Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
dritter Abschnitt.
frey bezeichnet keinen liberum originarium S. §. 6. n. b.
und §. 51. n a) haben erscheinen können: so finde ich
in der Geschichte keinen bequemern als diesen, dessen
Entfernung hinreicht jene Völker in den ruhigen Besitz
dieses Nahmens zu setzen. Denn so wenig die Spanier
Freye Niederländer kennen wollten, eben so wenig
mogten die Römer in den nächsten Provinzien am Nie-
derrhein Franken wissen wollen. Es gehörte einige
Zeit dazu, um ihnen diese Benennung geläufig zu ma-
chen, und wenn sie beym Vopiscus zuerst vorkommen,
erscheinen sie schon mit allem Ruhme der freyen Nieder-
länder, und man kann von jenen alten wie von diesen
neuen Franken sagen: gens est non tam lata quam vali-
da. §. 78. n. b.
Man erkennet auch schon ihren Ton in
ihrer Anrede an die Stadt Cölln: liberi inter liberos eri-
tis. TAC. hist. IV.
64.
§. 94.
Und behaupten sich die Chatten als
Franken.

Die Chatten schienen zuerst den Nahmen der Fran-
ken zu behaupten. (a) Sie fielen auf die Cherusker,
und verjagten deren König Chariomer (b) weil er zu
mächtig und mit der Zeit ein gefährlicher Nachbar
werden konnte. Chariomer kam zwar einigemal
wieder empor, (c) und Domitian unterstützte ihn
als einen römischen Freund mit Gelde; machte auch
selbst einige Bewegungen gegen die Chatten; allein
ohne Nutzen, und es scheinet, daß die Cherusker sich
von solcher Zeit an der Ehre, sich unter einem eignen
Feldkönige verbunden und gefürchtet zu sehen, bege-
ben musten. (d) Die Brukter hingegen erhielten sich
noch mit Macht, und ihre damalige heilige Beherr-
scherin Ganna, (e) welche nach Velledens Zeit ver-

ehret
N 2
dritter Abſchnitt.
frey bezeichnet keinen liberum originarium S. §. 6. n. b.
und §. 51. n a) haben erſcheinen koͤnnen: ſo finde ich
in der Geſchichte keinen bequemern als dieſen, deſſen
Entfernung hinreicht jene Voͤlker in den ruhigen Beſitz
dieſes Nahmens zu ſetzen. Denn ſo wenig die Spanier
Freye Niederlaͤnder kennen wollten, eben ſo wenig
mogten die Roͤmer in den naͤchſten Provinzien am Nie-
derrhein Franken wiſſen wollen. Es gehoͤrte einige
Zeit dazu, um ihnen dieſe Benennung gelaͤufig zu ma-
chen, und wenn ſie beym Vopiſcus zuerſt vorkommen,
erſcheinen ſie ſchon mit allem Ruhme der freyen Nieder-
laͤnder, und man kann von jenen alten wie von dieſen
neuen Franken ſagen: gens eſt non tam lata quam vali-
da. §. 78. n. b.
Man erkennet auch ſchon ihren Ton in
ihrer Anrede an die Stadt Coͤlln: liberi inter liberos eri-
tis. TAC. hiſt. IV.
64.
§. 94.
Und behaupten ſich die Chatten als
Franken.

Die Chatten ſchienen zuerſt den Nahmen der Fran-
ken zu behaupten. (a) Sie fielen auf die Cherusker,
und verjagten deren Koͤnig Chariomer (b) weil er zu
maͤchtig und mit der Zeit ein gefaͤhrlicher Nachbar
werden konnte. Chariomer kam zwar einigemal
wieder empor, (c) und Domitian unterſtuͤtzte ihn
als einen roͤmiſchen Freund mit Gelde; machte auch
ſelbſt einige Bewegungen gegen die Chatten; allein
ohne Nutzen, und es ſcheinet, daß die Cherusker ſich
von ſolcher Zeit an der Ehre, ſich unter einem eignen
Feldkoͤnige verbunden und gefuͤrchtet zu ſehen, bege-
ben muſten. (d) Die Brukter hingegen erhielten ſich
noch mit Macht, und ihre damalige heilige Beherr-
ſcherin Ganna, (e) welche nach Velledens Zeit ver-

