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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Hussens Kerker.
Es geht mit mir zu Ende,
Mein Sach und Spruch ist schon
Hoch über Menschenhände
Gerückt vor Gottes Thron,
Schon schwebt auf einer Wolke,
Umringt von seinem Volke,
Entgegen mir des Menschen Sohn.
Den Kerker will ich preisen,
Der Kerker, der ist gut!
Das Fensterkreuz von Eisen
Blickt auf die frische Flut
Und zwischen seinen Stäben
Seh' ich ein Segel schweben,
Darob im Blau die Firne ruht.
Wie nah die Flut ich fühle,
Als läg' ich drein versenkt,
Mit wundersamer Kühle
Wird mir der Leib getränkt --
Auch seh' ich eine Traube
Mit einem rothen Laube,
Die tief herab ins Fenster hängt.
Huſſens Kerker.
Es geht mit mir zu Ende,
Mein Sach und Spruch iſt ſchon
Hoch über Menſchenhände
Gerückt vor Gottes Thron,
Schon ſchwebt auf einer Wolke,
Umringt von ſeinem Volke,
Entgegen mir des Menſchen Sohn.
Den Kerker will ich preiſen,
Der Kerker, der iſt gut!
Das Fenſterkreuz von Eiſen
Blickt auf die friſche Flut
Und zwiſchen ſeinen Stäben
Seh' ich ein Segel ſchweben,
Darob im Blau die Firne ruht.
Wie nah die Flut ich fühle,
Als läg' ich drein verſenkt,
Mit wunderſamer Kühle
Wird mir der Leib getränkt —
Auch ſeh' ich eine Traube
Mit einem rothen Laube,
Die tief herab ins Fenſter hängt.
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[[303]/0317] Huſſens Kerker. Es geht mit mir zu Ende, Mein Sach und Spruch iſt ſchon Hoch über Menſchenhände Gerückt vor Gottes Thron, Schon ſchwebt auf einer Wolke, Umringt von ſeinem Volke, Entgegen mir des Menſchen Sohn. Den Kerker will ich preiſen, Der Kerker, der iſt gut! Das Fenſterkreuz von Eiſen Blickt auf die friſche Flut Und zwiſchen ſeinen Stäben Seh' ich ein Segel ſchweben, Darob im Blau die Firne ruht. Wie nah die Flut ich fühle, Als läg' ich drein verſenkt, Mit wunderſamer Kühle Wird mir der Leib getränkt — Auch ſeh' ich eine Traube Mit einem rothen Laube, Die tief herab ins Fenſter hängt.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. [303]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/317>, abgerufen am 19.04.2024.