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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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In Harmesnächten.
Die Rechte streckt' ich schmerzlich oft
In Harmesnächten
Und fühlt' gedrückt sie unverhofft
Von einer Rechten --
Was Gott ist, wird in Ewigkeit
Kein Mensch ergründen,
Doch will er treu sich allezeit
Mit uns verbünden.

Eingelegte Ruder.
Meine eingelegten Ruder triefen,
Tropfen fallen langsam in die Tiefen.
Nichts das mich verdroß! Nichts das mich freute!
Niederrinnt ein schmerzenloses Heute!
Unter mir -- ach, aus dem Licht verschwunden --
Träumen schon die schönern meiner Stunden.
Aus der blauen Tiefe ruft das Gestern:
Sind im Licht noch manche meiner Schwestern?

In Harmesnächten.
Die Rechte ſtreckt' ich ſchmerzlich oft
In Harmesnächten
Und fühlt' gedrückt ſie unverhofft
Von einer Rechten —
Was Gott iſt, wird in Ewigkeit
Kein Menſch ergründen,
Doch will er treu ſich allezeit
Mit uns verbünden.

Eingelegte Ruder.
Meine eingelegten Ruder triefen,
Tropfen fallen langſam in die Tiefen.
Nichts das mich verdroß! Nichts das mich freute!
Niederrinnt ein ſchmerzenloſes Heute!
Unter mir — ach, aus dem Licht verſchwunden —
Träumen ſchon die ſchönern meiner Stunden.
Aus der blauen Tiefe ruft das Geſtern:
Sind im Licht noch manche meiner Schweſtern?

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[48/0062] In Harmesnächten. Die Rechte ſtreckt' ich ſchmerzlich oft In Harmesnächten Und fühlt' gedrückt ſie unverhofft Von einer Rechten — Was Gott iſt, wird in Ewigkeit Kein Menſch ergründen, Doch will er treu ſich allezeit Mit uns verbünden. Eingelegte Ruder. Meine eingelegten Ruder triefen, Tropfen fallen langſam in die Tiefen. Nichts das mich verdroß! Nichts das mich freute! Niederrinnt ein ſchmerzenloſes Heute! Unter mir — ach, aus dem Licht verſchwunden — Träumen ſchon die ſchönern meiner Stunden. Aus der blauen Tiefe ruft das Geſtern: Sind im Licht noch manche meiner Schweſtern?

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/62>, abgerufen am 25.04.2024.