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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Ceres.

Mit ihr, der alles befruchtenden und alles er-
nährenden Göttin, die vom Saturnus erzeugt, und
aus dem Schooß der Rhea gebohren ward, erzeugte
Jupiter die jungfräuliche Proserpina, die, vom
Pluto entführt, in der Unterwelt die Königin
der Schatten ward.

Pluto und Proserpina sind also unter den
neuen Göttern
die Beherrscher des Orkus oder
der Schattenwelt. -- Der Tartarus ist eine der
größren Erscheinungen aus dem Zeitraume der
alten Götter; -- er ist, tief unter dem Orkus,
mit eherner Mauer umgeben, und dreifacher Nacht
umgossen, der Aufenthalt der Titanen, die
ewiges Dunkel gefangen hält.

Diese sind nun besiegt, und Jupiter, Neptun,
und Pluto haben sich in die Herrschaft über Erde,
Meer, und Luft getheilt. -- Das Chaos hat sich
gebildet; -- die Elemente haben sich gesondert; --
aber des Himmels Glanz umgiebt den herrschenden

Jupiter.

Er hat auf dem Olymp den höchsten Sitz; --
er winket mit den Augenbraunen, und der Olymp
erbebt; -- er ist das umgebende Ganze selber; --
vor ihm beugt sich der Erdkreis; er lächelt, und
der ganze Himmel heitert mit einemmal sich
auf. --

Ceres.

Mit ihr, der alles befruchtenden und alles er-
naͤhrenden Goͤttin, die vom Saturnus erzeugt, und
aus dem Schooß der Rhea gebohren ward, erzeugte
Jupiter die jungfraͤuliche Proſerpina, die, vom
Pluto entfuͤhrt, in der Unterwelt die Koͤnigin
der Schatten ward.

Pluto und Proſerpina ſind alſo unter den
neuen Goͤttern
die Beherrſcher des Orkus oder
der Schattenwelt. — Der Tartarus iſt eine der
groͤßren Erſcheinungen aus dem Zeitraume der
alten Goͤtter; — er iſt, tief unter dem Orkus,
mit eherner Mauer umgeben, und dreifacher Nacht
umgoſſen, der Aufenthalt der Titanen, die
ewiges Dunkel gefangen haͤlt.

Dieſe ſind nun beſiegt, und Jupiter, Neptun,
und Pluto haben ſich in die Herrſchaft uͤber Erde,
Meer, und Luft getheilt. — Das Chaos hat ſich
gebildet; — die Elemente haben ſich geſondert; —
aber des Himmels Glanz umgiebt den herrſchenden

Jupiter.

Er hat auf dem Olymp den hoͤchſten Sitz;
er winket mit den Augenbraunen, und der Olymp
erbebt; — er iſt das umgebende Ganze ſelber; —
vor ihm beugt ſich der Erdkreis; er laͤchelt, und
der ganze Himmel heitert mit einemmal ſich
auf. —

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[85/0111] Ceres. Mit ihr, der alles befruchtenden und alles er- naͤhrenden Goͤttin, die vom Saturnus erzeugt, und aus dem Schooß der Rhea gebohren ward, erzeugte Jupiter die jungfraͤuliche Proſerpina, die, vom Pluto entfuͤhrt, in der Unterwelt die Koͤnigin der Schatten ward. Pluto und Proſerpina ſind alſo unter den neuen Goͤttern die Beherrſcher des Orkus oder der Schattenwelt. — Der Tartarus iſt eine der groͤßren Erſcheinungen aus dem Zeitraume der alten Goͤtter; — er iſt, tief unter dem Orkus, mit eherner Mauer umgeben, und dreifacher Nacht umgoſſen, der Aufenthalt der Titanen, die ewiges Dunkel gefangen haͤlt. Dieſe ſind nun beſiegt, und Jupiter, Neptun, und Pluto haben ſich in die Herrſchaft uͤber Erde, Meer, und Luft getheilt. — Das Chaos hat ſich gebildet; — die Elemente haben ſich geſondert; — aber des Himmels Glanz umgiebt den herrſchenden Jupiter. Er hat auf dem Olymp den hoͤchſten Sitz; — er winket mit den Augenbraunen, und der Olymp erbebt; — er iſt das umgebende Ganze ſelber; — vor ihm beugt ſich der Erdkreis; er laͤchelt, und der ganze Himmel heitert mit einemmal ſich auf. —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/111>, abgerufen am 23.04.2024.