ehret
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(a)"><pb facs="#f0225" n="195"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
frey bezeichnet keinen <hi rendition="#aq">liberum originarium</hi> S. §. 6. <hi rendition="#aq">n. b.</hi><lb/>
und §. 51. <hi rendition="#aq">n a</hi>) haben er&#x017F;cheinen ko&#x0364;nnen: &#x017F;o finde ich<lb/>
in der Ge&#x017F;chichte keinen bequemern als die&#x017F;en, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Entfernung hinreicht jene Vo&#x0364;lker in den ruhigen Be&#x017F;itz<lb/>
die&#x017F;es Nahmens zu &#x017F;etzen. Denn &#x017F;o wenig die Spanier<lb/><hi rendition="#fr">Freye Niederla&#x0364;nder</hi> kennen wollten, eben &#x017F;o wenig<lb/>
mogten die Ro&#x0364;mer in den na&#x0364;ch&#x017F;ten Provinzien am Nie-<lb/>
derrhein <hi rendition="#fr">Franken</hi> wi&#x017F;&#x017F;en wollen. Es geho&#x0364;rte einige<lb/>
Zeit dazu, um ihnen die&#x017F;e Benennung gela&#x0364;ufig zu ma-<lb/>
chen, und wenn &#x017F;ie beym Vopi&#x017F;cus zuer&#x017F;t vorkommen,<lb/>
er&#x017F;cheinen &#x017F;ie &#x017F;chon mit allem Ruhme der freyen Nieder-<lb/>
la&#x0364;nder, und man kann von jenen alten wie von die&#x017F;en<lb/>
neuen Franken &#x017F;agen: <hi rendition="#aq">gens e&#x017F;t non tam lata quam vali-<lb/>
da. §. 78. n. b.</hi> Man erkennet auch &#x017F;chon ihren Ton in<lb/>
ihrer Anrede an die Stadt Co&#x0364;lln: <hi rendition="#aq">liberi inter liberos eri-<lb/>
tis. TAC. hi&#x017F;t. IV.</hi> 64.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 94.<lb/><hi rendition="#b">Und behaupten &#x017F;ich die Chatten als<lb/>
Franken.</hi></head><lb/>
          <p>Die Chatten &#x017F;chienen zuer&#x017F;t den Nahmen der Fran-<lb/>
ken zu behaupten. <note place="end" n="(a)"/> Sie fielen auf die Cherusker,<lb/>
und verjagten deren Ko&#x0364;nig Chariomer <note place="end" n="(b)"/> weil er zu<lb/>
ma&#x0364;chtig und mit der Zeit ein gefa&#x0364;hrlicher Nachbar<lb/>
werden konnte. Chariomer kam zwar einigemal<lb/>
wieder empor, <note place="end" n="(c)"/> und Domitian unter&#x017F;tu&#x0364;tzte ihn<lb/>
als einen ro&#x0364;mi&#x017F;chen Freund mit Gelde; machte auch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t einige Bewegungen gegen die Chatten; allein<lb/>
ohne Nutzen, und es &#x017F;cheinet, daß die Cherusker &#x017F;ich<lb/>
von &#x017F;olcher Zeit an der Ehre, &#x017F;ich unter einem eignen<lb/>
Feldko&#x0364;nige verbunden und gefu&#x0364;rchtet zu &#x017F;ehen, bege-<lb/>
ben mu&#x017F;ten. <note place="end" n="(d)"/> Die Brukter hingegen erhielten &#x017F;ich<lb/>
noch mit Macht, und ihre damalige heilige Beherr-<lb/>
&#x017F;cherin Ganna, <note place="end" n="(e)"/> welche nach Velledens Zeit ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ehret</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0225] dritter Abſchnitt. ⁽a⁾ frey bezeichnet keinen liberum originarium S. §. 6. n. b. und §. 51. n a) haben erſcheinen koͤnnen: ſo finde ich in der Geſchichte keinen bequemern als dieſen, deſſen Entfernung hinreicht jene Voͤlker in den ruhigen Beſitz dieſes Nahmens zu ſetzen. Denn ſo wenig die Spanier Freye Niederlaͤnder kennen wollten, eben ſo wenig mogten die Roͤmer in den naͤchſten Provinzien am Nie- derrhein Franken wiſſen wollen. Es gehoͤrte einige Zeit dazu, um ihnen dieſe Benennung gelaͤufig zu ma- chen, und wenn ſie beym Vopiſcus zuerſt vorkommen, erſcheinen ſie ſchon mit allem Ruhme der freyen Nieder- laͤnder, und man kann von jenen alten wie von dieſen neuen Franken ſagen: gens eſt non tam lata quam vali- da. §. 78. n. b. Man erkennet auch ſchon ihren Ton in ihrer Anrede an die Stadt Coͤlln: liberi inter liberos eri- tis. TAC. hiſt. IV. 64. §. 94. Und behaupten ſich die Chatten als Franken. Die Chatten ſchienen zuerſt den Nahmen der Fran- ken zu behaupten. ⁽a⁾ Sie fielen auf die Cherusker, und verjagten deren Koͤnig Chariomer ⁽b⁾ weil er zu maͤchtig und mit der Zeit ein gefaͤhrlicher Nachbar werden konnte. Chariomer kam zwar einigemal wieder empor, ⁽c⁾ und Domitian unterſtuͤtzte ihn als einen roͤmiſchen Freund mit Gelde; machte auch ſelbſt einige Bewegungen gegen die Chatten; allein ohne Nutzen, und es ſcheinet, daß die Cherusker ſich von ſolcher Zeit an der Ehre, ſich unter einem eignen Feldkoͤnige verbunden und gefuͤrchtet zu ſehen, bege- ben muſten. ⁽d⁾ Die Brukter hingegen erhielten ſich noch mit Macht, und ihre damalige heilige Beherr- ſcherin Ganna, ⁽e⁾ welche nach Velledens Zeit ver- ehret N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/225
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/225>, abgerufen am 29.03.2024.