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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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erster Abschnitt.
nicht daß ein Haus in der Stadt oder im Dorfe jemals
die Wehre genennt worden. Auch ein Mark-Kotter hat
keine Wehre; es liegt also noch ein sensus eminens
darinn; also daß keiner Wehre gehabt, als wer im
Heerbann gestanden. Quisque a duodecimo aetatis anno
sit in hundredo & decima & plegio liberali qui VVera vel
Witte vel jure liberi dignus curat aestimari L L. Henrici I.
c.
8. beym WILK. p. 241. Jnsgemein bedeutet Wehre
so viel als Obhut, S. GRVPE in obs. rer. & ant Germ.
24. Und ein Wehr ist der Mann der in seiner
eignen und keiner fremden Obhut gestanden hat.
Denn Wehr bedeutet auch Virum.
(h) Es hat dieser Satz noch seinen Nutzen in einer vollstän-
digen Erklärung des juris aperturae; des juris asylorum;
und der Frage: ob eine Landes Obrigkeit das Recht
habe, sich das Haus eines Edelmanns eröfnen zu lassen,
wenn kein casus fractae pacis publicae vorhanden? Der-
gleichen Sachen werden jetzt alle philosophisch entschie-
den, und das ist sehr bequem.
§. 14.
Erste wahrscheinliche Vereinigung in
Marken.

Die gemeinschaftliche Nutzung eines Waldes, Wei-
degrundes, Mohrs, oder Gebürges, wovon ein jeder
seinen nöthigen Antheil nicht im Zaune haben konnte,
vereinigte dem Anschein nach zuerst ihrer einige in
unsern Gegenden. Wir nennen dergleichen gemein-
schaftliche Reviere Marken; und Markgenossen
waren vielleicht die ersten Völker da wo man sich ein-
zeln anbauete. Unser ganzes Stift ist in Marken,
worin Dörfer und einzelne Wohnungen zerstreuet lie-
gen, vertheilet, und die Gränzen derselben treffen mit
keiner Landes-Amts-Gerichts-Kirchspiels- oder

Bauer-
B 3
erſter Abſchnitt.
nicht daß ein Haus in der Stadt oder im Dorfe jemals
die Wehre genennt worden. Auch ein Mark-Kotter hat
keine Wehre; es liegt alſo noch ein ſenſus eminens
darinn; alſo daß keiner Wehre gehabt, als wer im
Heerbann geſtanden. Quisque a duodecimo ætatis anno
ſit in hundredo & decima & plegio liberali qui VVera vel
Witte vel jure liberi dignus curat æſtimari L L. Henrici I.
c.
8. beym WILK. p. 241. Jnsgemein bedeutet Wehre
ſo viel als Obhut, S. GRVPE in obſ. rer. & ant Germ.
24. Und ein Wehr iſt der Mann der in ſeiner
eignen und keiner fremden Obhut geſtanden hat.
Denn Wehr bedeutet auch Virum.
(h) Es hat dieſer Satz noch ſeinen Nutzen in einer vollſtaͤn-
digen Erklaͤrung des juris aperturæ; des juris aſylorum;
und der Frage: ob eine Landes Obrigkeit das Recht
habe, ſich das Haus eines Edelmanns eroͤfnen zu laſſen,
wenn kein caſus fractæ pacis publicæ vorhanden? Der-
gleichen Sachen werden jetzt alle philoſophiſch entſchie-
den, und das iſt ſehr bequem.
§. 14.
Erſte wahrſcheinliche Vereinigung in
Marken.

Die gemeinſchaftliche Nutzung eines Waldes, Wei-
degrundes, Mohrs, oder Gebuͤrges, wovon ein jeder
ſeinen noͤthigen Antheil nicht im Zaune haben konnte,
vereinigte dem Anſchein nach zuerſt ihrer einige in
unſern Gegenden. Wir nennen dergleichen gemein-
ſchaftliche Reviere Marken; und Markgenoſſen
waren vielleicht die erſten Voͤlker da wo man ſich ein-
zeln anbauete. Unſer ganzes Stift iſt in Marken,
worin Doͤrfer und einzelne Wohnungen zerſtreuet lie-
gen, vertheilet, und die Graͤnzen derſelben treffen mit
keiner Landes-Amts-Gerichts-Kirchſpiels- oder

Bauer-
B 3
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[21/0051] erſter Abſchnitt. ⁽g⁾ nicht daß ein Haus in der Stadt oder im Dorfe jemals die Wehre genennt worden. Auch ein Mark-Kotter hat keine Wehre; es liegt alſo noch ein ſenſus eminens darinn; alſo daß keiner Wehre gehabt, als wer im Heerbann geſtanden. Quisque a duodecimo ætatis anno ſit in hundredo & decima & plegio liberali qui VVera vel Witte vel jure liberi dignus curat æſtimari L L. Henrici I. c. 8. beym WILK. p. 241. Jnsgemein bedeutet Wehre ſo viel als Obhut, S. GRVPE in obſ. rer. & ant Germ. 24. Und ein Wehr iſt der Mann der in ſeiner eignen und keiner fremden Obhut geſtanden hat. Denn Wehr bedeutet auch Virum. ⁽h⁾ Es hat dieſer Satz noch ſeinen Nutzen in einer vollſtaͤn- digen Erklaͤrung des juris aperturæ; des juris aſylorum; und der Frage: ob eine Landes Obrigkeit das Recht habe, ſich das Haus eines Edelmanns eroͤfnen zu laſſen, wenn kein caſus fractæ pacis publicæ vorhanden? Der- gleichen Sachen werden jetzt alle philoſophiſch entſchie- den, und das iſt ſehr bequem. §. 14. Erſte wahrſcheinliche Vereinigung in Marken. Die gemeinſchaftliche Nutzung eines Waldes, Wei- degrundes, Mohrs, oder Gebuͤrges, wovon ein jeder ſeinen noͤthigen Antheil nicht im Zaune haben konnte, vereinigte dem Anſchein nach zuerſt ihrer einige in unſern Gegenden. Wir nennen dergleichen gemein- ſchaftliche Reviere Marken; und Markgenoſſen waren vielleicht die erſten Voͤlker da wo man ſich ein- zeln anbauete. Unſer ganzes Stift iſt in Marken, worin Doͤrfer und einzelne Wohnungen zerſtreuet lie- gen, vertheilet, und die Graͤnzen derſelben treffen mit keiner Landes-Amts-Gerichts-Kirchſpiels- oder Bauer- B 3

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/51>, abgerufen am 28.03.2024.