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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Junger Gesell welchs damals in vergebung des
Priester Aempter sehr langsam geschah/ zun warsa-
ger Creirt worden. Livius. Heutstelt man Junge
Bachanten vnd Esel auff die Cantzel.

Es sollen auch billich die Collatores welche Kir-
chen zubestellen haben/ nicht zu platzen vnd leicht-
lich annemen so daher gelauffen kommen/ faulle
Gesellen/ vngelerte Böffel/ gemein Gefindlein/
Küchenbuben/ Gauckler vnd dergleichen/ sondern
sollen sich vmb thun nach tüchtigen Personen/ vnd
so man sie haben kan/ welche ein zeitlang in schulen
gedienet vnd sich gevbt haben. Gigas.

Als einer gefragt ward/ warumb zu dieser zeit
die Kirchen diener nicht so from vnnd Erbar
weren alls vorzeiten: Hat er geantwortet: Jn
der Alten Kirchen haben fromme Leuth die Kir-
chendiener erwehlet vnnd beruffen mit auruffung
göttliches namens/ nun aber geht man den affectis
nach/ den jenigen so jhre Freund begeren zu fordern
ohne anruffung Göttliches namens/ vnd bißweilln
mit zürnen/ vnwillen/ auch mit fluchen darein kri-
chen derwegen auch viel Kirchendiener so leichtlich
als sie angenommen werden/ werden sie auch wider
von den Patronen abgesetzt. Simon Pauli.

Jm gesetz wurde den Eselln das genick zerbrochen
vnd wurden nicht mit Gelt wider gelöset/ vielleicht
hat Gott wollen zuverstehen geben/ er wolte kein
Esel haben in seinem dienst/ wiewol zu allen zeiten
auch aus den orden der Priester viel gar gröber
Esel seindt.

Es sind zu vnsern zeiten Leuth/ welche vnver-
schampter weiß zum Predigampt springen/
da sie doch in diesem Kampff vngeübet seindt vnd
zu reden vngeschickt/ haben nit gelernet vnnd seindt
der Schrifft vnerfahren. Daher kompts dz die zu-
hörer/ so begierig sind zu lehren/ die weyd heilsam-

mer

Junger Geſell welchs damals in vergebung des
Prieſter Aempter ſehr langſam geſchah/ zũ warſa-
ger Creirt worden. Livius. Heutſtelt man Junge
Bachanten vnd Eſel auff die Cantzel.

Es ſollen auch billich die Collatores welche Kir-
chen zubeſtellen haben/ nicht zu platzen vnd leicht-
lich annemen ſo daher gelauffen kommen/ faulle
Geſellen/ vngelerte Boͤffel/ gemein Gefindlein/
Kuͤchenbuben/ Gauckler vnd dergleichen/ ſondern
ſollen ſich vmb thun nach tuͤchtigen Perſonen/ vnd
ſo man ſie haben kan/ welche ein zeitlang in ſchulen
gedienet vnd ſich gevbt haben. Gigas.

Als einer gefragt ward/ warumb zu dieſer zeit
die Kirchen diener nicht ſo from vnnd Erbar
weren alls vorzeiten: Hat er geantwortet: Jn
der Alten Kirchen haben fromme Leuth die Kir-
chendiener erwehlet vnnd beruffen mit auruffung
goͤttliches namens/ nun aber geht man den affectis
nach/ den jenigen ſo jhre Freund begeren zu fordern
ohne anruffung Goͤttliches namens/ vnd bißweilln
mit zuͤrnen/ vnwillen/ auch mit fluchen darein kri-
chen derwegen auch viel Kirchendiener ſo leichtlich
als ſie angenommen werdẽ/ werden ſie auch wider
von den Patronen abgeſetzt. Simon Pauli.

Jm geſetz wurde den Eſelln das genick zerbrochẽ
vnd wurden nicht mit Gelt wider geloͤſet/ vielleicht
hat Gott wollen zuverſtehen geben/ er wolte kein
Eſel haben in ſeinem dienſt/ wiewol zu allen zeiten
auch aus den orden der Prieſter viel gar groͤber
Eſel ſeindt.

Es ſind zu vnſern zeiten Leuth/ welche vnver-
ſchampter weiß zum Predigampt ſpringen/
da ſie doch in dieſem Kampff vngeuͤbet ſeindt vnd
zu reden vngeſchickt/ haben nit gelernet vnnd ſeindt
der Schrifft vnerfahren. Daher kompts dz die zu-
hoͤrer/ ſo begierig ſind zu lehren/ die weyd heilſam-

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[119/0143] Junger Geſell welchs damals in vergebung des Prieſter Aempter ſehr langſam geſchah/ zũ warſa- ger Creirt worden. Livius. Heutſtelt man Junge Bachanten vnd Eſel auff die Cantzel. Es ſollen auch billich die Collatores welche Kir- chen zubeſtellen haben/ nicht zu platzen vnd leicht- lich annemen ſo daher gelauffen kommen/ faulle Geſellen/ vngelerte Boͤffel/ gemein Gefindlein/ Kuͤchenbuben/ Gauckler vnd dergleichen/ ſondern ſollen ſich vmb thun nach tuͤchtigen Perſonen/ vnd ſo man ſie haben kan/ welche ein zeitlang in ſchulen gedienet vnd ſich gevbt haben. Gigas. Als einer gefragt ward/ warumb zu dieſer zeit die Kirchen diener nicht ſo from vnnd Erbar weren alls vorzeiten: Hat er geantwortet: Jn der Alten Kirchen haben fromme Leuth die Kir- chendiener erwehlet vnnd beruffen mit auruffung goͤttliches namens/ nun aber geht man den affectis nach/ den jenigen ſo jhre Freund begeren zu fordern ohne anruffung Goͤttliches namens/ vnd bißweilln mit zuͤrnen/ vnwillen/ auch mit fluchen darein kri- chen derwegen auch viel Kirchendiener ſo leichtlich als ſie angenommen werdẽ/ werden ſie auch wider von den Patronen abgeſetzt. Simon Pauli. Jm geſetz wurde den Eſelln das genick zerbrochẽ vnd wurden nicht mit Gelt wider geloͤſet/ vielleicht hat Gott wollen zuverſtehen geben/ er wolte kein Eſel haben in ſeinem dienſt/ wiewol zu allen zeiten auch aus den orden der Prieſter viel gar groͤber Eſel ſeindt. Es ſind zu vnſern zeiten Leuth/ welche vnver- ſchampter weiß zum Predigampt ſpringen/ da ſie doch in dieſem Kampff vngeuͤbet ſeindt vnd zu reden vngeſchickt/ haben nit gelernet vnnd ſeindt der Schrifft vnerfahren. Daher kompts dz die zu- hoͤrer/ ſo begierig ſind zu lehren/ die weyd heilſam- mer

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/143>, abgerufen am 23.04.2024.