Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Nichts Höheres aber konnte man sich denken,
als den umwölbenden Aether, in welchem alle
Bildungen und Gestalten ruhen; dieser war da-
her auch Jupiters höchstes Urbild. -- So sang ein
Dichter aus dem Alterthum: Du siehst den er-
habenen ungemessenen Aether, der mit sanf-
ter Umgebung die Erd' umfaßt; den sollst
du für die höchste Gottheit, du sollst für Ju-
piter ihn halten!

Juno.

Unter der Juno dachte man sich das Erhabne
mit der Macht vereinte Schöne. -- Der Juno
hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die
Erde umgiebt;
dieser vermählte sich mit dem
ewigen Aether, der auf ihm ruht. --

In der vom Glanz der Sonne durchschimmer-
ten Atmosphäre bildet sich der vielfarbigte Regen-
bogen. Dieser ist wiederum das Urbild der schnel-
len Götterbotin, welche die Befehle der Juno
vollzieht. Es ist die glänzende Iris, eine Toch-
ter des Thaumas, welche, wenn sie in den Wol-
ken steht, die Gegenwart der hohen Himmels-
königin verkündigt.

Der Regenbogen spiegelt den majestätischen
Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno
in den Wolken ziehn. -- Alles ist übereinstim-

Nichts Hoͤheres aber konnte man ſich denken,
als den umwoͤlbenden Aether, in welchem alle
Bildungen und Geſtalten ruhen; dieſer war da-
her auch Jupiters hoͤchſtes Urbild. — So ſang ein
Dichter aus dem Alterthum: Du ſiehſt den er-
habenen ungemeſſenen Aether, der mit ſanf-
ter Umgebung die Erd’ umfaßt; den ſollſt
du fuͤr die hoͤchſte Gottheit, du ſollſt fuͤr Ju-
piter ihn halten!

Juno.

Unter der Juno dachte man ſich das Erhabne
mit der Macht vereinte Schoͤne. — Der Juno
hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die
Erde umgiebt;
dieſer vermaͤhlte ſich mit dem
ewigen Aether, der auf ihm ruht. —

In der vom Glanz der Sonne durchſchimmer-
ten Atmoſphaͤre bildet ſich der vielfarbigte Regen-
bogen. Dieſer iſt wiederum das Urbild der ſchnel-
len Goͤtterbotin, welche die Befehle der Juno
vollzieht. Es iſt die glaͤnzende Iris, eine Toch-
ter des Thaumas, welche, wenn ſie in den Wol-
ken ſteht, die Gegenwart der hohen Himmels-
koͤnigin verkuͤndigt.

Der Regenbogen ſpiegelt den majeſtaͤtiſchen
Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno
in den Wolken ziehn. — Alles iſt uͤbereinſtim-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0133" n="105"/>
          <p>Nichts Ho&#x0364;heres aber konnte man &#x017F;ich denken,<lb/>
als den umwo&#x0364;lbenden <hi rendition="#fr">Aether,</hi> in welchem alle<lb/>
Bildungen und Ge&#x017F;talten ruhen; die&#x017F;er war da-<lb/>
her auch Jupiters ho&#x0364;ch&#x017F;tes Urbild. &#x2014; So &#x017F;ang ein<lb/>
Dichter aus dem Alterthum: <hi rendition="#fr">Du &#x017F;ieh&#x017F;t den er-<lb/>
habenen ungeme&#x017F;&#x017F;enen Aether, der mit &#x017F;anf-<lb/>
ter Umgebung die Erd&#x2019; umfaßt; den &#x017F;oll&#x017F;t<lb/>
du fu&#x0364;r die ho&#x0364;ch&#x017F;te Gottheit, du &#x017F;oll&#x017F;t fu&#x0364;r Ju-<lb/>
piter ihn halten!</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Juno</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Unter der Juno dachte man &#x017F;ich das Erhabne<lb/>
mit der Macht vereinte Scho&#x0364;ne. &#x2014; Der Juno<lb/>
hohes Urbild war der Luftkreis, <hi rendition="#fr">welcher die<lb/>
Erde umgiebt;</hi> die&#x017F;er <hi rendition="#fr">verma&#x0364;hlte</hi> &#x017F;ich mit dem<lb/>
ewigen Aether, der auf ihm ruht. &#x2014;</p><lb/>
          <p>In der vom Glanz der Sonne durch&#x017F;chimmer-<lb/>
ten Atmo&#x017F;pha&#x0364;re bildet &#x017F;ich der vielfarbigte Regen-<lb/>
bogen. Die&#x017F;er i&#x017F;t wiederum das Urbild der &#x017F;chnel-<lb/>
len Go&#x0364;tterbotin, welche die Befehle der Juno<lb/>
vollzieht. Es i&#x017F;t die gla&#x0364;nzende <hi rendition="#fr">Iris,</hi> eine Toch-<lb/>
ter des Thaumas, welche, wenn &#x017F;ie in den Wol-<lb/>
ken &#x017F;teht, die Gegenwart der hohen Himmels-<lb/>
ko&#x0364;nigin verku&#x0364;ndigt.</p><lb/>
          <p>Der Regenbogen &#x017F;piegelt den maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chen<lb/>
Schweif der <hi rendition="#fr">Pfauen,</hi> die den Wagen der Juno<lb/><hi rendition="#fr">in den Wolken</hi> ziehn. &#x2014; Alles i&#x017F;t u&#x0364;berein&#x017F;tim-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0133] Nichts Hoͤheres aber konnte man ſich denken, als den umwoͤlbenden Aether, in welchem alle Bildungen und Geſtalten ruhen; dieſer war da- her auch Jupiters hoͤchſtes Urbild. — So ſang ein Dichter aus dem Alterthum: Du ſiehſt den er- habenen ungemeſſenen Aether, der mit ſanf- ter Umgebung die Erd’ umfaßt; den ſollſt du fuͤr die hoͤchſte Gottheit, du ſollſt fuͤr Ju- piter ihn halten! Juno. Unter der Juno dachte man ſich das Erhabne mit der Macht vereinte Schoͤne. — Der Juno hohes Urbild war der Luftkreis, welcher die Erde umgiebt; dieſer vermaͤhlte ſich mit dem ewigen Aether, der auf ihm ruht. — In der vom Glanz der Sonne durchſchimmer- ten Atmoſphaͤre bildet ſich der vielfarbigte Regen- bogen. Dieſer iſt wiederum das Urbild der ſchnel- len Goͤtterbotin, welche die Befehle der Juno vollzieht. Es iſt die glaͤnzende Iris, eine Toch- ter des Thaumas, welche, wenn ſie in den Wol- ken ſteht, die Gegenwart der hohen Himmels- koͤnigin verkuͤndigt. Der Regenbogen ſpiegelt den majeſtaͤtiſchen Schweif der Pfauen, die den Wagen der Juno in den Wolken ziehn. — Alles iſt uͤbereinſtim-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/133
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/133>, abgerufen am 29.03.2024.