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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Bekennt mir, Herren, frei und frank:
Wie thut Ihr, wann Ihr dürstet?
Ihr setzt Euch rittlings auf die Bank
Und ruft nach Wein und bürstet!
Zug und Schluck! Schluck und Zug!
Noch ein Trunk! Nie genug!
Die Einen wie die Andern.
Genießt Ihr wonn'ge Minnelust
Nach Dogmen oder Schulen?
Kost alle nicht Ihr Brust an Brust
Mit Euren trauten Buhlen?
Thört Ihr nicht? Trügt Ihr nicht?
Schwört Ihr nicht? Lügt Ihr nicht?
Die Einen wie die Andern.
Drum lassen wir auf sich bestehn
Die Lehren die uns trennten,
Da wir erbaulich einig gehn
In allen Elementen:
Erntefest! Winzertanz!
Aehrenkranz! Traubenkranz!
Feldruhm und edle Waffen!
Spricht's und es fährt ein elektrischer Schlag
Rundum und setzt Alles in Flammen:
Frankreich hoch! Freudetag!
Heut wächst es zusammen!
Sie springen ins Wasser, sie waten im Fluß,
Sie spitzen die bärtigen Lippen zum Kuß,
Sie fallen sich all in die Arme.
Bekennt mir, Herren, frei und frank:
Wie thut Ihr, wann Ihr dürſtet?
Ihr ſetzt Euch rittlings auf die Bank
Und ruft nach Wein und bürſtet!
Zug und Schluck! Schluck und Zug!
Noch ein Trunk! Nie genug!
Die Einen wie die Andern.
Genießt Ihr wonn'ge Minneluſt
Nach Dogmen oder Schulen?
Kost alle nicht Ihr Bruſt an Bruſt
Mit Euren trauten Buhlen?
Thört Ihr nicht? Trügt Ihr nicht?
Schwört Ihr nicht? Lügt Ihr nicht?
Die Einen wie die Andern.
Drum laſſen wir auf ſich beſtehn
Die Lehren die uns trennten,
Da wir erbaulich einig gehn
In allen Elementen:
Erntefeſt! Winzertanz!
Aehrenkranz! Traubenkranz!
Feldruhm und edle Waffen!
Spricht's und es fährt ein elektriſcher Schlag
Rundum und ſetzt Alles in Flammen:
Frankreich hoch! Freudetag!
Heut wächſt es zuſammen!
Sie ſpringen ins Waſſer, ſie waten im Fluß,
Sie ſpitzen die bärtigen Lippen zum Kuß,
Sie fallen ſich all in die Arme.
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[324/0338] Bekennt mir, Herren, frei und frank: Wie thut Ihr, wann Ihr dürſtet? Ihr ſetzt Euch rittlings auf die Bank Und ruft nach Wein und bürſtet! Zug und Schluck! Schluck und Zug! Noch ein Trunk! Nie genug! Die Einen wie die Andern. Genießt Ihr wonn'ge Minneluſt Nach Dogmen oder Schulen? Kost alle nicht Ihr Bruſt an Bruſt Mit Euren trauten Buhlen? Thört Ihr nicht? Trügt Ihr nicht? Schwört Ihr nicht? Lügt Ihr nicht? Die Einen wie die Andern. Drum laſſen wir auf ſich beſtehn Die Lehren die uns trennten, Da wir erbaulich einig gehn In allen Elementen: Erntefeſt! Winzertanz! Aehrenkranz! Traubenkranz! Feldruhm und edle Waffen! Spricht's und es fährt ein elektriſcher Schlag Rundum und ſetzt Alles in Flammen: Frankreich hoch! Freudetag! Heut wächſt es zuſammen! Sie ſpringen ins Waſſer, ſie waten im Fluß, Sie ſpitzen die bärtigen Lippen zum Kuß, Sie fallen ſich all in die Arme.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/338>, abgerufen am 25.04.2024.