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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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dritter Abschnitt.
feldherrschaften und die königliche Würde auf ein Haupt
kommen zu lassen; und die Deutschen hatten einerley
Grundsätze, quando duces ex virtute reges ex nobilitate
sumebant.
(g) Die häufigen Kriege mit den Franken, schienen mehr
die Unternehmungen einiger Gefolge, als Land-folgen ge-
wesen zu seyn; indem erstere zu stark angewachsen seyn
mogten. S. §. 38. n. d Denn es ist nicht zu begreifen,
warum der Heerbann, welcher den Ackerbau treibt, sich
in solche verderbliche Kriege einlassen sollen. Derglei-
chen Gefolge ex servulis & vernaculis waren oft sehr stark;
wie das Beyspiel von Dydimus und Virianus beweißt.
S. PAUL. DIAC. XIII. 30.
(h) Die Sassen verpflichteten sich oft ad honorem in placito
regis praestandum.
S. THOROM. VI. 1. ap. CANIS. T.
II. p. II. p.
220. Und dies ist Beweiß genug, daß sie
die fränkische Herrschaft förmlich erkannten. Allein es
geschah wohl nur von überwundenen Edlen, welche kei-
nesweges als Repräsentanten der Gemeinen, oder als
ordentliche Obrigkeiten angesehen werden mögen.
§. 105.
Pipin dringt in unsre Gegend.

Die Züge der Franken kamen mehrentheils aus
Hessen und Thüringen (a) und nur selten vom Nie-
derrheine, (b) und wenn sie auch von letzterm Orte
kamen: so wandten sie sich auf Paderborn, (c) um
dasjenige, was sie von oben gebrauchten an sich zu
ziehen. Dies konnten sie thun, wenn sie nur die Lippe
besetzt hatten. Pipin gieng tiefer in Westphalen und
auf Rheme. Hier muste er Meister von der Ems
und einigen Vestungen auf seiner Linken seyn, ehe er
sich nach Rheme vertiefen konnte. Er hatte also
nothwendig Jburg (d) in unserm Stifte besetzt, und
der Erzbischof Hildeger von Cölln ward dort erschla-

gen.
O 4
dritter Abſchnitt.
feldherrſchaften und die koͤnigliche Wuͤrde auf ein Haupt
kommen zu laſſen; und die Deutſchen hatten einerley
Grundſaͤtze, quando duces ex virtute reges ex nobilitate
ſumebant.
(g) Die haͤufigen Kriege mit den Franken, ſchienen mehr
die Unternehmungen einiger Gefolge, als Land-folgen ge-
weſen zu ſeyn; indem erſtere zu ſtark angewachſen ſeyn
mogten. S. §. 38. n. d Denn es iſt nicht zu begreifen,
warum der Heerbann, welcher den Ackerbau treibt, ſich
in ſolche verderbliche Kriege einlaſſen ſollen. Derglei-
chen Gefolge ex ſervulis & vernaculis waren oft ſehr ſtark;
wie das Beyſpiel von Dydimus und Virianus beweißt.
S. PAUL. DIAC. XIII. 30.
(h) Die Saſſen verpflichteten ſich oft ad honorem in placito
regis præſtandum.
S. THOROM. VI. 1. ap. CANIS. T.
II. p. II. p.
220. Und dies iſt Beweiß genug, daß ſie
die fraͤnkiſche Herrſchaft foͤrmlich erkannten. Allein es
geſchah wohl nur von uͤberwundenen Edlen, welche kei-
nesweges als Repraͤſentanten der Gemeinen, oder als
ordentliche Obrigkeiten angeſehen werden moͤgen.
§. 105.
Pipin dringt in unſre Gegend.

Die Zuͤge der Franken kamen mehrentheils aus
Heſſen und Thuͤringen (a) und nur ſelten vom Nie-
derrheine, (b) und wenn ſie auch von letzterm Orte
kamen: ſo wandten ſie ſich auf Paderborn, (c) um
dasjenige, was ſie von oben gebrauchten an ſich zu
ziehen. Dies konnten ſie thun, wenn ſie nur die Lippe
beſetzt hatten. Pipin gieng tiefer in Weſtphalen und
auf Rheme. Hier muſte er Meiſter von der Ems
und einigen Veſtungen auf ſeiner Linken ſeyn, ehe er
ſich nach Rheme vertiefen konnte. Er hatte alſo
nothwendig Jburg (d) in unſerm Stifte beſetzt, und
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gen.
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[215/0245] dritter Abſchnitt. ⁽f⁾ feldherrſchaften und die koͤnigliche Wuͤrde auf ein Haupt kommen zu laſſen; und die Deutſchen hatten einerley Grundſaͤtze, quando duces ex virtute reges ex nobilitate ſumebant. ⁽g⁾ Die haͤufigen Kriege mit den Franken, ſchienen mehr die Unternehmungen einiger Gefolge, als Land-folgen ge- weſen zu ſeyn; indem erſtere zu ſtark angewachſen ſeyn mogten. S. §. 38. n. d Denn es iſt nicht zu begreifen, warum der Heerbann, welcher den Ackerbau treibt, ſich in ſolche verderbliche Kriege einlaſſen ſollen. Derglei- chen Gefolge ex ſervulis & vernaculis waren oft ſehr ſtark; wie das Beyſpiel von Dydimus und Virianus beweißt. S. PAUL. DIAC. XIII. 30. ⁽h⁾ Die Saſſen verpflichteten ſich oft ad honorem in placito regis præſtandum. S. THOROM. VI. 1. ap. CANIS. T. II. p. II. p. 220. Und dies iſt Beweiß genug, daß ſie die fraͤnkiſche Herrſchaft foͤrmlich erkannten. Allein es geſchah wohl nur von uͤberwundenen Edlen, welche kei- nesweges als Repraͤſentanten der Gemeinen, oder als ordentliche Obrigkeiten angeſehen werden moͤgen. §. 105. Pipin dringt in unſre Gegend. Die Zuͤge der Franken kamen mehrentheils aus Heſſen und Thuͤringen ⁽a⁾ und nur ſelten vom Nie- derrheine, ⁽b⁾ und wenn ſie auch von letzterm Orte kamen: ſo wandten ſie ſich auf Paderborn, ⁽c⁾ um dasjenige, was ſie von oben gebrauchten an ſich zu ziehen. Dies konnten ſie thun, wenn ſie nur die Lippe beſetzt hatten. Pipin gieng tiefer in Weſtphalen und auf Rheme. Hier muſte er Meiſter von der Ems und einigen Veſtungen auf ſeiner Linken ſeyn, ehe er ſich nach Rheme vertiefen konnte. Er hatte alſo nothwendig Jburg ⁽d⁾ in unſerm Stifte beſetzt, und der Erzbiſchof Hildeger von Coͤlln ward dort erſchla- gen. O 4

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/245>, abgerufen am 24.04.2024.