Marx, Kapital III. 4
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[49/0083] Wie gross aber das variable Kapital in einem Geschäft ist, das weiss in den allermeisten Fällen der Kapitalist selbst nicht. Wir haben im achten Kapitel des zweiten Buchs gesehn und werden es noch weiterhin sehn, dass der einzige Unterschied innerhalb seines Kapitals, der sich dem Kapitalisten als wesentlich aufdrängt, der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital ist. Aus der Kasse, die den in Geldform in seinen Händen befindlichen Theil des cirkulirenden Kapitals enthält, soweit dieser nicht auf der Bank liegt, holt er das Geld für Arbeitslohn, aus derselben Kasse das Geld für Roh- und Hülfsstoffe, und schreibt beides einem und demselben Cassa-Conto gut. Und sollte er auch ein besonderes Conto über die gezahlten Arbeitslöhne führen, so würde dies am Jahresschluss zwar die dafür gezahlte Summe, also vn, aufweisen, aber nicht das variable Kapital v selbst. Um dies zu ermitteln, müsste er eine eigne Berechnung anstellen, von der wir hier ein Beispiel geben wollen. Wir nehmen dazu die in Buch I, S. 209/201 beschriebne Baum- wollspinnerei von 10000 Mulespindeln, und nehmen dabei an, dass die für eine Woche des April 1871 gegebnen Daten für das ganze Jahr Geltung behielten. Das in der Maschinerie steckende fixe Kapital war 10000 £. Das cirkulirende Kapital war nicht ange- geben; wir nehmen an, es sei 2500 £ gewesen, ein ziemlich hoher Ansatz, der aber gerechtfertigt ist durch die Annahme, die wir hier immer machen müssen, dass keine Kreditoperationen statt- finden, also keine dauernde oder zeitweilige Benutzung von frem- dem Kapital. Das Wochenprodukt war seinem Werth nach zu- sammengesetzt aus 20 £ für Verschleiss der Maschinerie, 358 £ cirkulirendem konstantem Kapitalvorschuss (Miethe 6 £, Baum- wolle 342 £, Kohlen, Gas, Oel 10 £), 52 £ in Arbeitslohn aus- gelegtem variablem Kapital und 80 £ Mehrwerth, also: 20c (Verschleiss) + 358c + 52v + 80m = 510. Der wöchentliche Vorschuss an cirkulirendem Kapital war also 358c + 52v = 410, und seine procentige Zusammensetzung = 87.3c + 12.7v. Dies auf das ganze cirkulirende Kapital von 2500 £ berechnet, ergibt 2182 £ konstantes und 318 £ variables Kapital. Da die Gesammt-Auslage für Arbeitslohn im Jahr 52 mal 52 £ war, also 2704 £, ergibt sich, dass das variable Kapital von 318 £ im Jahr fast genau 8½ mal umschlug. Die Rate des Mehrwerths war [FORMEL] = 153[FORMEL] %. Aus diesen Elementen be- rechnen wir die Profitrate, indem wir in der Formel p' = m'n [FORMEL] Marx, Kapital III. 4

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/83>, abgerufen am 29.03.2024.