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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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Einleitung.

Die Abkunft unsers Biographen kann bei dem ver¬
loren gegangenen Anfange seiner Schrift nicht
mehr mit Genauigkeit bestimmt werden. Er scheint je¬
doch jedenfalls kein Pommeraner gewesen zu sein, denn
einmal spricht er von Schlesien, wo er in seiner Jugend
sich befunden; nennt sodann weit zerstreute Verwandte,
nicht blos in Hamburg und Cöln sondern sogar in Ant¬
werpen und verräth vor allen Dingen durch seine süd¬
deutsche Sprache seine auswärtige Abkunft. Hieher rechne
ich besonders Ausdrücke als: eim für einem, und die eigne
Derivation mancher Adjective z. B. tänein von Tanne,
seidin von Seide, eine Sprechweise, die, so viel ich weiß,
niemals in Pommern, wohl aber in Schwaben vorgekom¬
men ist. Doch mußte er bei Abfassung seiner Schrift
schon lange Zeit in Pommern gelebt haben, weil er fast
noch häufiger plattdeutsche Ausdrücke einmischt, ganz wie
dies eingeborne Pommersche Schriftsteller der damaligen
Zeit auch wohl zu thun pflegen.

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Einleitung.

Die Abkunft unſers Biographen kann bei dem ver¬
loren gegangenen Anfange ſeiner Schrift nicht
mehr mit Genauigkeit beſtimmt werden. Er ſcheint je¬
doch jedenfalls kein Pommeraner geweſen zu ſein, denn
einmal ſpricht er von Schleſien, wo er in ſeiner Jugend
ſich befunden; nennt ſodann weit zerſtreute Verwandte,
nicht blos in Hamburg und Cöln ſondern ſogar in Ant¬
werpen und verräth vor allen Dingen durch ſeine ſüd¬
deutſche Sprache ſeine auswärtige Abkunft. Hieher rechne
ich beſonders Ausdrücke als: eim für einem, und die eigne
Derivation mancher Adjective z. B. tänein von Tanne,
ſeidin von Seide, eine Sprechweiſe, die, ſo viel ich weiß,
niemals in Pommern, wohl aber in Schwaben vorgekom¬
men iſt. Doch mußte er bei Abfaſſung ſeiner Schrift
ſchon lange Zeit in Pommern gelebt haben, weil er faſt
noch häufiger plattdeutſche Ausdrücke einmiſcht, ganz wie
dies eingeborne Pommerſche Schriftſteller der damaligen
Zeit auch wohl zu thun pflegen.

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[[1]/0017] Einleitung. Die Abkunft unſers Biographen kann bei dem ver¬ loren gegangenen Anfange ſeiner Schrift nicht mehr mit Genauigkeit beſtimmt werden. Er ſcheint je¬ doch jedenfalls kein Pommeraner geweſen zu ſein, denn einmal ſpricht er von Schleſien, wo er in ſeiner Jugend ſich befunden; nennt ſodann weit zerſtreute Verwandte, nicht blos in Hamburg und Cöln ſondern ſogar in Ant¬ werpen und verräth vor allen Dingen durch ſeine ſüd¬ deutſche Sprache ſeine auswärtige Abkunft. Hieher rechne ich beſonders Ausdrücke als: eim für einem, und die eigne Derivation mancher Adjective z. B. tänein von Tanne, ſeidin von Seide, eine Sprechweiſe, die, ſo viel ich weiß, niemals in Pommern, wohl aber in Schwaben vorgekom¬ men iſt. Doch mußte er bei Abfaſſung ſeiner Schrift ſchon lange Zeit in Pommern gelebt haben, weil er faſt noch häufiger plattdeutſche Ausdrücke einmiſcht, ganz wie dies eingeborne Pommerſche Schriftſteller der damaligen Zeit auch wohl zu thun pflegen. 1

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/17>, abgerufen am 29.03.2024.