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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft.
Bedarf an diesen Gütern vollständig decken, doch noch mehr
als ausreichende Quantitäten davon für die Befriedigung seiner
Bedürfnisse erübrigen werden.

Das Bestreben der einzelnen Individuen ist, wie die Er-
fahrung lehrt, denn auch nicht darauf gerichtet, Theilquan-
titäten der nicht ökonomischen Güter und zwar mit Ausschluss
aller übrigen Individuen für die Befriedigung ihrer individuellen
Bedürfnisse sich zu sichern, und es sind diese Güter, wie sie
überhaupt kein Gegenstand der Wirthschaft sind, so zunächst
auch kein Gegenstand des Eigenthumswillens der Menschen. Wir
können vielmehr bei allen Gütern, welche in dem den nicht
ökonomischen Charakter begründenden Verhältnisse stehen, auch
thatsächlich ein Bild des Communismus beobachten, denn die
Menschen sind Communisten überall, wo dies mit Rücksicht auf
die vorhandenen natürlichen Grundlagen möglich ist. In Ort-
schaften, welche an Flüssen liegen, die mehr Wasser führen, als die
Bewohner derselben zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach
diesem Gute zu verwenden vermögen, geht jedes Individuum
zum Flusse, um eine beliebige Quantität Wasser zu schöpfen;
in Urwäldern holt sich jeder ungehindert die ihm nöthige Quan-
tität Holz, auch lässt Jedermann soviel Luft und Licht in seine
Wohnung, als ihm gut dünkt. Dieser Communismus findet aber
in dem obigen Quantitätenverhältnisse seine ebenso natur-
gemässe Begründung, als das Eigenthum in dem entgegengesetz-
ten Verhältnisse.

c) Verhältniss zwischen den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern.

Wir haben in den beiden vorangehenden Abschnitten das
Wesen und den Ursprung der menschlichen Wirthschaft in den
Kreis unserer Betrachtungen gezogen und dargethan, dass der
Unterschied zwischen den ökonomischen und den nicht ökono-
mischen Gütern in letzter Reihe in einer der exactesten Auf-
fassung zugänglichen Verschiedenheit im Verhältnisse zwischen
Bedarf und verfügbarer Quantität dieser Güter begründet ist.

Steht dies nun aber fest, so ist auch klar, dass der öko-
nomische, beziehungsweise der nicht ökonomische Charakter der
Güter nichts ihnen Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben
ist, und dass desshalb jedes Gut, ohne Rücksicht auf innere

Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft.
Bedarf an diesen Gütern vollständig decken, doch noch mehr
als ausreichende Quantitäten davon für die Befriedigung seiner
Bedürfnisse erübrigen werden.

Das Bestreben der einzelnen Individuen ist, wie die Er-
fahrung lehrt, denn auch nicht darauf gerichtet, Theilquan-
titäten der nicht ökonomischen Güter und zwar mit Ausschluss
aller übrigen Individuen für die Befriedigung ihrer individuellen
Bedürfnisse sich zu sichern, und es sind diese Güter, wie sie
überhaupt kein Gegenstand der Wirthschaft sind, so zunächst
auch kein Gegenstand des Eigenthumswillens der Menschen. Wir
können vielmehr bei allen Gütern, welche in dem den nicht
ökonomischen Charakter begründenden Verhältnisse stehen, auch
thatsächlich ein Bild des Communismus beobachten, denn die
Menschen sind Communisten überall, wo dies mit Rücksicht auf
die vorhandenen natürlichen Grundlagen möglich ist. In Ort-
schaften, welche an Flüssen liegen, die mehr Wasser führen, als die
Bewohner derselben zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach
diesem Gute zu verwenden vermögen, geht jedes Individuum
zum Flusse, um eine beliebige Quantität Wasser zu schöpfen;
in Urwäldern holt sich jeder ungehindert die ihm nöthige Quan-
tität Holz, auch lässt Jedermann soviel Luft und Licht in seine
Wohnung, als ihm gut dünkt. Dieser Communismus findet aber
in dem obigen Quantitätenverhältnisse seine ebenso natur-
gemässe Begründung, als das Eigenthum in dem entgegengesetz-
ten Verhältnisse.

c) Verhältniss zwischen den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern.

Wir haben in den beiden vorangehenden Abschnitten das
Wesen und den Ursprung der menschlichen Wirthschaft in den
Kreis unserer Betrachtungen gezogen und dargethan, dass der
Unterschied zwischen den ökonomischen und den nicht ökono-
mischen Gütern in letzter Reihe in einer der exactesten Auf-
fassung zugänglichen Verschiedenheit im Verhältnisse zwischen
Bedarf und verfügbarer Quantität dieser Güter begründet ist.

Steht dies nun aber fest, so ist auch klar, dass der öko-
nomische, beziehungsweise der nicht ökonomische Charakter der
Güter nichts ihnen Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben
ist, und dass desshalb jedes Gut, ohne Rücksicht auf innere

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[60/0078] Ueber den Ursprung der menschlichen Wirthschaft. Bedarf an diesen Gütern vollständig decken, doch noch mehr als ausreichende Quantitäten davon für die Befriedigung seiner Bedürfnisse erübrigen werden. Das Bestreben der einzelnen Individuen ist, wie die Er- fahrung lehrt, denn auch nicht darauf gerichtet, Theilquan- titäten der nicht ökonomischen Güter und zwar mit Ausschluss aller übrigen Individuen für die Befriedigung ihrer individuellen Bedürfnisse sich zu sichern, und es sind diese Güter, wie sie überhaupt kein Gegenstand der Wirthschaft sind, so zunächst auch kein Gegenstand des Eigenthumswillens der Menschen. Wir können vielmehr bei allen Gütern, welche in dem den nicht ökonomischen Charakter begründenden Verhältnisse stehen, auch thatsächlich ein Bild des Communismus beobachten, denn die Menschen sind Communisten überall, wo dies mit Rücksicht auf die vorhandenen natürlichen Grundlagen möglich ist. In Ort- schaften, welche an Flüssen liegen, die mehr Wasser führen, als die Bewohner derselben zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach diesem Gute zu verwenden vermögen, geht jedes Individuum zum Flusse, um eine beliebige Quantität Wasser zu schöpfen; in Urwäldern holt sich jeder ungehindert die ihm nöthige Quan- tität Holz, auch lässt Jedermann soviel Luft und Licht in seine Wohnung, als ihm gut dünkt. Dieser Communismus findet aber in dem obigen Quantitätenverhältnisse seine ebenso natur- gemässe Begründung, als das Eigenthum in dem entgegengesetz- ten Verhältnisse. c) Verhältniss zwischen den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern. Wir haben in den beiden vorangehenden Abschnitten das Wesen und den Ursprung der menschlichen Wirthschaft in den Kreis unserer Betrachtungen gezogen und dargethan, dass der Unterschied zwischen den ökonomischen und den nicht ökono- mischen Gütern in letzter Reihe in einer der exactesten Auf- fassung zugänglichen Verschiedenheit im Verhältnisse zwischen Bedarf und verfügbarer Quantität dieser Güter begründet ist. Steht dies nun aber fest, so ist auch klar, dass der öko- nomische, beziehungsweise der nicht ökonomische Charakter der Güter nichts ihnen Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben ist, und dass desshalb jedes Gut, ohne Rücksicht auf innere

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/78>, abgerufen am 29.03.2024.