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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Das heilige Feuer.
Auf das Feuer mit dem goldnen Strahle
Heftet sich in tiefer Mitternacht
Schlummerlos das Auge der Vestale,
Die der Göttin ewig Licht bewacht.
Wenn sie schlummerte, wenn sie entschliefe,
Wenn erstürbe die versäumte Glut,
Eingesargt in Gruft und Grabestiefe
Würde sie, wo Staub und Moder ruht!
Eine Flamme zittert mir im Busen,
Lodert warm zu jeder Zeit und Frist,
Die entzündet durch den Hauch der Musen
Ihnen ein beständig Opfer ist
Und ich hüte sie mit heil'ger Scheue,
Daß sie brenne rein und ungekränkt;
Denn ich weiß, es wird der ungetreue
Wächter lebend in die Gruft versenkt.

Das heilige Feuer.
Auf das Feuer mit dem goldnen Strahle
Heftet ſich in tiefer Mitternacht
Schlummerlos das Auge der Veſtale,
Die der Göttin ewig Licht bewacht.
Wenn ſie ſchlummerte, wenn ſie entſchliefe,
Wenn erſtürbe die verſäumte Glut,
Eingeſargt in Gruft und Grabestiefe
Würde ſie, wo Staub und Moder ruht!
Eine Flamme zittert mir im Buſen,
Lodert warm zu jeder Zeit und Friſt,
Die entzündet durch den Hauch der Muſen
Ihnen ein beſtändig Opfer iſt
Und ich hüte ſie mit heil'ger Scheue,
Daß ſie brenne rein und ungekränkt;
Denn ich weiß, es wird der ungetreue
Wächter lebend in die Gruft verſenkt.

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[4/0018] Das heilige Feuer. Auf das Feuer mit dem goldnen Strahle Heftet ſich in tiefer Mitternacht Schlummerlos das Auge der Veſtale, Die der Göttin ewig Licht bewacht. Wenn ſie ſchlummerte, wenn ſie entſchliefe, Wenn erſtürbe die verſäumte Glut, Eingeſargt in Gruft und Grabestiefe Würde ſie, wo Staub und Moder ruht! Eine Flamme zittert mir im Buſen, Lodert warm zu jeder Zeit und Friſt, Die entzündet durch den Hauch der Muſen Ihnen ein beſtändig Opfer iſt Und ich hüte ſie mit heil'ger Scheue, Daß ſie brenne rein und ungekränkt; Denn ich weiß, es wird der ungetreue Wächter lebend in die Gruft verſenkt.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/18>, abgerufen am 29.03.2024.