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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Ihr Lieblingssitz war Paphos, wo man in
ihrem Tempel von allen Seiten Geschenke dar-
brachte, und Gelübde that. -- Von der Vereh-
rung, womit hier alle Völker der Göttin der
Schönheit huldigten, hieß sie die Königin von
Paphos.
-- Von Amathunt und Idalium in
Cypern führte sie die dichterischen Nahmen Idalia
und Amathusia.

Gnidus.

Nach Gnidus wallfahrtete man aus den ent-
ferntesten Ländern, um in der Venus des Praxi-
teles
die in alle Wesen Liebe einhauchende Gott-
heit zu verehren, welche durch die bildende Kunst,
in menschlicher Gestalt dem Auge sichtbar gemacht,
in einem offenen Tempel, dem Blick der Sterbli-
chen enthüllet, da stand, und die Bewunderung
aller Völker auf sich zog.

Cythere.

Auf diesem Eilande war der älteste Tempel
der Venus in Griechenland. -- Der Begriff von
der Göttin selber war mit ihrem Aufenthalt auf
Cythere so oft zusammengedacht, daß beide Nah-
men zu einem wurden, und in der Dichtersprache
die Göttin der Liebe Cythere heißt.

Ihr Lieblingsſitz war Paphos, wo man in
ihrem Tempel von allen Seiten Geſchenke dar-
brachte, und Geluͤbde that. — Von der Vereh-
rung, womit hier alle Voͤlker der Goͤttin der
Schoͤnheit huldigten, hieß ſie die Koͤnigin von
Paphos.
— Von Amathunt und Idalium in
Cypern fuͤhrte ſie die dichteriſchen Nahmen Idalia
und Amathuſia.

Gnidus.

Nach Gnidus wallfahrtete man aus den ent-
fernteſten Laͤndern, um in der Venus des Praxi-
teles
die in alle Weſen Liebe einhauchende Gott-
heit zu verehren, welche durch die bildende Kunſt,
in menſchlicher Geſtalt dem Auge ſichtbar gemacht,
in einem offenen Tempel, dem Blick der Sterbli-
chen enthuͤllet, da ſtand, und die Bewunderung
aller Voͤlker auf ſich zog.

Cythere.

Auf dieſem Eilande war der aͤlteſte Tempel
der Venus in Griechenland. — Der Begriff von
der Goͤttin ſelber war mit ihrem Aufenthalt auf
Cythere ſo oft zuſammengedacht, daß beide Nah-
men zu einem wurden, und in der Dichterſprache
die Goͤttin der Liebe Cythere heißt.

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[192/0240] Ihr Lieblingsſitz war Paphos, wo man in ihrem Tempel von allen Seiten Geſchenke dar- brachte, und Geluͤbde that. — Von der Vereh- rung, womit hier alle Voͤlker der Goͤttin der Schoͤnheit huldigten, hieß ſie die Koͤnigin von Paphos. — Von Amathunt und Idalium in Cypern fuͤhrte ſie die dichteriſchen Nahmen Idalia und Amathuſia. Gnidus. Nach Gnidus wallfahrtete man aus den ent- fernteſten Laͤndern, um in der Venus des Praxi- teles die in alle Weſen Liebe einhauchende Gott- heit zu verehren, welche durch die bildende Kunſt, in menſchlicher Geſtalt dem Auge ſichtbar gemacht, in einem offenen Tempel, dem Blick der Sterbli- chen enthuͤllet, da ſtand, und die Bewunderung aller Voͤlker auf ſich zog. Cythere. Auf dieſem Eilande war der aͤlteſte Tempel der Venus in Griechenland. — Der Begriff von der Goͤttin ſelber war mit ihrem Aufenthalt auf Cythere ſo oft zuſammengedacht, daß beide Nah- men zu einem wurden, und in der Dichterſprache die Goͤttin der Liebe Cythere heißt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/240>, abgerufen am 29.03.2024.