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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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I. Von einem Doctore vnnd einem
Magistro.

ES hielt ein Magister
bey einem Doctore an/
daß er möchte ins Paeda-
gogium
genommen wer-
den/ rühmt sich/ wie er nit
allein in der Music er-
fahren/ sondern auch ein
sehr liebliche Stimme
habe: Der Docter lacht
sehr hierüber/ wendet sich zu seinen Gesellen vnnd
sagt: O du armer Falbel. Hierzu bewegt jhn nit
so viel das hoch rühmen/ als sein läppisch latein.
So viel sein lieblich Stimme anbelanget/ die jhm
wie er rümht der liebe Gott bescheret hatte/ war
dieselb raw/ vnlieblich/ bäwrisch/ vnd lahm/ vnnd
daß mans kürtzlich erzehle/ gantz vnnd gar wie ein
Esel/ also/ daß man ehe gemeynet/ es schrey ein E-
sel vnfreundlich/ als daß einer lieblich vnd anmüh-
tig singe. D. Pezelius part. 4. Postil. Phil. Me-
lancht pag
741. Hierzu gehört das gemeine
Sprichwort: Suum cuiq; pulchtum, einem jeden
Narren gefellt seine Weiß. Ünicuilibet stercus
suum dulcius est pomo aureo,
einem jeden reucht
sein Mist besser als ein Pomerantze.

Einem jeden gefellt sein Weise wol/
Drumb ist die Welt der Narren vol.

Salomon Proverb. 27. v. 2.

Laß dich einen andern loben/ vnd nicht deinen

Mund/
A


I. Von einem Doctore vnnd einem
Magiſtro.

ES hielt ein Magiſter
bey einem Doctore an/
daß er moͤchte ins Pæda-
gogium
genommen wer-
den/ ruͤhmt ſich/ wie er nit
allein in der Muſic er-
fahren/ ſondern auch ein
ſehr liebliche Stimme
habe: Der Docter lacht
ſehr hieruͤber/ wendet ſich zu ſeinen Geſellen vnnd
ſagt: O du armer Falbel. Hierzu bewegt jhn nit
ſo viel das hoch ruͤhmen/ als ſein laͤppiſch latein.
So viel ſein lieblich Stimme anbelanget/ die jhm
wie er ruͤmht der liebe Gott beſcheret hatte/ war
dieſelb raw/ vnlieblich/ baͤwriſch/ vnd lahm/ vnnd
daß mans kuͤrtzlich erzehle/ gantz vnnd gar wie ein
Eſel/ alſo/ daß man ehe gemeynet/ es ſchrey ein E-
ſel vnfreundlich/ als daß einer lieblich vnd anmuͤh-
tig ſinge. D. Pezelius part. 4. Poſtil. Phil. Me-
lancht pag
741. Hierzu gehoͤrt das gemeine
Sprichwort: Suum cuiq; pulchtum, einem jeden
Narꝛen gefellt ſeine Weiß. Ünicuilibet ſtercus
ſuum dulcius eſt pomo aureo,
einem jeden reucht
ſein Miſt beſſer als ein Pomerantze.

Einem jeden gefellt ſein Weiſe wol/
Drumb iſt die Welt der Narꝛen vol.

Salomon Proverb. 27. v. 2.

Laß dich einen andern loben/ vnd nicht deinen

Mund/
A
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[1/0005] I. Von einem Doctore vnnd einem Magiſtro. ES hielt ein Magiſter bey einem Doctore an/ daß er moͤchte ins Pæda- gogium genommen wer- den/ ruͤhmt ſich/ wie er nit allein in der Muſic er- fahren/ ſondern auch ein ſehr liebliche Stimme habe: Der Docter lacht ſehr hieruͤber/ wendet ſich zu ſeinen Geſellen vnnd ſagt: O du armer Falbel. Hierzu bewegt jhn nit ſo viel das hoch ruͤhmen/ als ſein laͤppiſch latein. So viel ſein lieblich Stimme anbelanget/ die jhm wie er ruͤmht der liebe Gott beſcheret hatte/ war dieſelb raw/ vnlieblich/ baͤwriſch/ vnd lahm/ vnnd daß mans kuͤrtzlich erzehle/ gantz vnnd gar wie ein Eſel/ alſo/ daß man ehe gemeynet/ es ſchrey ein E- ſel vnfreundlich/ als daß einer lieblich vnd anmuͤh- tig ſinge. D. Pezelius part. 4. Poſtil. Phil. Me- lancht pag 741. Hierzu gehoͤrt das gemeine Sprichwort: Suum cuiq; pulchtum, einem jeden Narꝛen gefellt ſeine Weiß. Ünicuilibet ſtercus ſuum dulcius eſt pomo aureo, einem jeden reucht ſein Miſt beſſer als ein Pomerantze. Einem jeden gefellt ſein Weiſe wol/ Drumb iſt die Welt der Narꝛen vol. Salomon Proverb. 27. v. 2. Laß dich einen andern loben/ vnd nicht deinen Mund/ A

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/5>, abgerufen am 20.04.2024.