Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
minibus appellant secretum illud quod sola reverentia vident,
TAC. G.
9.
(c) Es würde zu weitläufig seyn dieses hier auszuführen.
Die Cathedrale beherrscht immer die übrigen Pfarr-
kirchen; und nothwendig musten verschiedene Nationen
sich zu einem Sprengel vereinigen; so bald sie sich zu
einer irgendwo fest-stehenden Gottheit halten wollten.
Vbi regnator omnium Deus; ibi caetera subjecta & paren-
tia. TAC. G.
39. Der Tempel im Stamm Juda ver-
sicherte diesem die Herrschaft; und ihn bauete der erste
ruhige Monarch aus diesem Stamm. Bey einigen Na-
tionen waren ein Haupt-Gott; und viele kleine Götter
um ihn. Letztere stelleten vermuthlich die kleinern Jn-
nungen vor, welche sich dem Haupt-Gott unterworfen
hatten. Die Cathedralen wurden so gar eine Zeitlang
bloß Heiligen vom ersten Range geweiht; und den dar-
unter stehenden Kirchen nur Heilige vom zweyten Rang
erlaubt.
(d) Das Bild der Jsis bey den Sueven saß auf einem Renn-
Schiff; und TACIT. G. 9. schließt daraus advectam esse
religionem.
Es könnte dieses aber auch eben so srüh,
und zumal bey einem ziehenden Volke, eine reisige
Gottheit anzeigen. Die Bundes-Lade bey den Juden
war beweglich; und wurde zuerst von einem Könige auf
eine beständige Stelle gebracht. Genug, daß eine
allgemeine National-Gottheit nicht Erd- und Nagel-fest
seyn konnte, ohne einer Provinz vor der andern einen
Vorzug zu geben.
§. 42.
Von besondern Gottheiten.

Deswegen aber konnte der besondere Gott einer
Haushaltung, einer Jnnung, oder einer Mark, gar
wohl sein Bild und seinen Tempel an einem verab-
redeten öffentlichen Orte haben. (a) Der Hausgott,
er mogte nun aus einer seltenen Wurzel oder aus

einem
Oſnabruͤckſche Geſchichte
minibus appellant ſecretum illud quod ſola reverentia vident,
TAC. G.
9.
(c) Es wuͤrde zu weitlaͤufig ſeyn dieſes hier auszufuͤhren.
Die Cathedrale beherrſcht immer die uͤbrigen Pfarr-
kirchen; und nothwendig muſten verſchiedene Nationen
ſich zu einem Sprengel vereinigen; ſo bald ſie ſich zu
einer irgendwo feſt-ſtehenden Gottheit halten wollten.
Vbi regnator omnium Deus; ibi cætera ſubjecta & paren-
tia. TAC. G.
39. Der Tempel im Stamm Juda ver-
ſicherte dieſem die Herrſchaft; und ihn bauete der erſte
ruhige Monarch aus dieſem Stamm. Bey einigen Na-
tionen waren ein Haupt-Gott; und viele kleine Goͤtter
um ihn. Letztere ſtelleten vermuthlich die kleinern Jn-
nungen vor, welche ſich dem Haupt-Gott unterworfen
hatten. Die Cathedralen wurden ſo gar eine Zeitlang
bloß Heiligen vom erſten Range geweiht; und den dar-
unter ſtehenden Kirchen nur Heilige vom zweyten Rang
erlaubt.
(d) Das Bild der Jſis bey den Sueven ſaß auf einem Renn-
Schiff; und TACIT. G. 9. ſchließt daraus advectam eſſe
religionem.
Es koͤnnte dieſes aber auch eben ſo ſruͤh,
und zumal bey einem ziehenden Volke, eine reiſige
Gottheit anzeigen. Die Bundes-Lade bey den Juden
war beweglich; und wurde zuerſt von einem Koͤnige auf
eine beſtaͤndige Stelle gebracht. Genug, daß eine
allgemeine National-Gottheit nicht Erd- und Nagel-feſt
ſeyn konnte, ohne einer Provinz vor der andern einen
Vorzug zu geben.
§. 42.
Von beſondern Gottheiten.

Deswegen aber konnte der beſondere Gott einer
Haushaltung, einer Jnnung, oder einer Mark, gar
wohl ſein Bild und ſeinen Tempel an einem verab-
redeten oͤffentlichen Orte haben. (a) Der Hausgott,
er mogte nun aus einer ſeltenen Wurzel oder aus

