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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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wovon ihnen der alte Baron früher einen Begriff ge-
geben. Bewegt und feierlich gingen die Freunde aus-
einander.


Die umständlichere Erzählung dieser Begebenheit
mußte vorangeschickt werden, um die rasche und er-
freuliche Entwicklung desto begreiflicher zu machen,
welche es von nun an mit der ganzen Existenz des
jungen Künstlers nahm. War es ein gewisser Klein-
muth oder Eigensinn, grillenhafter Grundsatz, was ihn
bisher bewegen mochte, mit seinem Talente unbeschrieen
hinter dem Berge zu halten, bis er dereinst mit ei-
nem höhern Grade von Vollendung hervortreten könnte:
so viel ist gewiß, daß die Behandlung der Oelfarbe
ihm bisher große Schwierigkeiten entgegensezte, jedoch,
wie Tillsen fand, nicht so große, als unser beschei-
dener Freund sich gleichsam selbst gemacht hatte. Viel-
mehr entdeckte Jener auch dießfalls an den Versuchen
des Leztern die überraschendsten Fortschritte, und gerne
faßte er den Entschluß zur förderlichen Mittheilung
einzelner Vortheile. In Kurzem stand Nolten, was
Geschicklichkeit betrifft, jedem braven Künstler gleich,
und in Absicht auf großartigen Geist hoch über Allen.
Seine Werke, sowie seine Empfehlung durch Tillsen,
verschafften ihm sehr schätzbare Verbindungen, und na-
mentlich erwies der Herzog Adolph, Bruder des
Königs, sich gar bald als einen freundschaftlichen
Gönner gegen ihn.

wovon ihnen der alte Baron früher einen Begriff ge-
geben. Bewegt und feierlich gingen die Freunde aus-
einander.


Die umſtändlichere Erzählung dieſer Begebenheit
mußte vorangeſchickt werden, um die raſche und er-
freuliche Entwicklung deſto begreiflicher zu machen,
welche es von nun an mit der ganzen Exiſtenz des
jungen Künſtlers nahm. War es ein gewiſſer Klein-
muth oder Eigenſinn, grillenhafter Grundſatz, was ihn
bisher bewegen mochte, mit ſeinem Talente unbeſchrieen
hinter dem Berge zu halten, bis er dereinſt mit ei-
nem höhern Grade von Vollendung hervortreten könnte:
ſo viel iſt gewiß, daß die Behandlung der Oelfarbe
ihm bisher große Schwierigkeiten entgegenſezte, jedoch,
wie Tillſen fand, nicht ſo große, als unſer beſchei-
dener Freund ſich gleichſam ſelbſt gemacht hatte. Viel-
mehr entdeckte Jener auch dießfalls an den Verſuchen
des Leztern die überraſchendſten Fortſchritte, und gerne
faßte er den Entſchluß zur förderlichen Mittheilung
einzelner Vortheile. In Kurzem ſtand Nolten, was
Geſchicklichkeit betrifft, jedem braven Künſtler gleich,
und in Abſicht auf großartigen Geiſt hoch über Allen.
Seine Werke, ſowie ſeine Empfehlung durch Tillſen,
verſchafften ihm ſehr ſchätzbare Verbindungen, und na-
mentlich erwies der Herzog Adolph, Bruder des
Königs, ſich gar bald als einen freundſchaftlichen
Gönner gegen ihn.

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[25/0033] wovon ihnen der alte Baron früher einen Begriff ge- geben. Bewegt und feierlich gingen die Freunde aus- einander. Die umſtändlichere Erzählung dieſer Begebenheit mußte vorangeſchickt werden, um die raſche und er- freuliche Entwicklung deſto begreiflicher zu machen, welche es von nun an mit der ganzen Exiſtenz des jungen Künſtlers nahm. War es ein gewiſſer Klein- muth oder Eigenſinn, grillenhafter Grundſatz, was ihn bisher bewegen mochte, mit ſeinem Talente unbeſchrieen hinter dem Berge zu halten, bis er dereinſt mit ei- nem höhern Grade von Vollendung hervortreten könnte: ſo viel iſt gewiß, daß die Behandlung der Oelfarbe ihm bisher große Schwierigkeiten entgegenſezte, jedoch, wie Tillſen fand, nicht ſo große, als unſer beſchei- dener Freund ſich gleichſam ſelbſt gemacht hatte. Viel- mehr entdeckte Jener auch dießfalls an den Verſuchen des Leztern die überraſchendſten Fortſchritte, und gerne faßte er den Entſchluß zur förderlichen Mittheilung einzelner Vortheile. In Kurzem ſtand Nolten, was Geſchicklichkeit betrifft, jedem braven Künſtler gleich, und in Abſicht auf großartigen Geiſt hoch über Allen. Seine Werke, ſowie ſeine Empfehlung durch Tillſen, verſchafften ihm ſehr ſchätzbare Verbindungen, und na- mentlich erwies der Herzog Adolph, Bruder des Königs, ſich gar bald als einen freundſchaftlichen Gönner gegen ihn.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/33>, abgerufen am 19.04.2024.