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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Der Gesang des Meeres.
Wolken, meine Kinder, wandern gehen
Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen!
Eure wandellustigen Gestalten
Kann ich nicht in Mutterbanden halten.
Von der Erde seid ihr angezogen:
Blaue Gipfel! Küsten weit gebogen!
Dort der Stern ist eines Leuchtthurms Feuer!
Ziehet, Kinder! Suchet Abenteuer!
Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften!
Ruhet, sel'ge Geister, über Klüften!
Bauet Thürme! Blitzet! Liefert Schlachten!
Traget glüh'nden Kampfes Purpurtrachten!
Rauscht im Regen! Murmelt in den Quellen!
Füllt die Brunnen! Rieselt in die Wellen!
Braust in Strömen durch die Lande nieder --
Kommet, meine Kinder, kommet wieder!

Der Geſang des Meeres.
Wolken, meine Kinder, wandern gehen
Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiederſehen!
Eure wandelluſtigen Geſtalten
Kann ich nicht in Mutterbanden halten.
Von der Erde ſeid ihr angezogen:
Blaue Gipfel! Küſten weit gebogen!
Dort der Stern iſt eines Leuchtthurms Feuer!
Ziehet, Kinder! Suchet Abenteuer!
Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften!
Ruhet, ſel'ge Geiſter, über Klüften!
Bauet Thürme! Blitzet! Liefert Schlachten!
Traget glüh'nden Kampfes Purpurtrachten!
Rauſcht im Regen! Murmelt in den Quellen!
Füllt die Brunnen! Rieſelt in die Wellen!
Brauſt in Strömen durch die Lande nieder —
Kommet, meine Kinder, kommet wieder!

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[141/0155] Der Geſang des Meeres. Wolken, meine Kinder, wandern gehen Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiederſehen! Eure wandelluſtigen Geſtalten Kann ich nicht in Mutterbanden halten. Von der Erde ſeid ihr angezogen: Blaue Gipfel! Küſten weit gebogen! Dort der Stern iſt eines Leuchtthurms Feuer! Ziehet, Kinder! Suchet Abenteuer! Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften! Ruhet, ſel'ge Geiſter, über Klüften! Bauet Thürme! Blitzet! Liefert Schlachten! Traget glüh'nden Kampfes Purpurtrachten! Rauſcht im Regen! Murmelt in den Quellen! Füllt die Brunnen! Rieſelt in die Wellen! Brauſt in Strömen durch die Lande nieder — Kommet, meine Kinder, kommet wieder!

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/155>, abgerufen am 29.03.2024.