einem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(b)"><pb facs="#f0110" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">minibus appellant &#x017F;ecretum illud quod &#x017F;ola reverentia vident,<lb/>
TAC. G.</hi> 9.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Es wu&#x0364;rde zu weitla&#x0364;ufig &#x017F;eyn die&#x017F;es hier auszufu&#x0364;hren.<lb/>
Die Cathedrale beherr&#x017F;cht immer die u&#x0364;brigen Pfarr-<lb/>
kirchen; und nothwendig mu&#x017F;ten ver&#x017F;chiedene Nationen<lb/>
&#x017F;ich zu <hi rendition="#fr">einem</hi> Sprengel vereinigen; &#x017F;o bald &#x017F;ie &#x017F;ich zu<lb/>
einer irgendwo fe&#x017F;t-&#x017F;tehenden Gottheit halten wollten.<lb/><hi rendition="#aq">Vbi regnator omnium Deus; ibi cætera &#x017F;ubjecta &amp; paren-<lb/>
tia. TAC. G.</hi> 39. Der Tempel im Stamm Juda ver-<lb/>
&#x017F;icherte die&#x017F;em die Herr&#x017F;chaft; und ihn bauete der er&#x017F;te<lb/>
ruhige Monarch aus die&#x017F;em Stamm. Bey einigen Na-<lb/>
tionen waren ein Haupt-Gott; und viele kleine Go&#x0364;tter<lb/>
um ihn. Letztere &#x017F;telleten vermuthlich die kleinern Jn-<lb/>
nungen vor, welche &#x017F;ich dem Haupt-Gott unterworfen<lb/>
hatten. Die Cathedralen wurden &#x017F;o gar eine Zeitlang<lb/>
bloß Heiligen vom er&#x017F;ten Range geweiht; und den dar-<lb/>
unter &#x017F;tehenden Kirchen nur Heilige vom zweyten Rang<lb/>
erlaubt.</note><lb/>
          <note place="end" n="(d)">Das Bild der J&#x017F;is bey den Sueven &#x017F;aß auf einem Renn-<lb/>
Schiff; und <hi rendition="#aq">TACIT. G.</hi> 9. &#x017F;chließt daraus <hi rendition="#aq">advectam e&#x017F;&#x017F;e<lb/>
religionem.</hi> Es ko&#x0364;nnte die&#x017F;es aber auch eben &#x017F;o &#x017F;ru&#x0364;h,<lb/>
und zumal bey einem <hi rendition="#fr">ziehenden</hi> Volke, eine rei&#x017F;ige<lb/>
Gottheit anzeigen. Die Bundes-Lade bey den Juden<lb/>
war beweglich; und wurde zuer&#x017F;t von einem Ko&#x0364;nige auf<lb/>
eine <hi rendition="#fr">be&#x017F;ta&#x0364;ndige</hi> Stelle gebracht. Genug, daß eine<lb/>
allgemeine National-Gottheit nicht Erd- und Nagel-fe&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eyn konnte, ohne einer Provinz vor der andern einen<lb/>
Vorzug zu geben.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 42.<lb/><hi rendition="#b">Von be&#x017F;ondern Gottheiten.</hi></head><lb/>
          <p>Deswegen aber konnte der <hi rendition="#fr">be&#x017F;ondere</hi> Gott einer<lb/>
Haushaltung, einer Jnnung, oder einer Mark, gar<lb/>
wohl &#x017F;ein Bild und &#x017F;einen Tempel an einem verab-<lb/>
redeten o&#x0364;ffentlichen Orte haben. <note place="end" n="(a)"/> Der Hausgott,<lb/>
er mogte nun aus einer &#x017F;eltenen Wurzel oder aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0110] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽b⁾ minibus appellant ſecretum illud quod ſola reverentia vident, TAC. G. 9. ⁽c⁾ Es wuͤrde zu weitlaͤufig ſeyn dieſes hier auszufuͤhren. Die Cathedrale beherrſcht immer die uͤbrigen Pfarr- kirchen; und nothwendig muſten verſchiedene Nationen ſich zu einem Sprengel vereinigen; ſo bald ſie ſich zu einer irgendwo feſt-ſtehenden Gottheit halten wollten. Vbi regnator omnium Deus; ibi cætera ſubjecta & paren- tia. TAC. G. 39. Der Tempel im Stamm Juda ver- ſicherte dieſem die Herrſchaft; und ihn bauete der erſte ruhige Monarch aus dieſem Stamm. Bey einigen Na- tionen waren ein Haupt-Gott; und viele kleine Goͤtter um ihn. Letztere ſtelleten vermuthlich die kleinern Jn- nungen vor, welche ſich dem Haupt-Gott unterworfen hatten. Die Cathedralen wurden ſo gar eine Zeitlang bloß Heiligen vom erſten Range geweiht; und den dar- unter ſtehenden Kirchen nur Heilige vom zweyten Rang erlaubt. ⁽d⁾ Das Bild der Jſis bey den Sueven ſaß auf einem Renn- Schiff; und TACIT. G. 9. ſchließt daraus advectam eſſe religionem. Es koͤnnte dieſes aber auch eben ſo ſruͤh, und zumal bey einem ziehenden Volke, eine reiſige Gottheit anzeigen. Die Bundes-Lade bey den Juden war beweglich; und wurde zuerſt von einem Koͤnige auf eine beſtaͤndige Stelle gebracht. Genug, daß eine allgemeine National-Gottheit nicht Erd- und Nagel-feſt ſeyn konnte, ohne einer Provinz vor der andern einen Vorzug zu geben. §. 42. Von beſondern Gottheiten. Deswegen aber konnte der beſondere Gott einer Haushaltung, einer Jnnung, oder einer Mark, gar wohl ſein Bild und ſeinen Tempel an einem verab- redeten oͤffentlichen Orte haben. ⁽a⁾ Der Hausgott, er mogte nun aus einer ſeltenen Wurzel oder aus einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/110
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/110>, abgerufen am 23.04.2024.